Der Leitwert
ist ein Wert, der jederzeit aus einem Strom- und Spannungswert bzw. einem Widerstandswert errechnet werden kann. Die Leitfähigkeit bezieht sich auf den Leitwert eines Materials mit bestimmten Abmessungen, beispielsweise ein Länge von einem Meter und einem Querschnitt von einem Quadratmillimeter. Aus diesen Werten kann der Leitwert eines Leiters ohne Strom- und Spannungswerte errechnet werden.
Der gemessene Widerstand hängt ab von der Eintauchtiefe bzw. der Größe der Elektrodenoberfläche.
Der Leitwert nimmt ab bei:
- zunehmender Oberfläche der Elektrodenoberfläche
- abnehmendem Abstand der Elektroden
Für die Praxis hat man sich auf ein Maß geeinigt, das sich auf Elektroden mit einer Oberfläche von einen Quadratzentimeter und einen Abstand von einem Zentimeter bezieht und die Messung bei einer Temperatur von 25°C erfolgt. Abweichende Maße und Temperaturen werden entsprechend umgerechnet, damit man international gültige und vergleichbare Ergebnisse erhält.
Verwendet wird Wechselspannung, da bei Gleichspannung an den Elektroden Stoffe abgeschieden werden würden. Dieses würde zu einer erheblichen Veränderung der Elektroden führen.
Der Messwert wird in Mikrosiemens pro Zentimeter (μS/cm) angegeben. In der Praxis wird aber lediglich von Mikrosiemens gesprochen. Der gemessene Wert sagt aber nur etwas über die Quantität der Ionen aber Nichts über die Zusammensetzung der Ionen aus, die die Leitfähigkeit verursachen. Jedes im Wasser gelöste Salz erzeugt einen Teil der Leitfähigkeit.
Seewasser enthält hauptsächlich Kochsalz, das in Natrium-Ionen und Chlorid-Ionen zerfallen ist. Bei einer Dichte von 1,023 g/ml bei 25°C hat es einen Salzgehalt von 35 Promille und eine Leitfähigkeit von 53000 μS/cm oder vereinfacht in (Millisiemens pro Zentimeter mS/cm).
Leitfähigkeit
Unter der Leitfähigkeit versteht man die Summe der im Wasser gelösten Ionen. Ionen sind immer entweder positiv oder negativ geladen, darum leiten sie den elektrischen Strom. Je mehr Ionen im Wasser vorkommen umso höher ist infolgedessen die Leitfähigkeit. Der Leitwert des Wassers ist temperaturabhängig! Bei niedriger Wassertemperatur ist der Leitwert wesentlich niedriger, als der Leitwert des gleichen Wassers nach Erwärmung.
Je höher der Leitwert, desto mehr Salze liegen als Ionen vor. Dieses Verhältnis ist jedoch nicht linear, je höher der Salzgehalt ist, umso weniger stark steigt der Leitwert bei weiterer Salzzugabe an. Salz wird von den Wassermolekülen (H2O) in positiv geladene Natrium-Ionen (Na+) und negativ geladene Chlorid-Ionen (Cl-) auf gespaltet und gebunden. Dieses geschieht solange, bis nicht mehr genug Wassermoleküle zur Bindung vorhanden sind, es lässt sich dann kein Salz mehr lösen. Man spricht von einer Sättigung der Lösung, ein Überschuss an ungelösten Salzkristallen sammelt sich dann am Boden des Gefäßes.
Eine Umrechnung in Härtegrade kann nur unter Vorbehalt durchführt werden, da der Leitwert alle Ionen erfasst, die Härte jedoch nur bestimmte. Der Anteil an nicht härtebildenden Ionen zu härtebildenden Ionen ist nicht in jedem Wasser gleich.
Andersrum wirken sich nicht alle Ionen gleich auf den Leitwert aus, zwei- und mehrwertige Ionen erhöhen den Leitwert stärker als einwertige, und eine doppelte Zahl von Ladungsträgern erhöht den Leitwert nur im stark verdünnten Bereich um den Faktor 2.
Da der Leitwert leicht und einfach mit einem entsprechenden Gerät zu messen ist und in sehr weichem Wasser wesentlich zuverlässiger ist, als die Härte, wird er oft als eine Richtgröße für die Wasserqualität genommen. Je älter das Aquarienwasser ist, desto höher ist der Leitwert vor allem durch die Mineralisierung der Futterstoffe, die nicht im Stoffwechsel der Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen benötigt werden. Der Anstieg ist nicht linear. Besonders bei Weichwasser ist der prozentuale Anstieg deutlich zu erkennen. Der prozentuale Anstieg ist eine Entscheidungshilfe, wann und wie viel Wasser gewechselt werden soll.
Die Maßeinheit für die Leitfähigkeit wird in μs/cm (Mikrosiemens/cm) gemessen. Das ist das Gegenteil des ohmschen Wertes, dem Widerstand einer elektrischen Leitung. Die Leitfähigkeit ist ein wichtiger Parameter, weil sie angibt, wie viele Ionen im Wasser gelöst sind. Ionen sind nicht nur sinnvolle und nützliche Verbindungen wie die Härtebildner Calcium (Ca2+), Magnesium (Mg2+) oder die verschiedenen Salze der Kohlensäure (CO2-). Die Härtebildner sind die wichtigsten Verursacher der Leitfähigkeit im Wasser. So erhöht 1° deutscher Gesamthärte die Leitfähigkeit um etwa 33 μs/cm.
Osmose und Osmoregulation
Mit zunehmender Leitfähigkeit steigt auch der osmotische Druck des Wassers. Sie ist eine wichtige Größe, die angibt, wie hoch der osmotische Druck des Wassers ist. Die Osmose beeinflusst den Stoffwechsel erheblich. Bei den Fischen reguliert der osmotische Druck die Wasseraufnahme die Harnausscheidung und die Geschlechtsorgane. Durch die Fähigkeit dieser Osmoregulation können Fische sowohl des Süßwassers als auch der Meere die Konzentration ihrer Körperflüssigkeit auf einen konstanten Wert halten.
- Im Meerwasser ist die Körperflüssigkeit gegenüber dem Meerwasser hypoosmotisch. Das bedeutet, dass das den Fisch umgebende Medium (Meerwasser) eine höhere Salzkonzentration besitzt als die Körperflüssigkeit des Fisches. Wegen des Konzentrationsgefälles, also wegen der höheren Konzentration an Wassermolekülen im Fisch, verliert dieser Fisch ständig Wasser durch Osmose. Deshalb nimmt der Meerwasserfisch viel Salzwasser auf, um den Wasserverlust auszugleichen, doch dies führt zu einer Salzüberschuss im Fisch.
- aktive Vorgänge: Salzwasseraufnahme, Salzausscheidung über Kiemen
- passive (osmotische) Vorgänge: Wasserausscheidung über Kiemen oder über Nieren
- Im Süßwasser ist die Salzkonzentration im Fisch selber höher, als die des umgebenden Mediums. Das Wasser ist hypoosmotisch bzw. der Fisch ist hyperosmotisch. Es kommt zu einem Wassereinstrom, der durch eine übermäßige Nierenfunktion ausgeglichen wird. Fische scheiden also große Mengen Wasser durch die Nieren aus, die osmotisch in den Fisch diffundiert sind.
- aktive Vorgänge: Salzaufnahme
- passiver (osmotischer) Vorgang: Wasseraufnahme.
- Im Brackwasser gibt es bedingt durch die Gezeiten in den Deltas der Flussmündungen Lebensbedingungen, die beide Mechanismen erfordern.
Vor allem in der Natur tropischer Regionen unterliegt die Leitfähigkeit natürlichen Schwankungen. Bei Trockenheit steigt die Leitfähigkeit infolge der Wasserverdunstung und der sich im Restwasser konzentrierenden Salze. In der Regenzeit dagegen nimmt die Leitfähigkeit stark ab, da im Regen keine Salze gelöst sind und infolgedessen auch keine Härte vorliegt. Da für viele Fischarten die beginnende Regenzeit die Zeit der Fortpflanzung ist, ist die Senkung des Leitwertes im Aquarium für viele Fischarten ein Auslöser, sie zur Fortpflanzung zu bewegen.
Sie ist besonders angebracht, wenn Weichwasserfische in hartem Wasser gehalten werden. Andererseits kann auch eine Erhöhung des Leitwertes erforderlich sein, wie bei Hartwasserfische der großen Seen im afrikanischen Grabenbruch (Malawisee- 200-260 μs/cm & Tanganjikasee 600-620 μs/cm).
Osmolarität und Osmolalität
Der Begriff Osmolarität beschreibt die osmotisch aktiven Teilchen pro Liter einer Lösung. Neben den Ionen können das auch komplexere Moleküle wie Proteine und Zucker sein. Da Salze im Wasser in Ionen zerfallen, wirken sich diese auf die Osmose aus. Neben der Osmolarität gibt es noch den sehr ähnlichen Begriff der Osmolalität, welcher ebenfalls die Menge osmotisch aktiver Teilchen beschreibt, allerdings pro Kilogramm statt pro Liter.
Die Osmolalität der Körperflüssigkeiten von Fischen liegt zwischen 250 und 500 mOsm (0,65 bis 0,9% Salz-Konzentration), unabhängig davon ob sie im Süß-, Brack- oder Meerwasser leben. Süßwasser mit einer geringen Leitfähigkeit hat nur wenig Salze und somit eine geringe Osmolarität von 10-40 mOsm, während Meerwasser eine Osmolarität von bis zu 1000 mOsm aufweisen kann. Süßwasserfische werden daher ständig osmotisch Wasser aufnehmen und Salze an die Umgebung verlieren im Gegensatz zu Meerwasserfischen. Marine Fische und Süßwasserfische benutzen denselben Mechanismus von Chloridzellen in den Kiemen, nur in umgekehrter Richtung.
- Süßwasserfische sind hypertonisch, die Umgebung ist hypotonisch. Süßwasserfische nehmen ständig osmotisch Wasser über die Kiemen und die Körperoberfläche auf, da die Osmolarität ihrer Körperflüssigkeiten wesentlich höher ist als die ihrer Umgebung. Um die großen Mengen an Wasser entfernen zu können, bilden sie einen sehr verdünnten Harn. Sie verlieren aber auch Salze, die dieser Harn enthält. Aus diesem Grund nehmen die Süßwasserfische aktiv über die Kiemen Salze auf. Die Kiemen enthalten Chloridzellen, die aktiv Chlorid-Ionen in den Körper pumpen.
- Salzwasserfische sind hypotonisch, d.h., die Umgebung ist höher konzentriert. Das bedeutet, dass die Salzwasserfische ständig Wasser an die Umgebung (das Meerwasser) durch Osmose abgeben. Der Fisch trinkt große Mengen an Meerwasser um den Wasserverlust auszugleichen. Das hat zur Folge, dass sich viele Salze im Körper des Fisches ansammeln. In den Kiemen haben diese Fische Chloridzellen, diese Zellen geben aktiv Chlorid- Ionen nach draußen ab und Natrium-Ionen folgen passiv nach. Über die Nieren werden die anderen nicht benötigten Salze abgegeben.
Osmotischer Schock
Hier handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um die tödliche Auswirkung bei Umsetzen mit einem erheblichen osmotischen Gradienten in Wasser mit niedrigem Leitwert. Hierbei kann es für die Fische zu einem tödlichen Schock kommen.
Ausgelöst wird dieser Schock durch das schnelle Umkehren des osmotischen Systems des Fisches. Das Wasser strömt auf Grund eines Konzentrationsgefälles an biologischen Membranen immer in Richtung des höheren Salzgehaltes, um diesen zu verdünnen und die Wasserkonzentration so zu erhöhen. Wenn ein Fisch von sehr hartem in sehr weiches Wasser gesetzt wird, kehrt sich das Konzentrationsgefälle schlagartig um und das Wasser strömt in die Zellen des Fisches ein. Dadurch platzen Zellen und der Fisch kann sterben. Daher sollten die Zuchttiere, die zum Ablaichen in Zuchtboxen gesetzt werden, nicht dauerhaft in Wasser mit einer hohen Leitfähigkeit gehältert werden, um im Ansatz mit sehr weichem Wasser nicht gestresst zu werden.
Abhilfe: Setzen Sie Fische immer erst nach langsamer Umgewöhnung in ein anderes Wasser. Mit Hilfe eines Leitwert-Messgerätes kann der Gesamtsalzgehalt ermittelt werden. Die Differenz zwischen zwei Wassern sollte 300 μS/cm nicht überschreiten. Wenn doch, sollte pro Tag immer um 300 μS/cm angeglichen werden. Dagegen vertragen Fische eine Salzerhöhung problemlos!
Weiches Wasser ist instabil
Je salzärmer ein Aquarienwasser ist, desto schneller gerät es außer Kontrolle. Das hat mehrere Gründe. Die wichtigsten hängen mit dem Nitrathaushalt des Aquarienwassers zusammen.
Nitrat entsteht vorwiegend aus dem Eiweißanteil (Aminogruppe der Aminosäuren) von Fischfutter, zersetzenden Pflanzen, aber auch aus der abgestorbenen Mikroflora und –fauna im Aquarium und Aquarienfilter.
Nicht benötigte Aminosäuren aus dem Eiweißabbau werden von den Fischen als Ammonium ausgeatmet, das anschließend von den Bakterien zu Nitrat oxydiert wird, oder durch Mineralisation von organischen stickstoffhaltigen Substanzen außerhalb des Fisches. Ursprünglich entsteht freie Salpetersäure, die mit dem Hydrogencarbonat des Wassers zu Nitrat und Kohlendioxid reagiert:
HNO3 + HCO3– → NO3– + H2O + CO2
Es wird durch die Nitrifikation also Karbonathärte verbraucht. Ist die Karbonathärte hoch genug und wird sie laufend durch Wasserwechsel ergänzt, so entstehen keine Probleme. Ist die Futterbelastung hoch, die Karbonathärte aber niedrig, so kann es zu einem völligen Verbrauch der Karbonathärte und zu einem Säuresturz kommen.
Der Ablauf obiger Gleichung kehrt sich um, wenn die Nitratkonzentration durch Aufnahme der Pflanzen (Akkumulation) oder durch Nitratatmung im Mulm, Filterschlamm oder im Nitratfilter abnimmt. Dadurch steigt die Karbonathärte. Ein Zahlenbeispiel: Ein Anstieg der Nitratkonzentration um 22 mg NO3/L verursacht eine Senkung der Karbonathärte um 1°dH und umgekehrt.
Weiches Wasser ist daher also instabiler, nicht aber, wenn mehr Kohlendioxid eingeleitet wird. Eine Verdoppelung der Kohlendioxidkonzentration von 10 auf 20 mg CO2/L verursacht stets eine Absenkung des pH um 0,3, ohne die Karbonathärte messbar zu verändern.
Weiches Wasser erfordert einen höheren Kontroll- und Pflegeaufwand als hartes Wasser, weil auch die Bildung oder der Verbrauch von Mineralstoffen prozentual stärker zu Buche schlägt. Zum Beispiel entnehmen wüchsige Pflanzen dem Wasser große Mengen von Mineralstoffen, die durch Wasserpflegemaßnahmen ergänzt werden müssen. Im Weichwasser sind die Vorräte nun einmal geringer!
Salz als Medikament
Krankheiten bei Fischen sind immer ein akutes Problem. Die meisten Erreger sind latent im Wasser enthalten und besiedeln auch die Fischschleimhaut. Bei mangelnder Hygiene, Verschlechterung der Haltungsbedingungen (z.B. durch Falsch- oder Überbesatz, Neubesatz, übermäßigem Hantieren im Becken und Einsetzen bzw. Umsetzen von Pflanzen) kann der Fisch Stress erleiden. In diesem Fall wird das Immunsystem des Fisches geschwächt und die Krankheitserreger können pathogen werden. Zur Behandlung der in der Fischschleimhaut auftretenden Parasiten und Bakterien sollte vorrangig die Salzmethode eingesetzt werden. Die Verbindung von Salz und Krankheiten ist ein sehr altes und bekanntes Thema in der Aquaristik.
Eine (stark hypertonische) Kochsalzlösung wirkt sich zwar grundsätzlich hautreizend und entzündungserregend aus, aber durch die Natrium-Ionen werden beim Fisch als Gegenwirkung die Hautkolloide gereizt und zur Quellung (Schleimproduktion) veranlasst, die zum Abstoßen bereits anhaftenden Parasiten führen kann und eine Neuinfektion durch die relativ dicke bzw. starke Schleimhaut erschwert wird.
Anwendung findet Natriumchlorid (NaCl), das gewöhnliche Kochsalz. Im Wasser gelöst, zerfällt es zu Natrium-Kationen und Chlorid-Anionen. In der Regel stellen Chloride keine Gefahr für den Fisch dar, dauerhafte Überdosierung jedoch schon.
Natrium wird im Nervensystem bei der Reizübertragung benötigt sowie bei Muskelerregungen. Bei Salzgaben sollte immer berücksichtigt werden, dass es in der Nahrung bereits ausreichend vorhanden ist.
Wie auch beim Menschen, so bewirkt Salz beim Fisch eine Erhöhung des Blutdruckes. Zuviel Salz kann also schädlich sein, zu wenig allerdings genauso. Ist der Blutdruck schwach und die Salzzufuhr zu gering, kann es zu „Schlappheit“ oder mangelnder Resistenz kommen. Eine gesunde Zufuhr von Salz, kann also das Gesamtwohlbefinden durchaus erhöhen.
Das Salz wirkt direkt auf die Fischhaut, den pH-Wert und beeinflusst die osmotischen Prozesse, das heißt, der Fisch wird einem unterschiedlichen Druck ausgeliefert. Der osmotische Druck ist hierbei das Heilmittel. Die Zellen der Lebewesen im Wasser sind bestrebt, ein gleiches Druckverhältnis herzustellen. Ist die Salzkonzentration im Fisch höher als die im Wasser, gelangt Wasser in die Zelle und pumpt sie regelrecht auf. Wird jetzt die Konzentration im Wasser erhöht, dreht sich der Vorgang. Das Wasser tritt aus der Zelle aus und mit ihm evtl. schädliche Stoffe.
Je nach Konzentration der Salze wird ein Eintreten von Wasser in die Zelle, ein Austreten von Wasser aus der Zelle oder bei gleichem Druck ein Stillstand der osmotischen Reaktion erreicht. Bei zu starkem Austritt aus den Zellen ist zu beachten, dass ein Süßwasserfisch nicht trinkt und somit austrocknen kann. Ein täglicher Wasserwechsel bei kranken Fischen ist gleichzeitig erforderlich, um die Anzahl der Krankheitserreger und der belastenden Substanzen zu verringern. Eine Abtötung von Parasiten und Bakterien erfolgt durch eine Salzgabe nicht (wie oft berichtet wird), sonst könnte auch die gesamte Filterbiologie kollabieren. Jedoch reduziert sich ihre Vermehrungsgeschwindigkeit. Wassermoleküle werden durch Salzgaben also ausgeschieden und Ionen gleichzeitig aufgenommen.
2,4 g Kochsalz auf 100 l Wasser erhöhen den Natriumgehalt um 10mg/l, jedoch den Chloridgehalt um 15,4 mg/l. Wie auch Natrium genügend im Futter enthalten ist, so ist es auch das Chlorid. Chlorid wird im Magen in der Form der Salzsäure (HCl) benötigt. Zuviel Chlorid kann also schaden. In der Regel ist im Aquariumwasser ein generelles Überangebot von Chloriden vorhanden, die aber bis zu einem Grenzwert von 1,7 mg/l Cl-Ionen pro Grad KH toleriert werden. Chloride gelangen vor allem durch Futter und Leitungswasser ins Aquarium.
Salz kann auf drei verschiedene Arten angewendet werden:
- Ein Kurzbad stellt für den Fisch eine hohe Belastung dar. Für ein Kurzbad werden die Fische in einen gesonderten Behälter mit Aquarienwasser gesetzt und das aufgelöste Salz langsam hinzugefügt. Die Dosierung beträgt bei weichem Wasser bis 5°dH Gesamthärte 1g pro 15 Liter. In einem Wasser von 7° bis 12°dH wendet man 1g Salz auf 8 Liter und bei einer Härte über 12°dH 3 g je 10 Liter an. In sehr hartem Wasser kann das Kurzbad mit einer Salzmenge von 15g/L angewendet werden. Die Salzzugabe kann allerdings Pflanzen schaden. Bitte bedenken Sie, dass das Kurzbad eine Schocktherapie darstellt
- Hat der Fisch nur eine äußere Verletzungen, reicht es täglich diese Stelle mit einem Wattestäbchen, welches mit hoch dosiertem Salzwasser getränkt wurde, abzutupfen.
- Ein Dauerbad wird über einen Zeitraum von bis zu 10 Tagen mit einer Dosis von bis zu 5 g 100 Liter Wasser angewendet. Die Anpassung sowie die Entfernung des Salzes sollte nicht abrupt geschehen.
Fazit: Salz ist ein Medikament und sollte als Solches eingesetzt werden, nämlich nur bei Bedarf. Verwendet man es ständig, kann man es nicht mehr als Medikament verwenden, da die Erreger sich bereits an das Salz gewöhnt haben. Salz vermindert den Stress des osmotischen Drucks. Es regt die Schleimhautbildung an. Ein Dauereinsatz von Salz ist nicht ratsam. Die beste Vorbeugung ist ein hoher Grad an Hygiene. Andererseits ist neben der Wärmebehandlung eine zeitweise Aufsalzung eine hervorragende Behandlungsmöglichkeit bei parasitären Krankheiten. Eine Aufsalzung wird gut vertragen. Eine abrupte Entsalzung (durch Wasserwechsel mit Wasser einer geringen Leitfähigkeit) kann aber zu einer Katastrophe führen.
Was mit der Leitfähigkeit alles ermitteln werden kann:
- welche Qualität ein Ausgangswasser hat
- wann ein Wasserwechsel erfolgen sollte, um den gestiegenen Leitwert wieder zu senken
- ob die Salinität des Artemia-Kulturwassers stimmt. Sie sollte zwischen 17 und 25ms liegen
- ob die Salinität eines Meerwassers stimmt. Sie sollte 49 bis 50ms haben
- feststellen, ob ein Ionentauscher oder eine Umkehrosmoseanlage erschöpft ist. Ein Revers-Osmose-Wasser sollte eine Leitfähigkeit von 25 μS/cm haben
- feststellen, welches Mischungsverhältnis ein Zuchtwasser benötigt, um den gewünschten Wert zu erreichen
- in einem bepflanzten Aquarium festzustellen, dass man düngen muss, weil der Leitwert gesunken ist
Was mit der Leitfähigkeit nicht ermitteln werden kann:
- wie hart ein Wasser ist. Man kann nur annähernd die Härte ermitteln. Es gibt Umrechnungsempfehlungen von etwa 30 bis 33 μs/cm pro ° dH. Diese Rechnung ist aber oberflächlich und beinhaltet nicht die Ionen von NaCl und vielen anderen Mineralien.
- Die Leitfähigkeit alleine sagt nicht aus, wie belastet ein Wasser ist, da er nicht aussagt, ob es sich um sauberes oder belastetes Wasser handelt.
Wann der Leitwert sinkt.
- Im Filter wird durch einige biologische Reaktionen Säure produziert, die an der Karbonathärte (=Säurekapazität) zehrt. Zum Beispiel wird im ersten Schritt der wichtigen Nitrifikation (Ammoniakoxidation) Säure frei. Diese Oxonium-Ionen (H+, eigentlich H3O+) spalten die Karbonate in Kohlensäure und Wasser und der Kohlendioxid-Hydrogencarbonat-Puffer wird aufgezehrt.
NH4+ + 1½ O2 ↔ NO2– + H2O + 2 H+
Ammonium + Sauerstoff ↔ Nitrit + Wasser + Oxonium
Damit diese Pufferzehrung nicht zu einem Säuresturz führt, muss eine erneute Zufuhr von Karbonaten erfolgen.
- Auch Schnecken verbrauchen sowohl Calcium als auch Carbonate zum Aufbau ihres Gehäuses. Sie können wunderbar als Indikatoren für einwandfreies Wasser dienen, da sie viel empfindlicher reagieren als Fische
- Bei Steigen des pH-Wertes kann der Leitwert sinken, da das Calcium oberhalb von einem pH-Wert von 8,4 seine Löslichkeit verliert.
- Wenn Pflanzen und Bakterien Ionen für Ihr Wachstum aufnehmen, senken sie ebenfalls die LeitfähigkeitWann der Leitwert steigt:Das Aquariumwasser kann sich leider sehr schnell in seiner Zusammensetzung ändern – und dies fast niemals zum Guten.
- Je nach Besatzdichte und Fütterungsintensität vermindert sich die Wasserqualität durch die Stoffwechselprodukte der Fische schnell, denn die im Filter mineralisierten Ionen werden unter sterilen Bedingungen gar nicht und von Pflanzen nicht in der nötigen Menge aufgenommen und konsumiert
- Die Verdunstung des Wassers führt zu einer Erhöhung des Leitwertes, da nur reines Wasser verdunstet.
- Bei Absenken des pH-Wertes kann es auch vorkommen, dass der Leitwert plötzlich enorm ansteigt, da durch den niedrigen pH-Wert (unter 6,9) alte Kalkablagerungen in den Rohrleitungen aufgelöst werden.
- Wasserzusätze, Wasseraufbereitungsmittel und Medikamente können den Leitwert mehr oder weniger auch erhöhen.Die Fische können sich in bestimmten Grenzen an diese langsame Umweltverschlechterung gewöhnen. Problematisch wird es aber, wenn ein Wasserwechsel unregelmäßig durchgeführt wird. Das kann lange gut gehen bis zu dem Zeitpunkt, wo das Immunsystem geschwächt wird und latent vorkommende Krankheitserreger pathogen werden können. Außerdem können starke Leitwertabsenkungen zum osmotischen Schock führen.
Der Leitwert in der Fischzucht
Grundsätzlich sind Fische sehr tolerant in Bezug auf Wasserparameter, allerdings entsprechen die Grenzwerte nicht einer artgerechten Pflege. In einer erfolgreichen Zucht ist nach Möglichkeit immer ein gleich hoher und natürlicher Leitwert einzuhalten. Diese Konstanz des Leitwertes erreicht man am besten durch regelmäßigen Teilwasserwechsel. Will man periodisch züchten, oder die Fische haben ein saisonales Brut- & Ablaichverhalten, dann kann eine schnelle Leitwertreduktion sinnvoll sein (Einleitung einer simulierten Regenzeit). Bei der Zucht der meisten tropischen Fische sind geringere Leitwerte empfehlenswert (20 und 100 μS/cm).
Bei einem Leitungswasser mit einem Leitwert zwischen 300 bis 400 μS/cm (unbelastetes Ausgangswasser) ist der Wasserwechsel so vorzunehmen dass der Leitwert im Aquarium nur unwesentlich über diesem Wert liegt.
Zusätzlich kann der Nitratgehalt als Indikator für die Wasserqualität zugezogen werden. Dieser sollte unter 30 mg/Liter liegen. Liegen Leitwert und Nitratgehalt ihres Ausgangswassers (Leitungswasser) wesentlich über diesen Werten, ist eine Wasseraufbereitung zu empfehlen.
Das Reinwasser einer Umkehrosmoseanlage oder Vollentsalzungsanlage ist für aquaristische Zwecke zu weich und zu aggressiv, um unbehandelt eingesetzt zu werden. Im Gegensatz zu gelösten Salzen gelangt Kohlendioxid des Leitungswassers fast ungehindert durch die Umkehrosmosemembran und säuert das Wasser an. Daher ist eine Zufuhr von Mineralsalzen hinter eine Umkehrosmoseanlage geschaltet sinnvoll, bevor es als Reinwasser durch den Biofilter fließt. Eine Aufsalzung sollte aber mit NaCl-freiem Mineralsalz erfolgen. Das ist eine Mischung aller im Meersalz vorkommenden Komponenten wie Mineralstoffe, Spurenelemente und Vitamine, jedoch ohne Natriumchlorid. Wenn höhere pH- und KH-Werte gewünscht sind, kann die Aufsalzung auch durch einen Mineralisierungsfilter (Aragonit- oder Calcit-Reaktor) ergänzt werden.
Fazit: Der Leitwert ist der wichtigste Parameter in der Fischhaltung. Man kann zwar nicht alle wichtigen Wasserqualitäten ableiten, aber die wichtigsten.