Bei mehr und mehr – vor allem empfindlichen – Garnelenarten wie Bienen- oder Sulawesigarnelen setzt sich die Haltung in mit Mineralsalz aufgesalzenem Osmose- oder Regenwasser durch. Die Erfolge geben den Haltern Recht. Ein wenig Hintergrundwissen kann an dieser Stelle aber nicht schaden, daher möchte ich hier ein paar Fachbegriffe näher erläutern und in den Zusammenhang setzen.
Die Bezeichnung Mineralsalz ist der Oberbegriff und beschreibt eine Mischung verschiedener Salze. Schon Natriumchlorid ist streng genommen ein Mineralsalz. Aufhärtesalze für Fische aus mineralarmen Gewässern wie beispielsweise für Diskus bestehen oft aus einem natriumchloridfreien Meersalz plus Calcium als Ausgleich für das entgegengesetzte Calcium/Magnesium-Verhältnis im Süßwasser gegenüber dem Meerwasser.
Spurenelemente
Die Bedeutung der Spurenelemente ist noch nicht bis ins letzte geklärt, daher sollte man auf Nummer sicher gehen und ein Salz wählen, welches alle verfügbaren Spurenelemente enthält. Spurenelemente werden von allen Lebewesen in vielen Stoffwechselprozessen benötigt.
Bei Garnelen weiß man noch nicht, ob sie die Spurenelemente über das Wasser oder über das Futter aufnehmen müssen oder können. In vielen natürlichen Gewässern mit sehr geringer Leitfähigkeit sind allerdings keine bis wenig Mineralien zu finden. Viele Heimatgewässer unserer Zwerggarnelen zählen dazu. Auch ist in einem sterilen Aquarien die Zugabe von Spurenelementen meiner Erfahrung nach ohne Bedeutung, daher vertrete ich die Meinung, dass die Aufnahme von Spurenelementen ebenso wie von Jod über die Futtermittel bei Garnelen eine viel größere Rolle spielt. Wichtig sind Spurenelemente aber in jedem Fall für die Mikroorganismen, die sie erwiesenermaßen aus dem Wasser aufnehmen. Weiterhin fördert ein Mineralsalz mit allen Spurenelementen das Pflanzenwachstum. In einer Salzmischung für Pflanzenaquarien sollten also ebenfalls Spurenelemente enthalten sein, da die Düngemittel sich eher auf die Hauptnährstoffe und die wichtigsten Spurenelemente (Eisen, Mangan, Molybdän, Bor) beschränken.
Metallische Spurenelemente in oxidierter Form können von Pflanzen nur schlecht oder gar nicht mehr physiologisch genutzt werden, sie müssen regelmäßig in reduzierter Form zugeführt werden, dazu reicht der regelmäßige Wasserwechsel nicht aus – es empfiehlt sich eine Tagesdosierung. Ist ein Aquarium einmal eingelaufen, erübrigt sich die Versorgung der Mikroorganismen, da diese sich über Autolyse und Mineralisation selbst versorgen. Sie alleine vermögen auch in Bereichen mit Sauerstoffmangel (Wahl des richtigen Filtermaterials und Filtertyps) oxidierte Spurenelemente wieder zu reduzieren und verfügbar zu machen. Alle Mineralsalze, die als Basis natriumchloridfreies Meersalz enthalten, decken die meisten Spurenelemente ab. Einzig die Jodkonzentration sollte durch weiteren Zusatz erhöht sein.
Pufferung
Die Wahl des richtigen Puffers entscheidet über den pH-Wert in dem Aquarium. Hydrogenkarbonate sorgen in Abhängigkeit des Kohlensäurekonzentration für pH-Werte über 7. Ihre Konzentration spiegelt sich in der Karbonathärte wieder. Soll der pH-Wert weit unter 7 sein, sollte auf Hydrogenkarbonate ganz verzichtet werden. Diesen speziellen Salzmischungen werden stattdessen Hydrogenphosphate zugesetzt, ich verwende Kalium-Dihydrogenphosphat.
Gesamthärte
Die Gesamthärte des Wassers setzt sich aus den Erdalkaliionen zusammen, vor allem aus Calcium und Magnesium. Die anderen Erdalkaliionen spielen mengenmäßig keine Rolle. Im Meerwasser finden wir anteilig mehr Magnesium vor, da dort das Calcium bei hohen pH-Werten ausfällt oder biogen gebunden wird. Im Süßwasser finden wir mehr Calcium als Magnesium, da kohlensäurehaltiges und damit saures Regenwasser beim Versickern Calcium aus biogenen und geogenen Gesteinen und Sedimenten wieder löst. Die Bedeutung der Erdalkaliionen beruht auf ihren eletrolytischen Eigenschaften (Ionenpumpen, Reizleitung, Exkretion etc.). Es gibt Biotope, die kaum bis keine Erdalkaliionen enthalten. Bei der Aquarienhaltung allerdings hat es sich erweisen, dass es ohne einen geringen Anteil an Erdalkaliionen nicht geht.
Natriumchlorid
Chloridionen erhöhen unnötig den Leitwert und erschweren die Exkretion. Der Energieaufwand für die Ammoniakausscheidung gegen einen Konzentrationsgradienten steigt an. Chloridionen selbst führen physiologisch allerdings nicht zu Schäden, da überschüssige Chloridionen über die Chloridzellen im Kiemenepithel wieder ausgeschieden werden können. Dazu wird allerdings gleichzeitig Hydrogencarbonat benötigt, in den Kiemengefäßen liegt das im Stoffwechsel freigesetzte CO2 allerdings ohnehin überwiegend als Hydrogenkarbonat vor. Gegenwärtig sehe ich daher kein Gefahrenpotential bei Chloriden. Bei Natrium wird in der Wissenschaft noch heftig gestritten. In den maximal möglichen Konzentrationen der verwendeten Salzmischungen für Süßwasser sehe ich aber keine Gefahr.
Gegen die Verwendung von Meersalz spricht der hohe Gehalt an Nariumchlorid (70-80%) und die damit verbundenen oben genannten Nachteile sowie die zwar eigentlich empfehlenswerte aber nicht zwingend notwendige Umstellung des Calcium-/Magesiumverhältnisses bei Süßwasser-Anwendungen.
Im einfachsten Fall ist die beste Alternative das natriumchloridfreie Meersalz, wie es von vielen Anbietern angeboten wird.
Bei sterilen Zucht- und Hälterungsanlagen verwenden wir im Forschungsbereich bei Fischen bisher fast ausschließlich Meersalz. Aber mit zunehmendem Wissen und verbesserten Mess- und Dosierungstechniken wandelt sich die Konditionierung von Aquarienwasser je nach Tierart in Richtung bedarfsgerechte Dosierung mit genau abgestimmten Salzmischungen.
Bienengarnelen
Bei Bees ist vor allem ein niedriger pH-Wert erforderlich. Das erreicht man durch ein Wasser ohne Karbonathärte. Empfehlenswert ist aber eine Gesamthärte von mindestens 2 bis (optimal) GH 6. Mit Leitungswasser ist das in der Regel nicht zu schaffen, es sei denn man zerstört die Karbonathärte mittels Torfkanone oder mineralischer Säure wie z.B. Salzsäure. Enthält das Leitungswasser zu viele Karbonate, benötigt man jedoch sehr viel Torf oder mineralische Säure. In dem Fall ist es besser, das Leitungswasser mit entmineralisiertem Wasser (gewonnen durch Ionentauscher oder Reverse Osmose) oder mit Regenwasser (gegebenenfalls zuvor mit Aktivkohle gefiltert) zu verschneiden oder sogar ganz dadurch zu ersetzen .
Trotzdem wird der pH-Wert in den meisten Fällen wieder steigen. Die Erdalkaliionen Calcium und Magnesium haben als Lieblingsbindungspartner Hydrogencarbonate. Die klauen sie sich aus der Kohlensäure, sodass man einen stetigen pH-Anstieg nicht verhindern kannt. Abhilfe schafft man, indem man das Becken entweder mit hohen Besatzdichten belastet, oder indem man einen sauer aktivierten austauschaktiven Bodengrund oder Zeolith einsetzt. Stark besetzte Aquarien mit einer hohen organischen Belastung und üppiges Pflanzenwachstum haben in der Regel aber einen pH-Sturz zur Folge.
Welches Aufhärtesalz ist nun für Bienen geeignet? Das kommt ganz auf das Aquarium an. Hat man nur ein Zuchtbecken mit wenig oder gar keinen Pflanzen, dann reicht eine ganz einfache Aufsalzung mit Calcium- und Magnesiumchlorid/-sulfat – dem am nächsten kommt z.B. Duradrakon M Komponente B. Hat man starkes Pflanzenwachstum, ist es ratsam eine Mineralmischung zu verwenden, die auch Spurenelemente und Kalium enthält. Es wird also der Anteil von NaCl-freiem Salz erhöht.
Welches Aufhärtesalz ist empfehlenswert?
Ich persönlich verwende für meine Anlage eine Kombination aus allem, da ich ohnehin täglich Spurenelemente dosiere. Zu Beginn (also bei wenig Besatz) bestand ein Teil meiner Salzmischung aus Kaliumdihydrogenphosphat, das machte sie zu einer sogenannten sauren Salzmischung, da die Phosphorsäure anfallende Hydrogencarbonate zerstört (Phosphorsäurepuffer). Mittlerweile ist der Besatz höher, und ich muss mit Karbonaten aufpuffern. Daher sind Salze nach dem Baukastenprinzip sinnvoll.
Ich mische die Aufhärtesalze, die ich verwende, alle selbst – so kann ich sie spezifisch an die wasserchemischen Prozesse (Belastungsgrad) und an die Herkunft der Garnelen anpassen. Als Grundstoff enthalten alle Basissalze besagtes natriumchloridfreies Mineralsalz plus Jod. Bei Bienengarnelen werden statt Hydrogencarbonaten Hydrogenphosphate zugesetzt, die die KH nicht erhöhen, bei den anderen Garnelen werden Hydrogencarbonate zugesetzt. Bei Sulawesigarnelen enthält das Basissalz eine erhöhte Hydrogenkarbonatkonzentration. Weiterhin verwende ich als Zusatz noch Huminate (Huminsäuresalze), die zahlreiche positive Effekte haben. Die Dosierung richtet sich schlussendlich nach einem spezifischen Leitwert im Wechselwasser (nicht im Aquarienwasser).
Leider hüllen sich die meisten Hersteller in Schweigen, was ihre Salzmischungen genau enthalten, daher kann ich außer für das vorbildlich deklariertem Duradrakon M keine Empfehlung aussprechen. Ich bleibe lieber bei meinen eigenen Salzmischungen, da weiß ich, was im Aquarium passiert.