Denkt man an Hong Kong, fällt einem natürlich sofort die berühmte Skyline der Stadt ein. Ein imposantes Bild. Doch auch aquaristisch ist Hong Kong alles andere als langweilig.
Natürlich gibt es die bekannte Tung Choi Street, in der sich ein Aquarien-Geschäft ans andere reiht und in der man Stunden mit Bummeln verbringen kann um neues oder altbekanntes zu entdecken.
Auch die Natur um Hong Kong hat einiges zu bieten. Nur wenige Minuten von der Innenstadt weg kann man wunderschöne einsame Plätze finden und auf Tauchstaion gehen. Die kleinen Bäche sind meistens klar und bieten eine angenehme Erfrischung in der heißen Mittagsonne Hong Kongs.
Selbst in den kleinen Bächen in den Parks inmitten von Hong Kong kann man Garnelen und Fische finden. Den Wirbellosen gilt unser Ha
uptaugenmerk, aber auch die einheimischen Fischarten wollen wir beobachten.Bisher kennen wir 4 Garnelenarten Arten, die im Hügeland von Hong Kong vorkommen.
Caridina serrata, Caridina trifasciata, Caridina cantonensis und Caridina apodosis, die alle vier der Caridina-serrata-Artengruppe angehören.
Auch die Bienengarnele, die wohl der Caridina cantonensis ähnlich ist, stammt aus einem kleinen Bach, der nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt ist. In den Anfangszeiten des Garnelenbooms wurde die Bienengarnele als Caridina serrata bezeichnet. Die wirkliche Caridina serrata ist transparent bis graubraun oder rötlichbraun, hat einige unregelmäßige dunklere Querbinden und sieht ganz anders aus als die schwarz weiß gestreifte Bienengarnele. Bisher dürften es die Tiere noch nicht in die Aquaristik geschafft haben.
Diese Art ist endemisch auf Hong Kong Island und bevölkert dort die kleinen Bergbäche, die ganzjährig Wasser führen. Man findet die Tiere in großer Dichte und oft dort, wo sich Laub angesammelt hat. Die Wassertemperatur dieser Bäche war mit 18-19°C recht kühl. Einer der kleinen langsamfließenden Bäche hatte einen geringen Leitwert von 80 µS bei einem pH von knapp 6. In diesem Bach konnten wir auch noch andere Wirbellose wie Brotia hainanensis, eine auf Hong Kong weit verbreitete Schneckenart, und eine bisher noch nicht bestimmte Krabbenart beobachten.
Im Mündungsbereich im Osten der New Territories machten wir an einem kleinen Fluss halt, der im Tidenbereich lag und zu dieser Tageszeit gerade wenig Wasser führte. Unter Steinen konnten wir eine Caridina-Art fangen, die von den Wissenschaftlern als Caridina elongopoda bezeichnet wird, aber die laut Klotz & Karge doch deutliche Unterschiede zu der eigentlichen Caridina elongopoda aus Malaysien aufzeigt. Hierzu muss man allerdings noch genauere Untersuchungen einleiten um die Tiere eindeutig einzuordnen. Ausser diesen kleinen, flinken Nashorngarnelen konnten wir noch einige Macrobrachium und eine Palaemon-Art fangen. Auf den algenbewachsenen Steinen sammelten wir Neritiden der Gattung Clithon. Diese Schnecken sind äußerst variabel in ihrer Färbung und die Steine sind teilweise dicht mit ihren Gelegen besetzt. Die Uferbereiche waren von Krabbenhöhlen durchzogen, wobei die Krabben sich nicht blicken ließen.
Das Wasser war in diesem Bereich, ca. 500 Meter von der Mündung entfernt, leicht brackig mit einer Leitfähigkeit von 1.120 µS, bei einer Wassertemperatur von 19 °C und einem leicht saurem pH Wert (6,8). Folgt man diesem Bach weiter hinauf in das bewaldete, bergige Gebiet ändert sich das Bild. Das Gewässer ist stark beschattet, langsamfließend und am Bodengrund findet man jede Menge Laub.
Hier finden wir die in Hong Kong Island mit Abstand häufigste Art, Caridina cantonensis. Die Tiere sind mal gelb rötlich und mal eher bläulich mit rotbraunem Punktmuster. Je höher hinauf man kommt, und je stärker die Strömung und je steiler der Bach wird, desto mehr Garnelen können wir finden. Die Tiere sehen den in der Aquaristik gepflegten Tüpfel- oder Rotschwanzgarnelen sehr ähnlich.
Den Lebensraum teilen sich die Garnelen mit einigen Brotia hainanensis und einer Macrobrachium-Art, die wir bisher noch nicht bestimmt haben. Auch einge Fische leben in diesem Gewässer. Es handelt sich hierbei um eine Schmerlenart, die als Liniparhomaloptera disparis bestimmt wurde, und auch eine kleine Grundel mit leuchtend orangen Rückenflossen aus der Gattung Rhinogobius können wir hier beobachten. Das Wasser war hier weiter oben etwa 2°C kühler als im brackigen Bereich, der pH-Wert lag bei 6,4 ohne nachweisbare Karbonathärte.
An einem anderen Bach mit einer Macrobrachium-Art erstaunt uns das Verhalten der Großarmgarnelen. Diese zeigen sich alles andere als scheu und machen auch vor unseren Zehen und Fingern nicht halt. Hält man die Hand ins Wasser, kommen die Tiere regelrecht angeschwommen um zu sehen was es fressbares gibt. Bei den Großarmgarnelen handelt es sich um Macrobrachium hainanense. Der Bach muss wohl sehr nahrungsarm sein, dass die Tiere in dieser Weise reagieren, ausserdem können wir auch keine größeren Fische entdecken, die den Macrobrachium gefährlich werden können. Die Population der Zwergarnelen ist an dieser Stelle nur sehr klein. Wahrscheinlich werden viele von den Großarmgarnlen erbeutet, und somit ist die Dichte wesentlich geringer an dieser Stelle. Wir folgen dem Bach weiter aufwärts, der sich sowohl durch dicht bewaldeten Regenwald als auch durch offenes Gebiet schlängelt. Auf einem kleinen Plateau, dort wo sich der Bach tief in den Fels eingegraben hat, finden wir einige kleinere Fischarten in den größeren Pools und in den mit Falllaub angereicherten Pools jede Menge Caridina cantonensis. Bemerkenswert war auch hier, dass die Zwerggarnelen sich nicht in den moos- und algenbewachsenen Pools befanden, sondern in den Pools mit steinigem Bodengrund mit viel Detritus. Die Parameter glichen in etwa denen, die wir schon so häufig in den letzen Tagen vorgefunden hatten.
Temperaturen um 18-19° C, Leitwerte zwischen 45-48 µS, der pH lag entsprechend zwischen 6,0 und 6,4. Neben den zahlreichen kleinen Süßwasserbächen gibt es noch die Mangroven, wo man neben verschiedenen Krabbenarten auch Schnecken, Schlammspringer und viele Brackwasserfischarten beobachten kann.
Insgesamt ist Hong Kong mehr als nur eine Betonwüste mit leuchtenden Reklametafeln und Menschenmassen, die unaufhörlich in die City strömen, besonders wenn man sich die Zeit nimmt und Kurztrips in die vielen umliegenden Parks der Metropole macht.
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