
Flaggenbild Germany
Chris, wie bist du auf die Idee gekommen, dieses Flaggenbild zu machen? War das ein Auftrag?
Die Idee kam mir bei der letzten Fußball-WM, als ich die ganzen Deutschlandfahnen gesehen habe. Ich dachte mir, bei dem Angebot an farbigen Garnelen muss es auch möglich sein, so ein Bild zusammenzustellen. Die Flagge war ursprünglich mit einer roten und gelben Fire und einer schwarzen Tigergarnele geplant. Dass ich dann das Glück hatte, eine so schöne schwarze Fire zu bekommen, war dann natürlich ideal. So konnte ich das Bild nur mit einer Art schiessen. Ich denke, es ist möglich, auch andere Fahnen zu machen – nur bei den Stars and Stripes werde ich mich wohl schwertun.
Woher stammen deine Garnelen ?
Ich werde natürlich von Herbert Nigl (Aquarium Dietzenbach) gesponsort, der mir Garnelen für meine Shootings zur Verfügung stellt. Von ihm sind sehr viele der Garnelen, die ich ablichte. Auch die gelbe und die rote stammen von ihm. Die schwarze N. heteropoda stammt von Michael Nadal, der sie mir freundlicherweise geschenkt hat. Dieses Tier schwimmt mittlerweile bei Roland Lück in seiner Zuchtanlage, da sie zu dem Zeitpunkt eiertragend war. Wir sind ja sehr daran interessiert, dass gute Züchter diese Tiere weiter vermehren.
Wie hast du es geschafft, dass die Garnelen so dasitzen?
Zu einem Photoshooting, bei dem man mit Tieren arbeitet, gehört immer der Faktor Geduld. Ausserdem ist es von Vorteil, wenn man weiß, wie Garnelen „ticken“. Ich muss zugeben, dass sie normalerweise nicht so geordnet dasitzen – das passiert mehr als selten. Vor einem normalen Aquarium müsste man warscheinlich wochenlang sitzen, bis die Tiere in so einer Reihe auftreten. Der Vorteil bei meinem Fotoaquarium ist, dass es nicht sehr groß ist, es hat nur ca. 12-13 Liter. Wenn man jetzt einen Stein dort reinsetzt, ist das schon mal ein Punkt an dem sich die Garnelen orientieren. Den suchen sie gerne auf um fressbares zu finden. Vor allem, wenn der Stein längere Zeit in einem anderen Aquarium gelegen hat, scheint viel interessantes und fressbares darauf zu sein.
Natürlich spielt auch das Alter der Tiere eine sehr große Rolle. Wenn man mal genau schaut, sieht man, dass ich hauptsächlich mit adulten Tieren arbeite, vorzugsweise mit Weibchen. Junge Garnelen und praktisch alle Männchen sind sehr hektisch und aufgeregt.
Ich lasse meine Garnelen auch meistens 1-2 Tage im Becken, bevor ich sie fotografiere. So können sie sich vom Umzugstress erholen, Farbe zeigen und das Aquarium erkunden. Nach 1-2 Tagen ist das getan und sie sind wesentlich relaxter.
Wie kommt es also, dass sie genau in dieser Reihenfolge sitzen … Wie gesagt, die älteren Weibchen kann man beinflussen, weil sie nicht so temperamentvoll sind wie Männchen oder insgesamt junge Garnelen. Ich rede natürlich (gedanklich) mit den Tieren, nutze aber auch das aus, was ich beobachtet habe.
Fire Red Weibchen sind zum Beispiel sehr einfach abzulichten, im Prinzip kann man sie dressieren, das zu tun, was man gerne möchte. Ich glaube die Garnelen merken nicht mal was von dem Shooting – es sei denn der Blitz beim fotografieren stört sie.
Alles in allem kommt dabei keine einzige Garnele zu Schaden.
Wie „denken“ Garnelen, und woher weißt du, wie sie ticken?
Ich schätze mal, dass Garnelen nicht denken, sondern dass sie einfach ihrem Instinkt folgen. Garnelen merken schnell, wenn keine Fische im Aquarium sind und verhalten sich ganz anders, das ist klar. Oft zeigen sie auch andere Farben, wenn das Aquarium fischlos ist. Sie reagieren auch auf Wasserverhältnisse und sind natürlich meistens hungrig.
Wenn man ihnen bietet, was sie gerne haben, und wenn sie keinen Stress haben, sind Garnelen eigentlich sehr einfache Models. Es gibt andere Tiere, bei denen ich fast verzweifle, weil sie sehr schnell sind oder wegfliegen. Dann hat sich das mit dem Foto schnell erledigt.
Auch habe ich manchmal 1-3 gute Bilder bei 200 geschossenen. Gut, dass es die digitale Fotografie gibt! Im Prinzip nutze ich nur das aus, was ich an den Tieren beobachte, um dann ein gutes Foto zu machen.
Ich sitze ja schon seit vielen Jahren vor dem Aquarium und beobachte und studiere die Tiere.
Wenn man meine Bilder der letzen Jahre anschaut, kann man eine stetige Verbesserung feststellen. Das liegt nicht nur daran, dass meine Ausrüstung besser geworden ist. Natürlich ist auch das Equipment wichtig, doch ohne ein gutes Auge, Geduld, das notwendige Hintergrundwissen und den Ehrgeiz, es immer besser machen zu wollen, nützt das beste Equipment nicht viel. Man kann natürlich Bilder von Garnelen machen, doch außergewöhnliche Bilder sind das, was mich wirklich reizt.
Ich habe mich entschlossen immer up to date zu sein mit meiner Ausrüstung, und auch in Sachen Licht. Das ist für mich das wichtigste in der Aquarienfotographie. Mit einer Softbox in Kombination mit einem Studioblitz habe ich die für mich optimale Lösung gefunden, die kleinen Blitze, die man auf das Aquarium legt, halte ich persönlich für ungeeignet. Meine Cam für Garnelen ist die Canon 7 D und als Objektiv nutze ich fast ausschliesslich das Sigma 105 Macro, genauso wie einige Zwischenringe.. Mittlerweile mache ich alle (!) Bilder mit Stativ. Das kostet zwar etwas mehr Zeit und Nerven, aber die Bilder sind wesentlich schärfer. Free Hand würde ich – so vermeidbar – nicht mehr machen. Auf das Arbeitsmaterial kommt es meiner Meinung nach aber gar nicht so sehr an – viel wichtiger ist es, das Verhalten der Tiere zu studieren. Man muss sie genau kennen, bevor man sie shootet. Für Habitataufnahmen und zum Filmen arbeite ich mit einer Canon 5 D Mark II. Dazu kommt, dass ich über die Jahre die beste Einstellung ( z.B. Weißabgleich, Verschlusszeit etc.) für ein Aquariumfoto rausgefunden habe.
Ich spreche allerdings nur für mich. Es gibt andere sehr gute Aquarienfotografen, die es sicherlich anders machen als ich, und die auch wunderbare Aufnahmen machen.
Arbeitest du mit Bildbearbeitungsprogrammen?
Ja, ich arbeite damit, z.B. mit Photoshop oder Lightroom. Wenn ich ein Bild allerdings nicht in 3 -5 Minuten bearbeitet habe, lasse ich es lieber weg. Übermäßige Bearbeitung sieht man den Bildern an … Ein wenig Kontrast, ca. 3-5 %, kommt dazu und ca. 7-8 % Farbe.
Viele Fotos sind allerdings schon aus der Cam gut und ich muss fast gar nichts machen. Wenn ich die Bilder verkleinere, schärfe ich sie minimal nach.
Wenn die Vorbereitungen gut sind, muss man im Nachhinein nicht soviel ausbessern. Dazu gehört, dass ich 1 Tag vor dem Shooting immer einen Wasserwechsel mache. Der Unterschied ist deutlich sichtbar.
Was passiert mit deinen Models, wenn du fertig bist mit dem Fotoshooting?
Es ist so, dass ich die meisten Tiere geschenkt bekomme, da es sich um Neuimporte handelt. Nach dem Shooting gehen gut 99 % der Tiere zu Aquarianern, die sie gerne aufnehmen – ich verschenke die meisten von ihnen. Ich zwar einige Dennerle Cubes zu Hause stehen, aber auch hier beschränke ich mich nur auf die Haltung und Beobachtung und nicht die Zucht.
Chris, wir danken dir für dieses Interview.
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