Chris Lukhaup, Werner Klotz und Andreas Karge (mit Partnerinnen) sind wieder unterwegs – unter anderem auf der Suche nach dem natürlichen Habitat der Bienengarnele
Bisher noch unbekannt und doch ungeheuer wichtig – das Habitat der Bienengarnele. Bislang konnte diese in der Aquaristik so beliebte Garnele noch nicht wissenschaftlich beschrieben werden, da ihr Fundort in der Natur immer noch im Dunklen liegt. Die Fänger hüten dieses Geheimnis bisher sehr vehement, weil sie große Angst um ihre Sammelgründe haben und sich nicht noch mehr Konkurrenten mit ins Boot holen möchten, die sie eventuell um ihre Lebensgrundlage bringen könnten.
Nun wollen Chris Lukhaup, Werner Klotz und Andreas Karge nach diversen vergeblichen Anläufen ein paar weitere Beziehungen spielen lassen, vielleicht gelingt es ihnen ja letzten Endes doch noch, Bienengarnelen in freier Natur zu finden … und so manche andere Garnele ebenfalls, Hong Kong bietet eine beeindruckende Artenvielfalt dieser faszinierenden Tiere.
Nicht nur der Fundort der Bienengarnele (bisher als Caridina cf. cantonensis geführt), sondern auch andere Lebensumstände wie die Beschaffenheit des Gewässers, die Wasserwerte, der Pflanzenwuchs, eventuell vorhandene Fressfeinde, die Färbung der Tiere in der Natur et cetera – all das wird von den bisher noch relativ im Nebel stochernden Garnelenaquarianern mit Spannung erwartet.
Die Jungs haben eine Woche Zeit – lassen wir uns überraschen. Alles Gute auf jeden Fall von unserer Seite – die Redaktion
Tag 1 – Hong Kong, 14. März 2011
Nach einem viel zu langen Flug sind Werner und ich heute abend endlich in Hong Kong gelandet. Andreas hat uns dann aufgegabelt, und wir haben gleich die wichtigsten Aquascaper Hong Kongs von der CAU (Creative Aquascapers‘ Union) getroffen.
Später waren wir noch auf dem Nachtmarkt – der zwar nicht die ganze Nacht auf hat, aber doch bis sehr spät. Ich habe dort ein paar coole antike Sachen gefunden.
Nach drei Stunden Schlaf in meinem wirklich winzigen Hotelzimmer (3 Quadratmeter, das Bad hat einen Quadratmeter) bin ich jetzt wieder wach… Später heute gehen wir Garnelen suchen.
Keep rocking
Chris
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Tag 2 – Hong Kong, 15. März 2011
Der heutige Tag war mit das härteste, was ich bisher mitgemacht habe.
Wir sind schon früh morgens aufgebrochen und nach Nordosten gefahren, um heute mal ein paar Garnelen zu suchen.
Nach 1 Stunde Busfahrt und 30 Minuten Boot waren wir dann auf einer „einsamen“ Insel, wo wir uns natürlich gleich ans Werk machten, um zu schauen, wo sich die Garnelen vor uns verstecken. Wir haben sie dann auch in einem kleinen Bach gefunden, der zwar nur wenige Kilometer lang war, aber dafür um so steiler. Nahe des Mündungsgebietes konnten wir dann auch gleich drei Garnelenarten ausmachen.
Dann ging es den Berg hoch. Ich hatte natürlich sehr viel Gepäck mit meinem Stativ und dem Unterwassergehäuse. Auf dem Rücken noch meine Kameras und die Objektive. Alles in allem fast 50 Kilo Gepäck. Damit ging es dann entlang des kleinen Baches den steilen Berg hoch. Nach wenigen hundert Metern war ich auch schon komplett „wet“. Die Steine waren sehr rutschig und der Bambus und das Gebüsch so dicht, dass ich immer wieder hängengeblieben bin und nach 1 Kilometer schon zahlreiche Wunden an meinen Extremitäten hatte. Auch ein dicker Ast schlug mir irgendwann frontal ins Gesicht, so dass ich kurz zu Boden ging und ein paar Sternchen sah.
Na ja, der Busch in Hong Kong hat es in sich. Es hat sich aber gelohnt. Irgendwann konnten wir im 19 °C kaltem Wasser die kleinen „Schwarzen “ entdecken. Es handelte sich hierbei um Caridina trifascaiata, die geldgelb und dunkelblau gestreift waren oder (fast die Hälfte von denen) aussahen wie Extrem King Kong … ein echter Hammer!!
Nach vielen Fotos ging es dann weiter den Berg hoch. In 30 Minuten kamen wir nur wenige Meter weit, weil es sehr steil, rutschig und ziemlich zugewuchert war.Ich war echt froh als wir dann das Licht der Welt wieder erblickten und ein richtiger Weg in Sichtweite war.
Jetzt bin ich wieder im Hotel und werde erstmal 8 Stunden duschen und dann ein ganzes Wildschwein essen…
Cheers
Chris
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Tag 3 – Hong Kong, den 16. März 2011
Der heutige Tag begann wieder relativ früh mit einem erneuten „Wandertag“ entlang der chinesischen Grenze. Die Berge im Grenzgebiet beherbergen noch eine Vielfalt von schönen kleinen Wasserfällen, Bächen und Flüssen, die von uns entdeckt werden wollen.
Ein deutscher Reiseführer, den Werner Klotz dabei hat, beschreibt, wie man sich verhalten soll, wenn man auf uniformierte Soldaten trifft. Wenn die Uniform blau ist, hat man wohl nichts zu befürchten, wenn sie grün ist, hat man sich verlaufen und sollte sich auf einen längeren „Urlaub“ in einem chinesischen „Übergangsheim“ einstellen.
Gleich am Fuße des Berges entdecken wir einen kleinen Bach der sowohl Schnecken, Muscheln als auch Garnelen beherbergt. Bei den Garnelen handelt es sich um Caridina cantonensis, und die Schnecken sehen aus wie Viviparide. Eine andere Schneckenart muss noch näher bestimmt werden. Als es wieder steil nach oben geht, merke ich, dass mir der gestrige Tag noch ganz schön in den Knochen steckt.
Anyway, ich will ja oben womöglich noch ein paar schicke Garnelen sehen. Dieses Mal klettern wir allerdings umsonst nach oben, denn es gibt schon nach kurzer Zeit keine Garnelen mehr, nur noch Fische. Was ich entdecken kann, sind einige sehr schöne Moose, über und unter Wasser. Kurzerhand wird der Crustahunter-Trip vorübergehend zu einem Plantahunter-Trip umgewandelt.
Danach geht es wieder in Richtung Hotel wo ich dann auch ziemlich platt gegen 18.00 Uhr in die Lobby einlaufe. Eigentlich ist noch heute Abend ein Besuch bei den Aquascapern der CAU geplant, doch aus dem kurzen Hinlegen wurde dann ein ziemlich langes Nickerchen … lol … bin also gerade aufgewacht und muss die Aquascaper wohl auf morgen verschieben.
Blue skies
Chris
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Tag 4, Teil 1 – Hong Kong, den 17. März 2011
Langsam fühle ich mich schon wie „und täglich grüßt das Murmeltier“. Es geht nämlich wieder in die Berge, um den Gepanzerten nachzustellen. Meine Beine sind an diesem Morgen ganz schwer, denn das viele Bergsteigen sind sie nicht gewöhnt. Ich beiße also die Zähne zusammen, packe 50 Kilo Gepäck auf meinen Buckel und starte durch. Werner, Andreas und die Mädels sind natürlich auch wieder mit dabei.
Es geht ins Sing Mun Reservoir, das laut Gary Wu Tigergarnelen beherbergen soll. Dort angekommen machen wir uns auch gleich auf die Suche und steigen den Flusslauf hinauf, weil wir die Garnelen weiter oben vermuten. Im Unterlauf finden wir jede Menge Caridina cantonensis, die wir aber nicht absammeln. Auch Brotia hainanense und einige Macrobrachium können wir im kalten, schnellfließenden Wasser ausmachen.
Ich entschließe mich nach einigen Kilometern, allein meinen Rückweg anzutreten, da ich noch Cliff Hui, einem bekannten Aquascaper, einen Besuch in seinem neuen Geschäft abstatten möchte. Ich wünsche Werner und den anderen viel Glück bei der weiteren Suche und hoffe, sie werden ein paar „Tiger“ finden.
Auf dem Rückweg marschiere ich direkt durch den dichten Dschungel, da dieser Weg viel kürzer ist als dem Bachlauf zu folgen.
Nach einer Weile bemerke ich, dass mich eine Affenhorde verfolgt und mir ziemlich nahe kommt. Warscheinlich werden sie von Einheimischen und Touristen oft gefüttert, sodass sie jegliche Scheu vor dem Menschen verloren haben. Von mir jedenfalls bekommen sie nix, da es auch verboten ist, Wildlife zu füttern.
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Tag 4, Teil 2 – Hong Kong, den 17. März 2011
Cliff hat seinen ersten eigenen Laden zusammen mit einem Kumpel in der bekannten „Fischstrasse“ in Hong Kong eröffnet. Das Geschäft nennt sich Green Concept und ist fast immer voll, sodass ich Mühe hatte die Aquarien abzulichten. Wenn man reinkommt, merkt man sofort, dass hier Künstler am Werk sind. Das Geschäft ist nicht wirklich groß,und sehr hell ist es auch nicht, aber die Becken, die drinnen stehen, sind echt schick. Cliff hat auch sein neues Aquarium hier aufgestellt, mit dem er sich für den ADA Contest bewerben will. Allerdings habe ich das noch nicht fotografiert, da er sich sonst nicht mehr damit bewerben kann. Alles in allem gehört der Laden für mich in die Top 5 der Aquariengeschäfte in Hong Kong, und ich hoffe, dass er mir beim morgigen Abendessen mit dem CAU Club noch einiges von seinen Tricks verrät.
In Hong Kong wird das Thema Aquascaping immer beliebter. So langsam verschwinden die alten schmuddligen Geschäfte, und neue,coolere Stores mit jungen, kreativen Leuten kommen auf den Markt. Ich war auch noch schnell in den Läden von Dave Chow und Hin Cheng, diese werde ich allerdings erst in den nächsten Tagen zeigen.
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Tag 5 – Hong Kong, den 18. März 2011
Ohne Klettern und Bergsteigen geht es wohl in Hong Kong nicht, vor allem, wenn man die abgelegenen Stellen mit den schicken Shrimps sehen will. Auch heute mussten wir also mehrere Stunden laufen, um zu einem ganz besonderen Habitat zu kommen.
Mit auf dem Trip war Alan Leung vom WWF Hong Kong. Alan kennt eine Stelle, wo eine besondere Farbvariante der Caridina serrata zu finden sein soll. Es ging also auf und ab, und als ich schon meine Beine nicht mehr spürte, Krämpfe sich ankündigten und der kalte Wind auf dem Gipfel mich fast umblies, zeigte Alan auf ein kleines Tal, wo man einige Bachläufe erkennen konnte.
Wir waren also bald da, und das ließ meine Kräfte zurückkehren. An dem kleinen Bächlein, das mit 15° C doch recht kühl war, entdeckten wir dann die kleinen Gepanzerten. Es ging also ans Fotografieren, Messen und Beobachten.
Die Garnelen waren zwar nicht blau, so wie Alan das gesagt hatte, aber sie waren dennoch sehr cool. Einige Tiere waren sogar schwarz oder hatten ein pinkes Muster.
Auf dem Rückweg fing es dann an zu regnen, und wir beeilten uns, in die Stadt zu kommen, denn wir hatten noch ein Abendessen mit der Creative Aquascaping Union (CAU) Hong Kong.
Morgen geht es zu der Bienenlocation und ich freue mich, dass es nach so vielen gescheiterten Besuchen endlich klappen wird. Ich hoffe, der Regen macht uns dieses Mal keinen Strich durch die Rechnung.
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Tag 6 – Hong Kong, den 19. März 2011, „Der erste Besuch bei den Bienen“
Es ist uns endlich gelungen, das Habitat der Bienengarnele ausfindig zu machen. Wir hatten natürlich ein wenig Hilfe von der CAU, aber letztendlich sind wir dorthin gekommen.
Der Trip war echt heftig, vor allem, weil es geregnet hat und somit der Aufstieg zu einer ziemlichen Rutschpartie wurde. Nach wenigen Minuten war ich schon total durchnässt und habe es dann so weitere 4 Stunden ausgehalten (soll mir nochmal einer sagen, dass ich hier Urlaub gemacht habe … dann setzt’s was) – eine meiner Cams hat dann auch wegen zuviel Luftfeuchtigkeit dicht gemacht und nix ging mehr. Gut, dass ich immer eine zweite dabei habe … für genau solche Fälle. Aber auch diese Cam beschlug dann irgendwann, weil ich das Objektiv gewechselt habe … ufff … ich war echt im Stress.
Aber wie auch immer – hier sind die ersten Bilder des Bienengarnelenhabitats:
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Tag 7 – Hong Kong, den 20. März 2011
Am Sonntag abend war ich im Crystal Garden, einem Shop, der hauptsächlich Red Bees anbietet. Es gibt auch ein paar Black Bees, Red Ruby und Red Wine habe ich gesehen, auch ein paar Pandas waren da, aber hauptsächlich schöne Bee Grades.
Der Ladenbesitzer Jackie Poon ist ein wirklicher Shrimpfreak. Er hat einige Schönheiten in seinem Geschäft, das wohl das beste Shrimpgeschäft in Hong Kong ist.
Die meisten Garnelen kommen direkt aus Japan von einem bekannten Züchter, den er regelmäßig besucht.
Jackie kann man unter crystalgarden2008@yahoo.com.hk erreichen. Ich kann einen Besuch nur empfehlen!
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Nachtrag – Dave Chows Laden
Nach den alltäglichen Bergtouren ging ich am frühen Abend immer wieder in die Fischstrasse, um die Aquarienläden zu inspizieren. Ein Laden fällt da ganz besonders auf. Das Geschäft gehört Dave Chow und seiner Frau. Es ist mit etwas mehr als einem Meter Breite und ca. 12 Metern Länge eines der kleinsten Zoogeschäfte, die ich kenne, aber auch eines der schönsten. Der Platz ist super genutzt, und man sieht hier viele schöne Scapes.
Zwar gibt es auch ein paar Fische und Garnelen in diesem Geschäft, aber das Hauptaugenmerk liegt ganz klar bei den Pflanzen und dem Scaping-Sortiment. Tagsüber leitet seine Frau das Geschäft, und Dave ist unterwegs, um in Hong Kong Aquarien zu pflegen und zu scapen. Abends stehen sie dann zusammen im Geschäft.
Ich muss gestehen, dass dieser kleine Laden zu meinen „all time favs worldwide“ gehört. Dave Chow ist ja in der Aquascaping Szene kein Unbekannter. Er hat an seinen Wänden lauter Preise hängen, die er für seine Scapes bekommen hat. Wenn ihr mal in Hong Kong seid, schaut unbedingt bei ihm rein,auch wenn wenig Platz sein wird, der Laden ist immer gut gefüllt.
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