Von Werner Klotz
In jedem Erbgut gibt es sogenannte konservierte und variable, mutationsfreudigere Abschnitte. Konservierte Abschnitte codieren etwa komplizierte biochemisch wichtige Proteine wie etwa den Blutfarbstoff Hämoglobin. Solche Moleküle wurden in der Entwicklungsgeschichte auch immer weiterentwickelt, stehen aber bereits auf sehr hohem funktionellen Level.
Wenn hier Spontanmutationen in den entsprechenden Genen auftauchen, hat das in fast allen Fällen eine funktionelle Verschlechterung zur Folge und wird daher ausgemerzt. In jedem Genom gibt es aber auch Abschnitte welche keine funktionellen oder weniger spezialisierte Proteine codieren. An solchen Stellen können Mutationen viel leichter weitervererbt werden.
Betrachtet man einen solchen Abschnitt der DNA, sind die Unterschiede zwischen verschiedenen Arten größer als bezogen auf das ganze Genom. Aber auch Unterschiede
Aus diesem Grund werden für phylogenetische Untersuchungen je nach dem welche Verwandschaftsbeziehungen (auf Familienebene, Gattungsebene, Art oder Populationen einer Art aus unterschiedlichen Biotopen) man analysieren möchte unterschiedliche Genabschnitte herangezogen.
Zur Abklärung von phylogenetischen Strunkturen auf Populations- bis Artnivau bei Süßwassergarnelen werden spezielle Abschitte der mitochondrialen DNA (welche 16sRNA oder COI codieren) analysiert. Die Verwendung mitochondrialer Gene hat hier mehrere Vorteile. Erstens mutieren diese Genabschitte besonders schnell, so dass Veränderungen zwischen Populationen besser erfasst werden können, zweitens wird mitochondriale DNA bei Süßwassergarnelen nur mütterlicherseits weitervererbt. Damit fällt der Genaustausch während der Verinigung von Ei und Spermie (und damit das Crossing-over und die Rekombination) weg, was den genetischen Vergleich erleichtert.
Wenn aber die mitochondriale DNA nur maternal weitervererbt wird, kann damit auch nur die weibliche Erbline nachvollzogen werden. Wenn wir mit den Analysen mitochondrialer DNA nun keinen Unterschied zwischen Wildfängen der Bienengarnelen, Tieren aus der Aquaristik und einer japanischen Hochzuchtlinie gefunden haben könnte man daraus schließen, dass es sich bei dieser Hochzuchtlinie eben nur um das Ergebnis einer Selektionszucht (oder innerartliche Verpaarung unterschiedlicher Farbstämme) handelt. Nicht vergessen darf man allerdings, dass wir einen Unterschied nur hätten finden können, wenn an einer Verkreuzung ein Weibchen einer anderen Art (Hummel, New Bee, C. venusta, C. tumida, C. maculata, P. meridionalis, C. breviata,….) beteiligt gewesen wäre. Eine solche hätten wir klar nachweisen können. War an einer Verkreuzung aber ein Crystal Red (bzw. Bienen) Weibchen und ein Männchen einer 2. Art beteiligt, kann das mit diesen Methoden nicht nachgewiesen werden. Würde ein männlicher Nachkomme einer Verkreuzung Hummel/New Bee Weibchen x Biene/Crystal Red Männchen (welcher dann Hummel/New Bee Merkmale tragen würde) in später wieder mit einem Bienen/Crystal Red Weichen verpaart, würden die Nachkommen dieser Kreuzung wieder nur Bienen/CR Merkmale tragen.
Wir können damit bis jetzt nur sagen, dass die bisher untersuchten Hochzuchttiere alle von einer weiblichen Crystal Red abstammen.
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