von Jürgen Epple
Guangzhou
Im April konnte ich einen Geschäftstermin in Guangzhou mit dem Besuch auf dem dortigen Aquaristikmarkt verbinden. Nach Guangzhou gibt es nur wenige Direktflüge, u.a. mit Lufthansa. Man kann auch z.B. mit Emirates über Dubai fliegen oder – so wie ich – mit Lufthansa über Hongkong.
Gleich nach Ostern fand in Guangzhou die „Kanton Fair“ statt, und so waren Hotels und die Direktflüge praktisch ausgebucht. Bei 3 Mio. Einwohnern im Stadtbezirk wollte ich aber schon ein strategisch gut gelegenes Hotel zwischen der Firma und dem Aquaristikmarkt.
Man erreicht Guangzhou über Hongkong in 2 Stunden mit dem Zug, oder in einer starken Stunde mit dem Speedboot. Das habe ich vor ca. 15 Jahren mal gemacht, aber bei gutem Seegang bedarf es eines starken Magens, vor allen Dingen wenn 80% der Passagiere sich das Essen nochmals durch den Kopf gehen lassen … Und laut unserem Lieferanten liegt der Hafen eh ungünstig, so habe ich mich für den magenfreundlicheren Zug entschieden.
Da alles planmäßig verlief, konnte der eingeplante Reservetag voll und ganz dem Markt gewidmet werden. Eine knappe Stunde mit dem Taxi gilt für chinesische Verhältnisse noch als strategisch günstig gelegen. Dafür kostet diese Fahrt dann auch gerade mal umgerechnet 10.- Euro.
Sehr erfreut war ich, dass mir die Export-Managerin unseres Lieferanten als Dolmetscherin für diesen Tag zur Verfügung gestellt wurde.

Hier eine Übersicht vom Ganzen. Das Tor ist auf der Karte links unten.
Der Markt beginnt sehr früh, wir haben es immerhin auf 10 Uhr geschafft. Er besteht aus mehreren Teilen.
Legende:
Rosa – Aquaristik
Rot – Pflanzen
Hellbraun – Vögel
Braun – Kleintiere
Hellblau – Möbel
Ich bin in 5 Std. (leider) nicht über die Aquaristik“abteilung“ hinausgekommen. Man könnte problemlos 1-2 Tage auf diesem Markt verbringen.
Das Marktgelände sieht zwar aus wie irgendwelche Messehallen, aber der ganze Hauptteil ist nochmals komplett überdacht, und seitlich zur Belüftung oben offen. Trotzdem sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit nichts für den schwachen Kreislauf.
Sehr früh morgens kommen die Züchter und auch die Großhändler. Die letzteren haben wir zumindest noch gesehen.
Der Aquaristikbereich ist riesig. Es sind mehrere „Hauptgänge“ mit unendlich vielen kleinen Seitengassen. Will man alles sehen, müsste man Gang für Gang ablaufen. Um irgendetwas wieder zu finden, muss man sich markante Punkte merken, oder mit dem Handy Orientierungsfotos machen.
Auch den Bodengrund gibt es in allen Farben, entweder lose oder gleich im Zentnerpack …
… Pflanzen ohne Wachstums- und Algenprobleme.
Schönheit liegt wie immer im Auge des Betrachters. Wir diskutieren, ob der „Spongebob“ ins Becken darf oder nicht, in China scheint man sich darüber eher keine Sorgen zu machen.
Es gab Fische in allen Größen und Farben….. leider auch solche, die wir in Europa als Qualzuchten bezeichnen würden, zum Beispiel Papageienbuntbarsche (Parrot Cichlids) in vielen Ausfärbungen – und auch tätowierte und komplett künstlich eingefärbte Tiere.
Reicht erstmal für den Erstbesatz …
Auch Koi-Freunde kommen auf ihre Kosten …
… ebenso wie die Aquascaper.
Sehr beeindruckend war die „Straße“ mit den Wasserpflanzen, Moosen & bepflanzen Wurzeln. Preislich begann das bei ungefähr 50 Cent.
Die Fische werden entweder in den Shops verkauft, oder – wie oben gezeigt – an diversen Ständen vorgepackt in Tüten, aus kleinen Becken heraus oder aus Wannen entlang der unzähligen Gängen. Was aus der Wanne hüpft – ist selber schuld …
Diese Kugelfische kosten das Stück umgerechnet nur ca. 25 Cent…
Bei den Schildkröten kamen mir fast die Tränen.
Oft passte auch leider die Größe vom Fisch nicht zur Verpackung oder „Zwischenlagerung“ …
Hier auf dem Markt gab es nur wenige Wirbellose. Bees in 3-4 Band, einige verunglückte Mosuras etc. Ferner Rili Shrimps, super gefärbte Yellow Fire, und rote Sakura als ob man sie nachgemalt hat. High-Grade-Bees oder Taiwaner sah ich nicht. Man muss dazu aber sagen, dass vieles abhängig vom Tagesangebot ist.
Meine Dolmetscherin Linda war im 5. Monat schwanger, und ich musste da pausentechnisch etwas Rücksicht nehmen. Nach dem Mittagessen bin ich also allein los gezogen, und es war abgemacht, dass wir uns nach 1,5 Std, an einem „idiotensicheren Punkt“ wieder treffen.
Dauernd wollte sie meine Einkäufe etc. tragen, das war mir sehr unangenem – deshalb überließ ich ihr nur ein paar leichte Tüten. Leider befanden sich darin dann aber das Handy und der Fotoapparat …
Als ich das bemerkte, machte ich mich auf die Suche nach Linda, aber auf dem Markt fand ich sie leider nicht – sie war in der Möbelabteilung unterwegs. Nach unserem Treffen konnte ich dann unglücklicherweise den Shop mit den Garnelen nicht mehr wiederfinden … Der Markt war einfach zu unübersichtlich und zu groß.
Es ist gut möglich, dass von den Hunderten von Anbietern nur ein einziger Laden das hat, was man sucht …
Es gibt auch klasse Mitbringsel fürs heimische Wohnzimmer …
Hier ist meine Ausbeute für nicht mal € 20.- ! Ab 100 Stück wird dann konkurrenzlos günstig, aber was soll ich mit 100 Thermometern und 100 Schwammfiltern …
In Hongkong habe ich mir dann für € 1.- den passenden Adapter geholt, wer will, kann auch den Stecker tauschen, das kommt aber auch nicht viel günstiger.
Fazit: Dieser Markt ist ein „MUSS“ für jeden, der in Guangzhou ist. Mit Hilfe eines Taschenrechners könnte das Verhandeln wohl auch ohne Dolmetscher klappen. Wir haben es mal ausprobiert, selbst mir als Ausländer wurde kein höherer Preis genannt als Linda.
Im Zweifelsfall kann man ja die Preise in verschiedenen Läden vergleichen.
Sucht man etwas bestimmtes, helfen nur Bilder. Lateinische Namen sind unbekannt, und es macht mehr Sinn mit den Bildern „bewaffnet“ von Shop zu Shop laufen.
Wir wurden mehrmals kreuz und quer geschickt, ohne dass die Angaben stimmten – dann verliert man schnell den Überblick.Auch ein Tagesausflug von Hongkong aus wäre möglich, aber das wäre schon ein straffes Zeitfenster. Für die Einreise nach China benötigt man ein Visum, somit kommen zur Zugfahrt von 2 Std. noch ca. 1,5-2 Std. hinzu. Man muss ca. 1h vor Abfahrt am Bahnhof sein. Die Einreise dauert auch mind. 30-45 Minuten, das gleiche gilt für die Rückreise. Dann noch je 1 Std. Fahrt mit dem Taxi vom „Guangzhou East Station“ zum Markt.
Danke an Bernhard und Mura für die Tipps und Links!
Hong Kong
Gegen 12.00 Uhr des nächsten Tages war ich wieder zurück in Hongkong……Viel Zeit hatte ich diesmal nicht, denn am nächsten Vormittag ging schon der Flieger.
Hongkong gehört definitv zu den Top 3 meiner Lieblingsstädte. Leider musste ich diesmal aus Zeitgründen auf den Peakbesuch, den Stanley-Market und die geliebte Sampan Tour verzichten.
Ich hatte leider den Eindruck, dass der Aquaristikmarkt etwas nachgelassen hat, doch würde ich ihn trotzdem immer wieder besuchen. Vielleicht war ich auch noch zu sehr von Guangzhou beeindruckt.
Auch hier sollte man mindestens 2-3 Stunden einplanen, wenn man alle Geschäfte ablaufen möchte. Das geht relativ einfach, die eine Strassenseite hoch, die andere wieder runter. Konversation auf Englisch ist problemlos möglich. (Viel) Bargeld mitnehmen, hier werden Kreditkarten selten genommen, genauso wie übrigens in Guangzhou. In Hongkong gilt der Hongkong Dollar, in China der Yuan (oder auch Renminbi genannt).
Der Markt ist im Bezirk Mong Kok, in der Nähe des Marktes ist die gleichnamige Metro Station. Die Strasse heißt Tung Coi Street, der Markt ist im nördlichen Bereich der Strasse. Im Süden der Tung Choi Street ist der „Lady Market“ hier kann man – falls nötig – die nicht aquaristikbegeisterte Frau/Freundin „parken“. Schmuck, Schuhe, Handtaschen, Handtaschen und nochmals Handtaschen, Nippes als Mitbringsel für Freunde & Nachbarn, die Blumen und Garnelen versorgen, RC-Helikopter für die großen und kleinen „Kinder“ … Das kann man sich auch gut auf „Google Street View“ anschauen.
Leider wurde der Markt gerade aufgebaut und viele AQ-Geschäfte hatten noch geschlossen, als das Street-View Auto die Aufnahmen machte.
Von der Uhrzeit her ist ab 12/13 Uhr eine gute Zeit, der Lady Market öffnet meist etwas später.
Das Fotografieren war diesmal echt schwierig: „No photos“ hieß es überall und es wurde auch peinlich genau darauf geachtet.Wenn man etwas kauft, ist es möglich mal das eine oder andere Bild zu machen, trotzdem musste ich viel aus der Hüfte „schießen“, deshalb sind nicht alle Fotos gelungen. Vor 1,5 Jahren beim letzten Besuch konnte ich noch ungehindert fotografieren.
Auch hier wieder drangvolle Enge bei den Schildkröten …
Die Fische und Garnelen werden teilweise auch wieder „beutelweise“ verkauft. Im Zooladen gab es außerdem Chinchillas, Katzen und Hunde (In diesem Fall als Haustiere …)
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Im nächsten Laden konnte man nicht nur problemlos fotografieren, man konnte auch „seine“ Garnelen selbst rausfangen …
Sehr ärgerlich war, dass ich vergessen hatte die extra herausgeschriebenen Adressen der Crustahunter Fangreise von Chris mitzunehmen. Die lagen dann gut im Hotelzimmer …
Der Aquascaper-Shop von Dave Chow hatte leider geschlossen, die Jungs von Green Concept erlaubten mir freulicherweise ein paar Bilder zu machen, nachdem ich auf den Beitrag von Chris verwiesen hatte.
Nur den Crystal Garden fand ich nicht, da er sich im zweiten Stock eines Hauses befand. War vielleicht auch besser so, denn laut Chris nehmen sie auch Kreditkarten …
Im nächsten Shop fand ich ein paar Landkrabben. Die aus Thailand kommende Art entpuppte sich dann als Geosesarma krathing … hätte ich auch wirklich wissen können.
Seinen kleinen chaotischen Laden fand ich auf der Hongkong Island Seite in der Nähe von North Point.
So, das wars mal wieder aus Hongkong.Ich hoffe es hat euch Spaß gemacht!Gruß Jürgen