Bakterielle Infektionen bei Garnelen kommen offenbar häufiger vor als noch vor wenigen Jahren angenommen.
Dabei gibt es viele unterschiedliche Erregerstämme, die sich nicht alle mit der gleichen Symptomatik äußern und auch nicht alle gleich verheerend wirken. Manche Infektionen verlaufen sehr mild, mit nur wenigen toten Tieren und Tieren, die zwar Symptome wie einen weißlichen Hinterleib zeigen, aber ansonsten munter sind und einen relativ gesunden Eindruck machen. Andere Infektionen sind verheerend, die Ansteckungsraten sind hoch und die Tiere sterben in größerer Zahl.
Die häufigsten Erreger sind ubiquitäre Keime, also Keime, die in jedem Aquarium vorkommen und nur dann eine bakterielle Infektion hervorrufen, wenn das Immunsystem der Tiere geschwächt ist bzw. die Bakterienbelastung im Becken zu hoch wird. Zu ihnen zählen insbesondere Aeromonas spp. und Pseudomonas spp.
Mögliche Symptome:
- das Muskelfleisch im Hinterleib färbt sich weißlich-undurchsichtig. Hier liegt eine Schädigung der Kiemen zugrunde – Sauerstoffmangel (auch aus anderen Gründen) wirkt sich so aus. Ein weiterer Grund für diese Färbung kann auch eine idiopathische Muskelnekrose sein (Behandlung, Abgrenzung und Vorbeugung siehe „Idiopathische Muskelnekrose„)
- farbliche Veränderungen der inneren Organe, oft rosa-rötlich-orange
- weißliche, oft asymmetrische Verfärbungen der Haut
- Rost- oder Brandflecken (Behandlung und Vorbeugung siehe „Brandfleckenkrankheit„)
- Verblassen
- die Tiere verlieren Gliedmaßen
- die Fühler brechen ab
- zwischen dem 3. und 4. Abdominalsegment bricht eine kleine Lücke auf, eventuell knicken die Tiere auch an der Stelle nach unten ab
- die Tiere werden träge
- die Tiere fressen nicht mehr
- die Tiere haben Schwierigkeiten bei der Häutung
- die Tiere fallen um und sterben, ohne vorher eine Symptomatik gezeigt zu haben
- es ist kein Massensterben zu beobachten, aber es sterben jeden Tag bzw. in kurzen Abständen (wenige) Tiere
- tote Tiere sind instabil, verfärben sich sehr schnell weiß und zerfallen beim Herausnehmen
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Fotos: Gebrüder Logemann
Nicht alle dieser Symptome müssen auftreten – und manche davon können auch andere Ursachen haben. Vor einer medikamentösen Behandlung sollte man also genau hinschauen und abklären, ob es sich nicht um eine (eventuell schleichende) Vergiftung handelt oder ob die Tiere falsch gehalten oder ernährt werden.
Ursachen der bakteriellen Infektion
Garnelen verfügen nur über ein recht rudimentäres Immunsystem. Daher fallen sie Infektionen leicht zum Opfer, wenn der Keimdruck im Becken steigt, neue Tiere hinzukommen, deren Keimflora ungewohnt ist, sie gestresst sind oder ihr Immunsystem durch andere äußere Umstände wie nicht optimale Haltungsbedingungen geschwächt ist.
Insbesondere Garnelen aus keimarmen Habitaten (also Bachgarnelen wie z.B. Caridina cf. cantonensis „Biene“ oder „Tiger, aber auch Garnelen aus dem Malili-Seensystem auf Sulawesi) tun sich mit hohen Bakterienbelastungen im Wasser schwer und erkranken relativ schnell.
Vorbeugung
- alles, was eine gute Filterbakterienfauna fördert, ist schlecht für krankheitsauslösende Bakterien im Freiwasser
- auf eine gute Wasserqualität achten, ein Nitratwert von unter 10 mg/l ist anzustreben
- regelmäßig Mulm absaugen, insbesondere am Futterplatz
- abgestorbene Pflanzenteile absammeln, tote Tiere so schnell wie möglich aus dem Becken nehmen
- Quarantäne beim Zukauf neuer Tiere
- regelmäßige Wasserwechsel mit angepasstem Wasser (bei Leitungswasser auf einen niedrigen Nitratwert achten!)
- die kontinuierliche Gabe von Herbstlaub und Erlenzäpfchen (siehe auch: Natürliche Heilmittel, Abschnitt „Vorbeugung bei Verpilzungen oder bakteriellen Infektionen, Unterstützung bei der Häutung“)
Vorgehen bei einer bereits ausgebrochenen Infektion
Tote Tiere und Tiere, die bereits eines oder gar mehrere Symptome zeigen, müssen sofort aus dem Becken genommen werden! Erkrankte Tiere können in einem separaten Quarantänebecken behandelt werden (kein Bodengrund, wenige Pflanzen, entweder ein kleiner Filter oder ein Luftsprudler, regelmäßige Wasserwechsel und Mulmsaugen, sparsamste Futtergaben). Das Becken, in dem die Krankheit ausgebrochen ist, sollte dennoch behandelt werden.
Nichtmedikamentöse Behandlungsweisen bei einer milden Erkrankung:
- siehe oben unter Vorbeugung – optimale Verhältnisse herstellen!
- es gibt einige natürliche Heilmittel, mit denen man einen schwachen Ausbruch behandeln kann (siehe Artikel „Natürliche Heilmittel“)
- 80%iger Wasserwechsel alle zwei Tage, für mindestens eine Woche bzw. bis die Tiere keine Symptome mehr zeigen
Medikamentöse Behandlungsweisen:
- siehe oben unter Vorbeugung – optimale Verhältnisse herstellen!
- beim Einsatz von antibakteriell wirksamen Medikamenten muss man sich im klaren sein, dass die Filterbakterien ebenfalls abgetötet werden – also während der Behandlungszeit das Becken belüften und während sowie zwei Wochen nach der Behandlung sparsamst füttern!
- grundsätzlich IMMER nach Packungsanweisung dosieren, nicht unterdosieren – damit züchtet man Resistenzen
- während der Behandlungszeit Aktivkohle aus dem Filter nehmen, Zeolith aus dem Becken entfernen, keinen Wasseraufbereiter ins Becken geben
- bewährt haben sich Baktopur (Wirkstoff Acriflavin), Furanol 2 (Wirkstoff Natrium-Nifurstyrenat, bis Ende 2012 rezeptfrei erhältlich) und nifurpirinolhaltige Medikamente (nur noch auf Rezept beim Tierarzt)
- bei hartnäckigen Infektionen oder bei Infektionen, deren Keime gegen die genannten Wirkstoffe bereits resistent sind, ist Desamar B100 eine Alternative. Dieses Desinfektionsmittel ist ein altbewährtes Mittel aus der Aquakultur und wirkt nicht nur antibakteriell, sondern auch fungizid und virostatisch. Die Stammlösung stellt man aus 30ml Desamar und 1l destilliertem Wasser her, davon gibt man dann 10ml auf 10l Aquarienwasser. Befallene Tiere können noch sterben, spätestens eine halbe Woche nach dem Desamareinsatz sollte das Sterben aber aufhören. Falls nicht, sollte man nochmals nachdosieren. Durch die normalen, regulären Wasserwechsel austragen. Vier Wochen lang sparsam füttern, Nitritwert im Auge behalten!
„Unsere Erfahrungen zu bakteriellen Problemen mit Bienengarnelen“
Verfasst von Carsten Logemann am 4 April, 2011 – 14:40
Hallo,
wie oft muss man diese oder eine ähnliche Überschrift in Foren lesen…… es sind hunderte, besonders im Zusammenhang mit Bees, also allen Formen der Bienengarnele.
Als wir damals mit Garnelen anfingen wusste man ja noch so gut wie nichts über die Tiere bzw. die Haltung im Aquarium. Krankheiten oder Todesfälle durch Infektionen galten auch lange als nicht wirklich problematisch und sehr selten. Unsere ersten Crystals kamen per Postpaket gut verpackt und alle lebend an. Wir teilten die Gruppe sofort auf und waren sehr happy, hatten wir die Tiere doch vorher ausschließlich im Internet auf japanischen Seiten gesehen und freuten uns nun selbst welche zu haben. Bei mir fingen die ersten Tiere nach wenigen Tagen an lethargisch zu werden und nach kurzer Zeit ging es bei meinem Bruder auch los… damlas wohnten wir noch nicht im selben Haus…. alle paar Tage eine Tote, bis nur noch 2 Tiere übrig waren, die sich dann auch wacker gehalten haben. Tja, da waren die Tiere offenbar vorher schon krank und wir haben Pech mit dem Verkäufer gehabt, so dachten wir….
Das erste Mal als wir von anderen großen Sterbefällen hörten, die sich offenbar nicht erklären konnten weil alles perfekt schien, war als eine Züchterin zu uns meinte sie könne uns zur Zeit keine Crystals verkaufen, da irgendwas ihren ganzen Stamm dahingerafft hatte. Täglich starben mehrere Tiere und es blieben wohl am Ende keine übrig…… das war um 2001 und die Züchterin hatte selbst auch noch nicht viel Erfahrung, bzw stand noch am Anfang der Zucht….. ok dachten wir, da lief was schief und sie hat Bockmist gebaut…… hach, es ist auch immer so schön einfach einen Grund zu suchen, vermeintlich einen zu finden und dann seinen Frust zu sammeln und dem Verkäufer oder einem Produkt die Schuld zu geben…. einfach schon, aber oft nichts weiter als unfairer Frustabbau der niemandem hilft, schon gar nicht den Tieren die danach eventuell neu angeschafft werden….
Wir haben damals natürlich nochmal Crystals gekauft und diese sehr schnell vermehrt, was wir ja dann auch später zu unserem *Beruf* gemacht haben….. Die Erfahrungen der kommenden Jahre waren, dass es immer wieder Fälle gab, die wir uns nicht erklären konnten und fast immer ähnlich abliefen. Was haben wir nicht alles versucht, getauscht, verändert…. glaubten wir ja auch immer noch es müsse irgendwas an der Beckeneinrichtung sein, denn es trat auch bei unseren Zuchtgruppen auf, die nur umgesetzt wurden, also keine neuen Tiere und damit Bakterienstämme dazu kamen….erst war der blöde gefärbte Kies schuld, dann der natürliche Baumarktsplit… *ah, schau an, die Japaner nutzen ADA Boden, den müssen wir haben, dann wird alles besser*…. grrr, auch hier keine Verbesserungen, mist… dann kam der Shirakura RedBeeSand, jetzt, ja jetzt wird alles gut…. nein, auch da gab es solche Fälle….puhhh… bis uns ein Züchterkollege mal den Tip mit Furanol gab, ein Medikament gegen bakteriellen Befall und zack, schon beim nächsten Fall haben wir das angewendet und konnten das Sterben innerhalb von zwei Tagen komplett stoppen, wo sonst oft ein großer Teil oder sogar die ganze Gruppe gestorben wäre….. bis heute gab es keinen Fall mehr, den wir nicht stoppen konnten. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen nichts hilft und man nur zusehen konnte wie eine Garnele nach der anderen stirbt.
Heute, nach all den Jahren wissen wir, besonders bei Bienengarnelen gibt es offenbar fremden oder eigenen Bakterienbefall, der sich unter gewissen Umständen stark ausbreitet und die Tiere sterben lässt….. nicht alle auf einmal, sondern nach und nach, mal mehr mal weniger stark.
Wir sind nun wahrlich keine Freunde von Medikamenteneinsatz, ganz im Gegenteil, aber leider müssen wir zugeben, dass genau diese Ablehnung was Medikamente betrifft wahrscheinlich hunderten Garnelen bei uns und vielen anderen Züchtern und Haltern das Leben gekostet hat. Wer also nahezu alles andere als Ursache ausschließen kann, der sollte es doch mal mit solchen Medikamenten versuchen. Wie schon gesagt haben wir mit Furanol gute Erfahrungen gemacht und auch das Furanol II soll gut wirken, so berichtete uns ein Züchterkollege. Sicher gibt es auch andere Hersteller dessen Medikamente gegen bakteriellen Befall gut wirken, wir haben aber bisher nur mit Furanol Erfahrung…. sooo oft kommen solche Fälle ja zum Glück auch nicht vor. Gerne sind daher hier auch Erfahrungen mit anderen Medikamenten diesbezüglich erwünscht.
Dies hier soll kein Aufruf sein Medikamente einzusetzen. Bitte schaut bei Problemen immer erst ob es andere Ursachen haben kann, die da ja auch zahlreich zu nennen wären. Bitte setzt Medikamente nur als wirklich letztes Mittel ein und beachtet die Warnungen/Angaben auf dem Beipackzettel. Denkt immer daran das so ein Medikament auch gute Bakterien im Filter/Becken tötet, also während und nach der Behandlung immer schön die Wasserqualität im Auge behalten…..
Noch was: Ich bilde mir übrigens ein, dass bei solchen bakteriellen Problem-Fällen die toten Garnelen sehr schnell (innerhalb von Stunden) ganz weißlich weden und schon am nächsten Tag praktisch zu Staub zerfallen…. während ein z.B. aus altersschwäche, also normal gestorbenes Tier nur langsam weißlich wird und auch nach ein oder zwei Tagen noch in einem Stück aus dem Becken entfernt werden kann…… auch hierzu würde ich gerne die Beobachtungen und Erfahrungen Anderer Züchter/Halter lesen.
Grüße
Carsten
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