Dekapoda, also unsere Zehnfusskrebse, zu denen außer Flusskrebsen auch noch u.a. Krabben und Garnelen gehören, müssen sich bekanntlich häuten, um zu wachsen. Dieser Vorgang ist für die Tiere nicht nur recht anstrengend, sondern auch nicht ganz risikolos. Hin und wieder kommt es vor, dass insbesondere bei größeren Tieren z.B. die Scheren, eines oder gar mehrere Beine in der alten Haut stecken bleiben, oder dass ein Artgenosse die Gelegenheit nutzt, ein wenig zu „puzzeln“. Es geht sogar soweit, dass die Tiere an ihren Gliedmaßen Sollbruchstellen haben und diese im Gefahrenfall abwerfen können (Autotomie); solange der Fressfeind mit der – zugegebenermaßen mageren – Beute beschäftigt ist, kann der halbwegs unversehrte Krebs entkommen. Noch nicht ausgehärtete Krebse (sogenannte Butterkrebse), Krabben und Garnelen sind auch für größere Fische oder Schildkröten ein willkommenes Futter – ein Krebs oder eine Krabbe lebt also während und nach der Häutung recht gefährlich. Dasselbe gilt natürlich auch für Garnelen, wenn auch die innerartliche Aggressivität bei ihnen im Regelfall herabgesetzt ist.

Bilder: Maria Fritsch
Dieser Cherax holthuisi „black“ verlor nicht nur einen guten Teil seiner Schreitbeine und seine Scheren bei einer problematischen Häutung, bei ihm ragt außerdem auf jeder Seite eine Kieme (weiß, federförmig) unterm Carapax hervor, und die verbliebenen Beine sind deformiert.
Die Natur hat die Dekapoda daher mit einer beachtlichen Regenerationsfähigkeit ausgestattet. Beine (auch Scherenbeine) und ihre Teile, die Antennen, und Teile des Schwanzfächers wachsen nach. Bei Totalverlust können die Augen nicht regeneriert werden, bei Teilverlust wurde schon von nachgewachsenen Augen berichtet.
Im allgemeinen ist zuerst ein Stummel an der Bruchstelle zu sehen. Zuerst ist er in der Regel weißlich und färbt sich im Lauf seines Wachstums nach. Länger als wenige Zentimeter (oder weniger) wird dieser Stummel nicht. Nicht in jedem Fall taucht ein solcher Stummel überhaupt auf.
Nach der nächsten Häutung ist die verlorene Gliedmaße wieder da, nicht in der ursprünglichen Größe, aber doch beeindruckend viel größer als der Stummel, in dem sie herangebildet wurde. Nach zwei oder drei Häutungen hat sie dann die Größe der anderen Gliedmaßen erreicht.
Ein Krebstier, das so sehr verstümmelt ist, dass es sich nicht mehr gegen Angreifer wehren kann (zu denen auch Artgenossen zählen, bei Fressbarem hört da sehr schnell die Freundschaft auf – und ein hilfloser Krebs ist sehr fressbar!), muss separiert werden, am besten in ein kleines Becken oder einen Ablaichkasten, in dem es gezielt gefüttert werden kann.
Hat das Tier keine Möglichkeit, an Futter zu kommen, weil ihm wie im oben gezeigten Extremfall Beine und Scheren fehlen, muss es mit den Mandibeln z.B. auf eine Futtertablette gelegt werden, sonst verhungert es.
Ausreichend Herbstlaub im Quarantänebecken ist ebenfalls sehr zu empfehlen, da es nicht nur ein gutes Dauerfutter darstellt, sondern auch Huminstoffe abgibt, die das Tier bei der Heilung unterstützen. Aus demselben Grund sollten auch Erlenzäpfchen zugegeben werden. Das Wasser muss sauber und sauerstoffreich sein.
Die Ernährung sollte Proteine (Frostfutter, gefriergetrocknetes Futter wie Wasserflöhe und Mückenlarven, nicht zu viel fetthaltiges – Würmer etc., und keinesfalls Fleisch von Landwirbeltieren!), aber auch ausreichend pflanzliche Komponenten enthalten.
Nicht jeder Dekapode übersteht eine solche Tortur – manchmal sind die Tiere bereits zu alt oder zu geschwächt … aber man kann durchaus schöne Überraschungen erleben.
Auch wenn hier auf den Bildern Krebse zu sehen sind – bei Garnelen, Krabben, Land- und Meerwassereinsiedlern funktioniert dieses Prinzip natürlich ebenfalls.
Quellen:
http://www.newton.dep.anl.gov/natbltn/700-799/nb751.htm; Regeneration of Lost Parts in Animals, Stand 15. Oktober 2011
http://ia600308.us.archive.org/25/items/regenerationofcr00stee/regenerat… Regeneration of Crayfish Appendages
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