Wissenschaftlicher Name: Coenobitidae
Deutscher Name: Landeinsiedlerkrebse

Coenobita perlatus
Herkunft
Inseln des Indo-Westpazifischen Ozeanes, Japan & Ryukyu Insel, China, Taiwan, Philipinen, Malaysia, Australien, nördliche Marianen-Inseln, Polynesien, Micronesien, Tuamotu-Inseln, Teile Ostafrikas, Oman, Pakistan,nördliches Arabisches Meer, Rotes Meer, Zanzibar, Madagaskar, Nordamerika / Florida, Westpazifischer Ozean, nördliches Ecuador bis Chile
Systematik:
Siehe Systematik der Anomura für Coenobita & Aeglidae
Arten:
Die Familie der Landeinsiedlerkrebse besitzt nur 2 Gattungen, die Coenobita und Birgus. Es sind derzeit 17 taxonomisch einwandfrei bestimmte Arten von Landeinsiedlerkrebsen bekannt, von denen aber im Allgemeinen nur 9 Arten in der Terrarienhaltung verbreitet sind. Bei weiteren 5 Arten gibt es nur wissenschaftliche Namen, es liegen keine detaillierten Informationen zu diesen Arten vor.
Im Handel mehr oder weniger erhältlich sind:
C.brevimanus Dana, 1852
C.cavipes Stimpson, 1858
C.clypeatus J.C.Fabricius, 1787
C.compressus Herbst, 1791
C.perlatus H.Milne Edwards, 1837
C.purpureus Stimpson, 1858
C.rugosus H.Milne Edwards, 1837
C.scaevola Forskal, 1775
C.spinosus H.Milne Edwards, 1837
C.variabilis Mc Culloch, 1909
C.violascens Heller, 1862
Zu diesen Arten gibt es keine näheren Informationen:
C. carnescense Dana, 1851
C. longitarsis de Man, 1902
C. olivieri Owen, 1839
C. pseudorugosus Nakasone, 1988
C. rubescence Greeff, 1884
Der Birgus latro Linnaeus, 1767/ Palmendieb ist monotypisch und der einzige Vertreter der Gattung Birgus.

Coenobita rugosus (weiß)
Habitate:
Die Coenobita können grob in 3 unterschiedliche Habitat-Typen eingeteilt werden.
Typ 1: Er lebt in Strandnähe und ist auf Meerwasser angewiesen. Hierzu gehören C. perlatus, C. violascens und C. compressus.
Typ 2: Er lebt mehr inlandorientiert und kommt grundsätzlich mit Süßwasser aus. Hierzu gehören C.brevimanus, C. clypeatus und C. cavipes.
Typ 3: Er pendelt zwischen Strand und Inland, verwendet Meer- und Süßwasser oder mischt beides. Hierzu gehören C. rugosus und C. purpureus.
Alle Arten brauchen eine hohe Luftfeuchtigkeit die um 80% liegen und nicht unter 70% fallen sollte sowie tropische Luft- und Wassertemperaturen um 27°C.

Coenobita brevimanus mit „Gelbein“
Vermehrung:
Die Coenobitidae sind getrenntgeschlechtlich und gehören zum sogenannten primitive Fortpflanzungstyp mit marinen Larvenstadien. Über die larvale Entwicklung von Coenobita compressus unter Laborbedingungen gibt es einen Bericht im Journal of Crustacean Biology: Vol.21, No. 3, pp. 715-732.
Die Larven werden ins Meer entlassen und entwickeln sich dort über mehrere Larvenstadien hin zum kleinen Landeinsiedler, der noch vor seinem Landgang sein erstes Schneckenhaus bezieht. Die Nachzucht in Gefangenschaft ist bereits gelungen.
Alterserwartung:
Über die genaue Alterserwartung der einzelnen Arten liegen keine Daten vor wohl aber Berichte von der Haltung einzelner Tiere von 10 und mehr Jahren.
Haltung:
Da Coenobita gesellige Tiere sind, die auch in der Natur in zum Teil großen Gruppen/Kolonien leben, sollte die Haltung in Gruppen ab 3 Tieren ein Muß sein.
Ich rate von zu kleinen Terrarien auf Dauer ab. Für 3-5 ausgewachsene Tiere der größer werdenden Arten wie z.B. C. brevimanus, C. clypeatus oder C. perlatus sollten es mindestens 80 cm Terrarien sein, besser noch 100 cm. Kleinere Arten wie z.B. C.rugosus oder C. purpureus können mit 3-5 ausgewachsene Tiere ab 60 cm gehalten werden. Das Substrat sollte mindestens 8-10 cm hoch und immer feucht sein, Staunässe muß vermieden werden. Es bietet sich an einen Teil der Bodenfläche rein mit Sand zu gestalten und den Rest mit Kokosfaserhumus oder einer Mischung aus diesem mit etwas Sand.
Ich biete 2 Wasserschalen an, eine für Süßwasser und eine für Meerwasser (33g/l), so haben die Coenobita die Möglichkeit sich ihr Wasser im Gehäuse selber nach Salzgehalt und Bedarf zu mischen. Bei beiden Schalen ist darauf zu achten, daß die Wasserhöhe nicht tiefer ist als dass der kleinste Landeinsiedler noch bequem darüber schauen kann. LANDEINSIEDLER KÖNNEN/WERDEN SONST ERTRINKEN!
Zudem sollten sie Ein- und Austiegsmöglichkeiten und rauhe Oberflächen bieten, damit die Landeinsiedler die Möglichkeit haben sich zum Umdrehen festzuhalten für den Fall dass sie auf den Rücken kippen und zum Herausklettern. Die Dekoration sollte aus Korkröhren, Korkästen, einer Rückwand und vielen weiteren Klettermöglichkeiten bestehen und das Terrarium gut strukturieren. Pflanzen sind nicht notwendig, da sie meistens nicht lange überleben, sie werden plattgetreten, zerpflückt oder angefressen.
Es muß eine Wärmelampe istalliert werden die für die Einsiedler nicht erreichbar ist. An der der Lampe entgegengesetzten Seite werden ein Thermometer und ein Hygrometer angebracht. Von einer Bodenheizung ist dringend abzuraten damit die Einsiedler die Möglichkeit haben sich bei Bedarf in kühlerer Regionen zurückzuziehen und da das Substrat zu schnell und unkontrolliert austrocknet. Gerade in der Häutungsphase, wenn die Coenobita sich in Höhlen im Substrat zurückziehen ist ein feuchtes Substrat aber lebenswichtig. Um die Luftfeuchtigkeit zu halten kann ein entsprechendes Gerät installiert werden oder man sprüht 1-2 mal am Tag per Hand mit einem Sprühgerät.
Steine und andere harte Gegenstände sind zu vermeiden da die Tiere auch herunter fallen und sich dann die Schneckenhäuser zerschlagen könnten oder sich anderweitig verletzen.

Coenobita sp.
Vergesellschaftung:
Es handelt sich um friedliche und soziale Zeitgenossen, größere und kleinere Tiere können bedenkenlos vergesellschaftet werden, so kann auch eine artübergreifende Vergesellschaftung ohne Probleme stattfinden . Einzig bei Mangel an passenden Schneckengehäusen kann es zu Auseinandersetzungen und „Handgreiflichkeiten“ kommen. Zudem können Coenobita bedingt mit Phasmiden vergesellschaftet werden wenn geringe Verluste z.B. durch Ertrinken oder Verletzung dieser in Kauf genommen werden.
Futter:
Landeinsiedlerkrebse ernähren sich omnivor, die Futterpallette reicht von toten Krebstieren, Fischen, Mollusken etc. über Gurken, Zucchini, geraspelte Möhren, Äpfel, Mango, Banane etc. hin zu getrockneten Blütenmischungen und pflanzlichen Futtersticks für Reptilien.
Wegen der Gefahr der Vergiftung durch Pestizide und Düngemittel sollte auf biologisch angebautes Obst und Gemüse geachtet werden. Eine umfangreiche Futterliste ist hier zu finden (Link zur Futterliste setzen).
Sepiaschale sollte ständig angeboten werden um den Tieren einen ständigen Vorrat an Calcium für den Aufbau und Erhalt der Panzerfestigkeit zu gewährleisten. Zusätzlich kann/sollte das Futter mit kohlensaurem Calciumpulver (ohne Zusätze und am Besten aus der Apotheke) bestreut werden.
Siehe auch Die Ernährungstypen und Futterliste für Coenobita

Coenobita perlatus zurückgezogen im Schneckenhaus
Aussehen & Geschlechtsbestimmung:
Coenobita besitzen nur auf dem Cephalotorax, den Scheren, Beinen sowie auf dem Telson und den Uropoden einen Panzer, der Abdomen ist weich und unsegmentiert. Der Cephalotorax ist nicht wie bei Krebsen mit einer durchgehenden Panzerschale bedeckt. Bei den Coenobita befindet sich auf dem Rücken der Carapax, eine Panzerplatte, wärend die Seiten von vielen kleinen Panzerplatten geschützt sind, die mittels einer Haut verbunden sind. Die Uropoden sind kräftig gepanzert und werden zur Verankerung in den Windungen des Schneckenhauses abgespreizt. Die Scheren bilden das erste Beinpaar, das 2. & 3. Beinpaar wird zur Fortbewegung benutzt. Meistens nicht zu sehen sind die viel kleineren und zurückgebildeten 4. & 5. Beinpaare die im Inneren des Schneckenhauses verbleiben. Das 4. Beinpaar dient dem Coenobita dazu sich im Haus vor und zurück zu bewegen, das 5. Beinpaar ist am Ende mit kleinen Scheren versehen und dient der Reinigung und Pflege der Kiemen sowie der Reinigung des Hauses von Exkrementen und Schmutz. Die linke Schere ist größer als die rechte und dient hauptsächlich dazu den Gehäuseeingang des Schneckenhauses zu verschließen wenn der Coenobita sich zurückgezogen hat, die kleinere, rechte Schere dient vorwiegend der Nahrungsaufnahme.
Geschlechtsunterschiede sind bei im Haus befindlichen Einsiedlern schwer bis gar nicht zu erkennen. Die Weibchen besitzen Gonoporen am letzten Schreitbeinpaar sowie Pleopoden/Schwimmbeine an der linken Abdomenseite.Männchen haben diese Merkmale nicht, sie haben an der Basis des 5. Beinpaares von Haarbüscheln verdeckte kleine, kurze Geschlechtsröhren.
Da farbliche Kriterien nur bedingt ein Unterscheidungsmerkmal für die Artzugehörigkeit sind, wird hauptsächlich nach den folgenden Kriterien geschaut:
1. Befinden sich an der äußeren Oberkante der großen Scherehand kleine kammartige Erhebungen (//// – /////// ) und in welcher Anzahl?
2. Ist die Innenseite einer oder beider Scherenhände leicht behaart.
3. Die Form von Propodus & Dactylus des linken 3. Schreitbeines.
4. Bei männlichen Tieren die Form der Geschlechtsröhren, was aber bei einem im Schneckenhaus befindlichen Coenobita nicht zu sehen ist.
Siehe auch Geschlechtsbestimmung bei Coenobita/Landeinsiedlerkrebse

Schema zur Berechnung/Bemessung der Schneckenhausgröße
Schneckenhäuser:
Fast alle Coenobita beziehen neben besonderen Gehäusevorlieben „Turbo-“ und „Tonna-“ Gehäuse.
Für jedes Tier sollten 3 Häuser in passender Größe sowie je 3 in der nächstgrößeren Größe angeboten werden. Hierzu mißt man die Gehäusegröße/-höhe, die Mündungsbreite und die Mündungshöhe der aktuellen Gehäuse.
Es ist darauf zu achten daß die Gehäuse intakt sind (keine abgebrochene Spitze oder Löcher in den Umgängen) da sonst die zur Feuchterhaltung der Kiemen notwendige Wasserspeicherung nicht möglich ist.

Einsiedlerhaus mit fehlender Spitze (er wollte trotzdem monatelang nicht umziehen)
Häutung:
Coenobita ziehen sich zur Häutung in eine Höhle zurück die sie in das Substrat graben. Dort verweilen sie mehrere Wochen bis hin zu Monaten (es wurden schon 2-3 Monate erwähnt). Man sollte sie in dieser Zeit keinesfalls stören wenn es nicht unerläßlich und zwingend notwendig ist, also keinesfalls nur um mal zu schauen ob noch alles in Ordnung ist.
Bei der Häutung häutet sich nur der Carapax mit allen anhängenden Körperteilen, der Einsiedler muß also sein Haus hierzu nicht verlassen. Ein frischgehäutetes Tier erkennt man meistens an einer flaumartigen Körperbehaarung.

Coenobita brevimanus Häutung
Besonderheiten:
Einige Coenobita Arten können ein zirpendes, schnarrendes Geräusch machen.
Text & Fotos: Heike Dixon/Devil-Crusta10
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