Von Bernhard Friedrichs
Bilder: Chris Lukhaup
Bücher zu dem Thema Hochzucht für Anfänger gibt es leider noch keine wirklich 100%ig brauchbaren, weil sich doch noch relativ viel tut und einige der sehr hilfreichen Produkte erst in den letzten Monaten erschienen sind, und in Foren findet man zwar viele, aber auch vielfältige und oft verwirrende Informationen.
So gesehen wäre es – denke ich mal – Zeit für einen möglichst simplen Anfängerguide, mit dem ein unerfahrener Aquarianer auch mit Hochzuchtgarnelen Erfolg haben kann. Damit meine ich keine intensive Vermehrung, aber zumindest eine gute und stabile Hälterung einer Hochzucht-Gruppe, die sich langsam vermehrt oder zumindest den Bestand erhält.
Ich denke, dass dies inzwischen durch die verschiedenen Produkte auf dem Markt gut möglich ist.
Ich gebe hier einen ersten Ansatz und empfehle dabei bewusst die Produkte der Gebrüder Logemann. Nicht um Schleichwerbung zu machen, sondern um alles möglichst simpel zu halten und den Anfänger nicht mit einer Vielzahl von Herstellern und Produkten zu verwirren. Außerdem funktioniert es damit schlicht und ergreifend. Als Beispiel sei hier Soil genannt: natürlich funktioniert auch z.B. ADA (New) Amazonia hervorragend, damit wird aber die Einlaufzeit schwieriger als mit dem Environmental Soil, weil der ADA reichlich Ammonium abgibt am Anfang.
Oft hört man die Empfehlung, dass Anfänger erst einmal mit einfacher zu pflegenden Arten der Gattung Neocaridina „üben“ sollten, man kann aber auch als Einsteiger beispielsweise mit den empfindlicheren Bienengarnelen anfangen, man muss dann jedoch geordneter und systematischer rangehen.
Die Ausstattung
Kurz zur Ausstattung: der Dennerle-Cube beispielsweise ist gut. Aus dem Set braucht man: den Cube, die Schaumstoffunterlage, die Rückwandfolie, die Abdeckscheibe, die Leuchte (ob Röhre oder LED ist egal, LED ist schicker und verbraucht weniger Strom, ist aber teurer), den Innenfilter und das Thermometer. Tagesdünger, Wasseraufbereiter und Vitalzusätze braucht man nicht. Für Hochzuchtgarnelen in Anfängerhand auf jeden Fall wegzulassen sind der Garnelenkies und der Bodengrunddünger.
Filter
Der Filter ist so wie im Set geliefert zwar gut, aber noch nicht ganz garnelengeeignet. Man kann an dem Dennerle-Eckfilter noch einiges an- und umbauen, was Dennerle selbst anbietet. Für den Anfang braucht man nur das Schutzgitter. Ein mit Strumpf abgedichteter Filter setzt sich relativ schnell zu, das Schutzgitter ist besser. Mehr benötigt man an Filterung erst einmal nicht, später kann man immer noch das Medium austauschen und eventuell eine Erweiterung anhängen, wenn der Besatz steigt. Aber das passiert erst nach Monaten, ist also zunächst uninteressant. Ganz wichtig ist, dafür zu sorgen, dass der Filter mit seinem Düsenrohr die Wasseroberfläche so bewegt, dass sie sich kräuselt. Sprich die kleinen Düsen sollen ungefähr auf Höhe der Wasseroberfläche sein. Sie können auch oberhalb liegen, aber dann plätschert es nervig und spritzt die Abdeckscheibe voll, so dass sie stumpf wird und weniger Licht durchlässt. Außerdem verdunstet dann mehr Wasser. Auf keinen Fall aber die Düsen unterhalb der Wasseroberfläche ausströmen lassen, ein halber cm tiefer ist schon zu tief. Die Wasseroberfläche sollte deutlich bewegt sein.
Heizung
Nehmt euren Heizstab raus, den braucht man nicht, solange das Becken in einem normal geheizten Raum steht, sprich bei 20-22 Grad. Die Raumluft wärmt das Becken auf diese Temperatur, das Licht und vor allem die Pumpe des Filters geben dann nochmal etwas Wärme ab. Bei mir hat der Raum jetzt in der Heizperiode um die 20 Grad. Die Becken haben um die 22° ohne Heizung. Ein Heizstab braucht unnötig Strom und kocht womöglich die Viecher, wenn er kaputt geht. Grundsätzlich sollte man nirgends einen Heizer verwenden, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Murphys Law…
Kies, Bodengrund und aktiver Soil
Ich mach’s kurz: vergesst den „schwarzen Garnelenkies“ für Hochzuchten. Hebt ihn euch für etwas anderes auf, für die Haltung von Neocaridina (Red Fire, Sakura, Rili etc.) ist er beispielsweise bestens geeignet. Aber nicht für Bees. Es gibt nun sehr viele verschiedene Soils. Aber für den Anfänger sicher mit am besten geeignet ist der der Logemänner. Besorg Dir den, der kleine 4l-Sack reicht für einen Cube, und zwar in der Powdergröße (wie verlinkt). Wenn man keinen Bodenfilter verwendet (was ich inzwischen ohnehin für überflüssig halte), bringt man aber nur eine dünne Schicht von ca. 1 cm Stärke ein. Die Bodenscheibe soll gerade so gut bedeckt sein. Mehr ist nicht notwendig. So kann man später auch eventuelle Gammelstellen einfach schnell absaugen und dann einfach eine Tasse von dem Soil nachlegen.
Das ist einer der Gründe, wieso im Boden wurzelnde Pflanzen nicht geeignet sind: die Bodenschicht ist schlicht zu dünn für die Dinger. Außerdem ist es in so einem Becken immer unpraktisch, nicht verrück- oder herausnehmbare Teile wie wurzelnde Pflanzen zu haben. Und zu guterletzt muss man ja immer mal wieder gärtnern, und beim Herausziehen wuchernder Pflanzen zieht man mit den Wurzeln auch allerlei Schmodder mit heraus und ins Wasser hinein, der besser im Boden geblieben wäre. Kurzum: weglassen.
Pflanzen
An Pflanzen reichen im Prinzip ein paar Moose. Die gibt’s auf Pads oder Wurzeln fertig aufgebunden (dann entfällt das Wässern der Wurzeln natürlich) oder lose, so dass man sie auf seine Wurzel oder andere Gegenstände aufbinden kann.
Auf jeden Fall lohnt es sich wenigstens am Anfang auch, einige Stängel Hornkraut mit ins Becken zu geben und einfach schwimmen zu lassen. Es wächst sehr gut, bietet den Tieren Rückzug- und Abweidefläche und holt unerwünschten Stickstoff, Nitrat und Silikat recht gut aus dem Wasser. Ab und zu die Stengel verkürzen, die Triebspitzen wieder zum erneuten Wachsen in das Becken geben und den Rest verwerfen. Das ist deutlich einfacher als eine Algenernte. Das genannte reicht an Pflanzen. Wenn es mehr sein sollen, dann sollte man Aufsitzerpflanzen auf Wurzeln oder anderen Gegenständen wählen. Im Boden wurzelnde Pflanzen sind aus verschiedenen Gründen für ein reines Beebecken nicht so gut geeignet, dazu weiter unten mehr.
An Aufsitzerpflanzen sind die verschiedenen Formen des Javafarns zu nennen, die jedoch zum Wuchern neigen. Man will die Tiere ja sehen, im Farn verstecken sie sich oft stark. Anubias kann man nehmen, aus reiner Vorsicht kann man es aber auch lassen. Ich nehme inzwischen sehr gerne die verschiedenen Bucephalandra-Arten, die man z.B. bei Tobi bekommt. Sie sind nicht ganz billig und manchmal auch nicht gut zu bekommen, aber ab und zu auch im Angebot zu haben, wenn verfügbar. Sie wachsen langsam, sind sehr hübsch (natürlich subjektiv) und eignen sich dank relativer Anspruchslosigkeit für so ein Garnelenbecken sehr gut.
Wurzeln, Steine und so
Eine Wurzel ist solange zu wässern, bis sie untergeht (logisch). Falls sie bereits ab Kauf untergeht (es gibt feucht verpackte Wurzeln), reichen 2 Tage. Wenn möglich täglich oder alle 2 Tage das Wasser im Eimer auswechseln, geht ja schnell. Gewässert werden kann mit normalem Leitungswasser. Nimmt man beim Befüllen des Eimers heißes Wasser aus Hahn oder Dusche, dann geht es schneller mit dem Absinken und dem Auslösen evtl. schädlicher Stoffe.
Wie weiter oben gesagt: für Hochzuchtbecken geeignete Pflanzen sind Moose, Hornkraut und Aufsitzer. Das Hornkraut frei schwimmend, die Moose und Aufsitzer auf Moospads, Wurzeln (ich habe z.B. die Buces auf kleinen Wurzelstücken) und auch anderen Gegenständen. Steine gehen natürlich auch, aber die dürfen keinen Kalk enthalten und das Wasser aufhärten. Das tun aber leider auch viele der Steinsorten aus dem sogenannten Fachhandel. Daher nur Steine verwenden, die in einem zuverlässigen, fachkundigen Shop (wie z.B. dem Garnelenhaus) als „nicht härtend“ gekennzeichnet sind. Nur da kann man sich darauf verlassen, dass das auch so ist. Im Zweifel dort nachfragen. Im „normalen“ Aquarienhandel kann man sich darauf leider überhaupt nicht verlassen.
Sehr zu empfehlen finde ich diese Bambus-Garnelenhäuser aus verkohltem Bambus. Man kann sie mit Moos bepflanzen und die Tiere nehmen sie bei mir gut an.
Einrichtung
Wichtig bei alledem: nicht zu viel! Man will die Tiere ja noch sehen und sie sollen auch genügend freie Bodenfläche zum Abweiden haben. Und man muss im Becken einen guten Überblick behalten. Erstens, damit man mögliche Gammelecken sofort erkennt bzw. diese gar nicht erst entstehen. Dafür muss alles gut umspült und eine gewisse Wasserbewegung vorhanden sein, das geht aber nur bei relativer Leere des Beckens. Und außerdem muss man mögliche tote Tiere schnell sehen und dann auch beseitigen können. In einem 30er Cube reichen eine Höhle, ein bis zwei kleine Wurzeln mit Aufsitzern oder Moos und ein bis zwei Moospads. Das nur als Beispiel, um ein Gefühl für die Menge zu erhalten. Vier bis sechs Moospads oder drei kleine Wurzeln würden je nach Größe auch passen. Alles so stellen, das man gut möglichst alles einsehen kann.
Laub
Nun zum Thema Laub, zu dem man auch viel lesen kann … kann man machen, muss man nicht. Man kann es auch erstmal weglassen und sich später, wenn es läuft, langsam herantasten. Man kann da als unerfahrener Anfänger einfach viel falsch machen. Laub ist nicht schlecht, aber auch kein notweniges Material und schon gar kein Wundermittel. In Japan habe ich außer einem vereinzelten Seemandelbaumblatt nie welches in den Becken gesehen. Gleiches gilt für Erlenzapfen, Bananenblätter, Rinde und was es noch alles gibt. Besorg Dir einfach ein kleines Pack Seemandelbaumblätter und hänge eins ins Becken, wenn Du mal länger weg bist. Ansonsten kannst Du jeweils ein halbes ins Becken hängen, wenn Du magst. Nötig ist es nicht, und mehr würde ich am Anfang nicht machen.
Wasser und Wasseraufbereitung
Osmosewasser ist für die Haltung von Hochzuchtgarnelen wie Bees und Taiwanern bis auf wenige Ausnahmen unabdingbar. Salty Shimp Bee Shrimp Mineral GH+ ist zum Aufhärten sehr empfehlenswert. Es funktioniert extrem gut und deckt auch die Ernährung der Pflanzen und Mikrofauna zuverlässig mit ab. Dosiere es so, dass Du auf ungefähr 200µS/cm kommst.
Ich empfehle gern ein Leitwertmessgerät mit integrierter Temperaturanzeige. Erstens ist es sehr praktisch und zweitens sieht man anhand der sich nicht mehr ändernden Temperaturanzeige, wann das Gerät die Wassertemperatur angenommen hat und einen zuverlässigen Leitwert anzeigt. Natürlich sollte das Gerät µS/cm anzeigen, nicht ppm.
Extrem gut bewährt hat sich bei mir das AP-2 von HM Instruments. Bei uns z.B. hier oder bei eBay erhältlich.
Wenn die Osmoseanlage zu langsam ist, dann kann man zur Erstbefüllung auch problemlos destilliertes Wasser aus dem Baumarkt oder Supermarkt verwenden. Das gibt’s da in 5l-Kanistern, kostet 1,5-2 €. Davon 6 reichen ja schon für unseren Cube. Diese Kanister kann man später auch zum Wasserlagern und vor allem Wasser-mit-Salz-mischen nehmen. Der Betrieb der Anlage am Kaltwasseranschluss ist sinnvoll und gut, bitte nicht ans Misch- oder gar Warmwasser anschließen. Wenn man einfach einen oder mehrere Tage vorher zapft, dann wird das Wasser problemlos warm auf Zimmertemperatur.
Am praktischsten ist es, sich einen etwas größeren Kanister oder ein Maischefass anzuschaffen, aus dem man das Osmosewasser dann entnimmt, wenn die Anlage langsam ist. Denn man muss ja auch verdunstetes Wasser mit reinem Osmosewasser nachfüllen. Hier gibt es z.B. runde 15l-Maischefässer im Baumarkt, die sind aus weißem Kunststoff und lebensmittelecht. Dieses Fass macht man voll, indem man die Anlage anstellt und den Schlauch einhängt. Man weiss ja ungefähr, wieviel Liter die Anlage pro Minute bzw. pro Stunde schafft. Wenn man alles so hinstellt, dass nichts umkippen oder der Schlauch herausrutschen kann, dann kann man das so stehenlassen, stellt sich einen Timer oder Wecker mit ausreichend Sicherheitspuffer und muss dann nicht die ganze Zeit daneben stehen.
Mal als Beispiel: Du hast vielleicht eine kleine Kompaktanlage, die maximal 130 l am Tag schafft. Durch 24 geteilt sind das 5,4 l pro Stunde. Dann braucht die Anlage knapp 3 h, um das Fass zu füllen. Also stellst Du Dir einen Timer auf 2,5 h, und wenn der bimmelt, gehst du hin und schaust, wieviel noch fehlt. Oder Du nimmst Dir einen 1-l-Messbecher, stellst die Anlage an und stoppst die Zeit, die es dauert, bis der Messbecher voll ist. Das nennt man auslitern. Die Zeit mal 15 ist dann die Zeit, die die Anlage ungefähr benötigt, um das 15-l-Fass zu füllen.
Solange man das Osmosewasser rein lässt, kann man es ewig stehen lassen, und es wird auch in einem solchen Vorratsfass nicht „schlecht“. Aufhärten kann man das Wasser, indem man die benötigte Menge in einen dieser kleinen 5l-Kanister aus dem großen Fass abfüllt (oder auch direkt aus der Anlage natürlich), die richtige Menge Salz gemäß Anleitung zugibt, zuschraubt und schüttelt.
Der sichere Weg bei einem 30l-Becken ist es, einfach alle 14 Tage 2,5 bis 5 Liter Wasser zu wechseln. Sprich einen halben oder einen Kanister. Man kann einen 5l-Kanister aufbereiten, davon die Hälfte zum Wasserwechsel verwenden, ihn dann dunkel lagern und 2 Wochen später problemlos die andere Hälfte des Wassers für den nächsten Wasserwechsel verwenden.
Ich hatte es vorher schon kurz angesprochen: aus dem Becken wird Wasser verdunsten, wieviel und wie schnell hängt von vielen Faktoren ab. Wichtig ist es, es ab und zu auf den ursprünglichen Füllstand nachzufüllen, und zwar nur mit reinem, nicht aufgesalzenem Osmosewasser.
Sollte die Osmoseanlage einmal nicht funktionieren oder man aus irgendeinem Grund nicht dazu kommen, auf sie zu warten: Man kann jederzeit oben erwähntes destilliertes Wasser aus dem Baumarkt verwenden. Sowohl zum Befüllen des Beckens, als auch zum Wasserwechseln (bei beidem natürlich das Wasser mit dem Beesalz aufhärten auf ~200µS/cm) und auch zum Nachfüllen des verdunsteten Wassers, dann wie gesagt unaufgesalzen.
Die Einlaufphase
Filterbakterien aus anderen Becken würde ich weglassen. Lieber etwas mehr Zeit einplanen und auf Produkte zugreifen, die Dir zuverlässig eine gesunde Mikrofauna ins Becken bringen. Neben dem erwähnten Salz und Soil ist das vor allem das Logemannsche „Bacter AE„.
Besorge und verwende es laut Anleitung. Tue dies ab Tag 1, dann läuft Dein Becken vernünftig ein.
Wasser kann man während der Einfahrzeit ruhig wechseln, denn man wechselt ja nur 14tägig 10-20%. Also kann man das auch in der Einlaufphase tun. Man kann aber auch den ersten und den zweiten Wasserwechsel nach dem Befüllen weglassen, so dass man erst nach 6 Wochen das erste Mal wechselt. Um sicherzustellen, dass im Becken eine zur Ernährung und Wohlbefinden wichtige Mikrofauna zuverlässig entsteht, würde ich für die Einlaufzeit als Anfänger 6-8 Wochen wählen. Das sollte dann aber auch reichen.
Futter
Und damit sind wir auch beim Futter: grundsätzlich sollte man wenig füttern, weniger als man glaubt zu müssen. Besagtes Bacter AE sollte man ab Beginn mehr oder weniger täglich einmal füttern, also auch schon ohne Garnelen. Aber sehr wenig. Der beigelegte Dosierlöffel ist leider unglücklich gewählt, voll reicht er für 120l. Man benötigt am Anfang ohne Besatz und dann mit dem Startbesatz von 10 Tieren ca. 1/8 Messlöffel. Probiert einmal aus, wieviel das ungefähr ist, und verwendet dann eine Messerspitze, das Ende eines Teelöffel-Stiels oder ähnliches, um die richtige Menge zu dosieren. Es gibt bei anderen Produkten wie z.B. Shirakura auch deutlich kleinere Messlöffel, die man dafür besser verwenden kann.
Wird der Besatz größer, kann man langsam mehr geben. Aber immer sparsam bleiben, man braucht wirklich wenig. Alle (wirklich alle) Anfänger füttern zu viel!!!
Ein bis zweimal die Woche füttert man gar nicht.
Zweimal die Woche füttert man zusätzlich (erst ab Besatz mit Tieren) Betaglucan, ebenfalls von den Logemännern. Davon auch nur sehr wenig, da gilt für die Dosierung und den Löffel das Gleiche wie für das BacterAE. Wenn man Betaglucan füttert, sollte dies deutlich vor oder nach jeder anderen Fütterung an dem Tag geschehen, sprich zeitlich versetzt, damit die Garnelen das BG auch gut aufnehmen.
Darüber hinaus gibt man dann noch wenig mehr Futter. Bei mir kommen wechselnd und je nach Verfügbarkeit zum Einsatz: getrocknetes, grünes Walnußlaub (zu Laub siehe aber oben, lasst es erstmal weg), Dennerle Shrimpking (Complete, Mineral oder Protein), Produkte aus Peters Laden und Söll Shrimp Sticks. Letztere sind ein hervorragend geeignetes Proteinfutter. Aber es gibt noch so viel mehr, gelegentlich nehme ich auch andere Sachen. Ich habe auch schon Futter selber hergestellt aus Spirulinapulver, Blütenpollen, Cyclop Eeze und anderen Zutaten, das Netz ist voll von Rezepten. Man kann auch Brennesseln und Spinat überbrühen, Kürbis trocknen, manche geben frische Gurke etc. Und obendrein gibt es eine schier unerschöpfliche Menge an speziellem Garnelenfutter von Shirakura, Benibachi und wie sie alle heißen.
Was die Selbstmachfutter anbelangt, wozu ich auch Gurke, Kürbis etc. zähle: lieber erst machen, wenn man ein Gespür für Futter hat und „der Laden läuft“, sprich wenn man bereits reichlich Erfahrung hat. Und was die anderen Futtersorten angeht: kann man auch alles nehmen, da gibt’s gute Sachen. Ich nehme z.B. auch – wenn ganz kleine Garnelen vorhanden sind – gerne spezielles Aufzuchtfutter von Shirakura oder Benibachi. Aber das ist alles Staubfutter, und man muss bei der Dosierung sehr auf die Menge achten. Wenig nehmen, man kann es nicht oft genug wiederholen. Die berühmte Messerspitze genügt völlig.
Und was man nicht außer Acht lassen sollte: die vielen verschiedenen Sorten und Möglichkeiten verführen dazu, dass man viel verschiedenes kauft, um die Tiere möglichst „abwechslungsreich“ zu ernähren. Fast automatisch wird dann aber zu viel gefüttert, denn man möchte ja auch alle Futtersorten regelmäßig geben. Und genau das ist sehr schlecht. Daher lieber auf wenige Sorten beschränken. Neben BacterAE und Betaglucan vielleicht noch 2 zusätzliche „Brockenfutter“-Sorten wie ShrimpKing oder die Söll Sticks und eventuell – wenn man viele ganz kleine Jungtiere hat und schon etwas „Fingerspitzengefühl“ mit Futter – noch ein Staubfutter für Jungtiere wie Shirakura ChiEbi. Und man benötigt letztendlich eh so wenig Futter, das man immer die kleinste Gebindegröße kaufen sollte und wenn alle, dann frisch nachkaufen. Schon alleine das bedingt, dass man nicht zu viele Sorten da hat, denn die würde man sonst ewig geöffnet lagern, bis sie mal aufgebracht sind. Weniger ist mehr!!!
Achja, und nicht von den teilweise abenteuerlichen Empfehlungen der Hersteller irreleiten lassen… da liest man teilweise von „einem Kügelchen pro Tier“. Schlechte Idee. Unnötig zu erwähnen, dass die Gebindegrößen für einen einzelnen 30l-Cube mit Garnelen meist viel zu groß sind. Daher auch immer schauen, ob das Futter nach längerer Zeit noch gut ist und vielleicht notieren, wann man es gekauft und geöffnet hat. Auch Garnelenfutter wird irgendwann „schlecht“, wobei es eher nicht im klassischen Sinne gammelt, sondern schlichtweg wichtige Inhaltsstoffe wie Vitamine irgendwann „verflogen“ sind.
Pflege
Den Filter macht man grundsätzlich immer nur dann sauber, wenn der Durchfluss spürbar nachlässt. Das kann zu verschiedenen Zeiten und aus verschiedenen Gründen sein. Manchmal ist schlicht das Düsenrohr veralgt, dann muss man auch nur dieses Rohr sauber machen. Das kann man aber jederzeit ohne Bedenken tun, auch mit heißem Wasser, wenn nötig. Schwierig ist es immer nur dann, wenn der Durchfluß sinkt, weil das Filtermedium bzw. die Filtermedien zugesetzt sind. In dem Falle nur mit maximal handwarmem Wasser (ca. 20-30 Grad) ausspülen. Und wie gesagt immer nur dann, wenn Anlass dazu besteht. Die Pumpe bzw das Förderrad selbst oder auch den Ansaugschutz kann man aber auch jederzeit reinigen – ohne Bedenken. Sensibel ist immer nur die eigentliche Filtermasse.
Dabei gleich eine Empfehlung zum Filter für etwas später (oder auch für gleich): der Dennerle Eckfilter ist gut, aber sein mitgeliefertes Filtermedium setzt sich mit der Zeit immer schneller zu und wird irgendwann unbrauchbar. Dann muss man es austauschen, wobei der Filter dann eine Weile quasi funktionslos läuft, bis das neue Medium wieder besiedelt ist. Das wichtigste am Filter ist in so einem Becken zwar die Wasserzirkulation, weil auch am und im Boden und an den Gegenständen wie Wurzeln viele Filterbakterien sitzen. Und bei mäßigem Besatz wird deswegen nicht gleich das Becken kippen, aber es muss trotzem nicht unbedingt sein.
Man hat nun zur Abhilfe verschiedene Möglichkeiten, die Dennerle bietet.
Man kann – der 30er Cube ist hoch genug – zum Beispiel gleich einen XL-Eckfilter besorgen, der hat schon 2 Kammern, die man abwechselnd wechseln kann. Bzw. kann man abwechselnd das enthaltene Filterelement wechseln.
Besser finde ich es jedoch, das Filterelement zu entnehmen und stattdessen einen Filterkorb einzusetzen. Diesen befüllt man mit dem passenden Filtergranulat und hat so eine deutlich besser weil wirkungsvollere und längst nicht so schnell verstopfende Alternative zum dem Filterelement, was beim Filter dabei ist.
Zur weiteren Wirkungssteigerung und als Backup, falls man doch mal das Granulat reinigen oder gar auswechseln muss, empfiehlt sich außerdem der Einsatz der Filterextension. Diese wird auch mit dem Granulat befüllt und ersetzt außerdem das Protektsieb, was ich oben erwähnte. Sprich man hat damit einen garnelensicheren Filter mit größerem Volumen und damit größerer, stabilerer Filterwirkung.
Wasserwerte messen
Miss, aber miss nicht zu viel. Der Leitwert ist das Wichtigste: man stellt ihn ja mit dem Salz beim Wasser ein. Sollte er sich dann im Becken deutlich ändern, dann stimmt etwas nicht. Dann sollte man nachsehen, ob sich irgendeiner der Haupwerte verändert hat, sprich GH/KH, pH und Nitrat (NO3). Dass sich die ersten 3 ändern, kann bei dem oben beschriebenen Setup mit Soil und Beesalz-Wasser nur sein, wenn man irgendwelche Steine im Becken hat, die das Wasser aufhärten. Ansonsten braucht man die Werte nicht zu messen, denn durch die Verwendung von Soil und Salz mit Osmosewasser kennt man sie ohnehin. Die KH sollte bei 0-1 sein, die GH bei 4-6 und der pH um 6. Da wird man eher keine Überraschungen erwarten können, wenn sonst nichts im Becken ist.
Anders bei NO3: das kann ansteigen, wenn irgendwas gammelt, sei es Tier oder Pflanze, wenn man zu viel füttert und/oder wenn der Besatz zu stark ist. NO3-Töpfchentests sind aber recht aufwendig, während die Stäbchentest-Variante hinreichend genau ist. Man will ja nicht wissen, ob man 7,48mg/l hat, sondern ob man quasi 0, oder irgendwas bei 5-10, oder 25 oder mehr mg/l Nitrat im Becken hat. Dafür reichen die Stäbchen völlig, der Test muss eh nur zur Kontrolle ab und zu und bei Problemen gemacht werden und ist sekundenschnell erledigt. Leider gibt es keine einzelnen NO3-Stäbchen (mehr), so dass man eine Dose Kombistäbchen besorgen muss. Aber immerhin ist da auch gleich Nitrit mit bei. Der Nitritwert muss immer weiß bleiben, verfärbt sich das Feld, dann hängt etwas schief (solange es nicht in der Einlaufphase ist, da ist ein höherer Nitritwert normal). Den Rest auf dem Stäbchen, nämlich GH, KH und pH, kann man nur und ausschließlich dazu verwenden, um zu kontrollieren, ob das Wasser noch weich und sauer ist. Einen konkreten Wert wird man nicht ablesen können, man wird aber sehen, ob die KH nicht mehr nahe 0, die GH deutlich zu hoch (oder zu niedrig) und der pH nicht mehr sauer, sondern neutral oder gar alkalisch ist. Mehr muss man aber auch nicht wissen, da man das Becken vorher doch recht klar und berechenbar aufsetzt.
Also, Leitwertmesser und Teststäbchen reichen in der Praxis, auch und insbesondere dem Anfänger, der mit den Tropfen leider oft nur Meßfehler produziert und durch den Aufwand nach anfänglicher Euphorie dann auch oft gar nichts mehr misst.
Garnelen einsetzen
Tröpfchenweise Wasser aus dem Nano in den Behälter mit den neuen Garnelen zu geben – das ist die sichere und für Anfänger unbedingt empfohlene Methode.
Garnelensterben?
Oft hört man, dass anscheinend ohne Grund Garnelen zu sterben beginnen. Meist liegen dem aber grobe Fehler zu Grunde … und ja, die passieren leider auch erfahrenen Leuten. Aber es wird mit den modernen Produkten besser und einfacher. Meist wird zuviel gemacht, zuviel gelesen, alles durcheinander gewürfelt und zu viel gefüttert. Vor allem das.
Wichtig am Anfang: erstmal aufs Wesentliche beschränken, nicht zu viele Variablen einbringen. Ich hoffe, das deutlich zu machen ist mir mit meinem Beitrag gelungen. Wenn es dann läuft, dann kann man optimieren und ausprobieren, wie man es noch besser machen kann. Aber dazu braucht man eben ein Basissetup, auf welches man zurückfallen kann, von dem man weiß, dass es funktioniert. Das ist deshalb wichtig, weil man die große Mehrheit der Veränderungen erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand zur Maßnahme erkennen kann. Wenn man keine Grundkonfiguration hat, der man vertraut, weil sie funktioniert, wird man am Ende, wenn etwas schief geht, so viel verändern, dass nicht mehr nachzuvollziehen ist, welches die schädliche Maßnahme war und welche – wenn überhaupt – Linderung bringt. Das führt nicht selten zum Totalverlust und mitunter zum Ende des Hobbies. Den Fehler haben ausreichend Leute vor Dir gemacht, Du brauchst das nicht.
Natürlich gibt es auch noch andere Wege, aber dieser hier ist einfach und führt bei vielen zum Erfolg. Zumindest am Anfang … um eine Zucht aufzumachen, bedarf es mehr und anderer Methoden. Aber so sollten sich die Tiere zumindest gut vermehren und dem Halter Freude bereiten.
Und macht euch keinen Kopf, falls mal ein Tier stirbt: das passiert eben ab und zu. Erst wenn es mehrere in kurzer Zeit sind, hat man ein Problem.
Viel Erfolg an alle Anfänger und Grüße,
Bernhard
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