In kritischen Situationen ist es gut, wenn man weiß, was man tut – und vor allem die notwendigen Gerätschaften etc. bereits zur Hand hat.
1. Testsets
Die meisten Probleme in Garnelenbecken haben ihre Ursache im Wasser, denn selbst kristallklares Wasser kann für Garnelen tödliche Stoffe enthalten. Daher sollte man immer die nötigen Wassertests zur Hand haben. Insbesondere sind Ammonium/Ammoniak (NH4/NH3) (und in diesem Zusammenhang der pH-Wert) sowie Nitrat relevant. Kupfer ist zwar ebenfalls tödlich für Garnelen, aber leider schon in Konzentrationen weit unterhalb der Nachweisgrenze, an der Stelle sollten andere Mittel ergriffen werden (beispielsweise bei Kupferrohren im Haus das Wasser ein paar Minuten ablaufen lassen, bevor man welches für Garnelenbecken entnimmt). Garnelen ohne regelmäßige Wassertests zu halten grenzt an einen Blindflug und ist definitiv nicht empfehlenswert.
2. Leitwertmessgerät
1 ° der Gesamthärte (GH) entspricht in etwa einem Leitwert von 33 µS. Es gibt aber außer der von Erdalkali-Ionen gebildeten GH auch andere Stoffe, die den Leitwert nach oben treiben, z.B. Nitrat. Wenn der Leitwert also deutlich höher liegt als er laut der durch Tröpfchentests ermittelten GH sein sollte, muss dringend Wasser gewechselt werden.
3. Mulmsauger, Schlauch und Eimer
Das Wasser wurde getestet, und das Problem identifiziert. Abhilfe schafft man nun am besten mit einem großen Teilwasserwechsel -aber ohne diese Gerätschaften dürfte das ziemlich lange dauern. Der Mulmsauger ist ein gutes Handwerkszeug für Gammelecken – es gibt sogar garnelensichere Varianten im Handel – und der Eimer ist zwar eigentlich selbstverständlich, taugt aber zu mehr als nur zum Wassertransport. Als Not- oder Ausweichquartier tut er nämlich ebenfalls gute Dienste.
4. Ersatzfilter
Filter gehen erfahrungsgemäß zu sehr ungünstigen Zeiten kaputt – spät abends oder am Wochenende. Daher ist es immer gut, einen Ersatzfilter an der Hand zu haben. Im Idealfall läuft er bereits in einem Becken mit und ist sofort einsatzfähig, man kann aber auch einfach die eingefahrenen Filtermaterialien aus dem kaputten Filter benutzen. Ein einfacher, günstiger Innenfilter reicht dazu aus – Achtung, vor dem Einsatz ein Stück Strumpfhose überziehen und so garnelensicher machen!
5. Aktivkohle, Zeolith oder Wasseraufbereiter
Das Wasser ist getestet, aber der Wasserwechsel hat nicht wirklich etwas gebracht, und die organischen oder chemischen Schadstoffe sind immer noch im Wasser. In einem solchen Fall sollte man Aktivkohle, Zeolith oder einen Wasseraufbereiter wie EasyLife Flüssiges Filtermedium zur Hand haben.
6. Oxidator oder Membranpumpe mit Ausströmer
Wenn die Temperaturen steigen, organische Abbauprozesse im Becken heftig im Gang sind oder die Oberflächenbewegung zu wünschen übrig lässt, können die sauerstoffliebenden Garnelen in Bedrängnis kommen. Eine Luftpumpe mit Ausströmer oder ein Oxidator (jeweils zusätzlich zum Filter!) können in dem Fall schnell Abhilfe schaffen. Auch bei einem Stromausfall sorgt ein Oxidator für die notwendige Sauerstoffzufuhr im Becken.
7. Medikamente und natürliche Heilmittel
Am Beginn der Behandlung steht die korrekte Diagnose!Bei Problemen mit Bakterien-, Viren- oder Pilzbefall kann Desamar B100 helfen, bei bakteriellen Erkrankungen ist es gut, Furanol 2 im Schrank zu haben. Furanol 2 darf seit diesem Jahr leider nicht mehr rezeptfrei angegeben werden, Restbestände sind aber noch erhältlich. Der Nachfolger dieses Mittels, EctolBac, sollte laut JBL nicht bei Wirbellosen des Süßwassers angewendet werden, Sera Baktopur dürfte eine Alternative darstellen. Natürliche Heilmittel, die bei milden bakteriellen oder fungalen Erkrankungen eingesetzt werden können, sind getrocknete grüne Walnussblätter, Seemandelbaumblätter und -rinde, Zimtstangen, Erlenzapfen und Herbstlaub (insbesondere Eichen- und Buchenblätter). Zur Dosierung und weiteren Informationen führt dieser Link: Natürliche Heilmittel Für alle, die Fische mit ihren Garnelen zusammen halten, empfiehlt sich zusätzlich noch ein (garnelenverträgliches!) Medikament gegen Ichthyo (Weißpünktchenkrankheit) und Oodinium.
8. Kescher und Pflanzpinzette
Ein, besser noch zwei Kescher geeigneter Größe sind sinnvoll – um ein totes Tier zu entfernen, reicht einer, bei schreckhaften oder scheuen Garnelen sind zwei Kescher besser, um die Tiere schneller und damit schonender zu fangen. Mit einer langen Pflanzpinzette erspart man den Tieren übermäßiges Gerühre mit den Händen im Becken, sowohl beim Einpflanzen als auch beim Platzieren von Futter, Oxidatoren und anderem sowie beim Herausholen toter Pflanzenteile oder Tiere. Wurden diese Geräte in Problembecken verwendet, empfiehlt sich eine Desinfektion in Desamar B100 oder gesättigter Kochsalzlösung.
9. Quarantänebecken
Neue Tiere sollten erst in Quarantäne gehalten werden, bevor sie zu einem bestehenden Stamm dazu gesetzt werden. So kann man verhindern, dass neue Tiere Keime einschleppen, und auflerdem können sie sich in einem gesonderten Becken in Ruhe an die neuen Wasserwerte und an neue Futtergewohnheiten anpassen. Bei manchen Haltern entwickeln sich Quarantänebecken in schöner Regelmäßigkeit zu regulären Aquarien … um diese „Gefahr“ zu umschiffen, kann eine Quarantäne auch in einem durchsichtigen Eimer mit Luftpumpe oder eingefahrenem Filter durchgeführt werden.
10. Geduld!
Panik, Hektik und Ungeduld haben schon viele Tiere das Leben gekostet – auch wenn’s schwerfällt, sollte beispielsweise die Einfahrzeit eines Aquariums abgewartet werden, bevor besetzt wird, sollten neue Wasserwerte langsam eingestellt und eine Quarantäne durchgezogen werden. Auch bei Problemen ist es selten angezeigt, in Aktivismus zu verfallen und hundert Dinge gleichzeitig zu ändern. Sorgfältig beobachten, analysieren und dann erst überlegt handeln hilft weiter als hektischer Aktionismus, auch wenn’s manchmal schwerfällt … Fragen, Anregungen, Ergänzungen? Bitte hier entlang.