Aus aktuellem Anlaß möchte ich auch hier eine Warnung bezüglich Marmorkrebsen hinterlassen.
Marmorkrebse sind Träger der Krebspest und vermehren sich durch Parthenogenese (aus dem Griechischen: παρθένος parthenos = Jungfrau + γένεσις génesis = Schöpfung, Jungfernzeugung). Dies macht sie für die Umwelt doppelt gefährlich.
Zum einen ist die Krebspest für jeden Krebs dieser Erde, ausser den nordamerikanischen, zu 100 % tödlich. Nordamerikanische Krebse (Procambarus UND Zwergflußkrebse wie Cambarellus) sind immun gegen diese Krankheit und verbreiten diese, wenn sie damit infiziert sind.
Der Marmorkrebs kann braun oder auch blau gefärbt sein. Er zeigt eine leichte bis kräftige Marmorierung auf dem gesamten Panzer. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal zum P. alleni: der Marmorkrebs hat glatte Scheren, während der P. alleni auf den gesamten Scheren Dornen besitzt.
Die Krebspest:
Die Krebspest ist ein Eipilz, der nur und ausschliesslich Krebse befällt. Er dringt in den Krebs ein und verbreitet sich in diesem, bis er innere Organe befällt und dadurch den Tod des Tieres verursacht.
Krebspestsporen bewegen sich im freien Wasser. Sie bewegen sich mit Hilfe von Geißeln und suchen aktiv (geleitet durch Duftstoffe) nach einem Wirt. Treffen sie auf einen solchen, dringen sie über die Weichteile (Scherengelenke etc.) in den Krebs ein und werfen die Geißel ab. Ist der Wirt kein Flußkrebs, verlässt die Spore das Wirtstier, bildet eine neue Geißel und geht wiederum auf die Suche. Diesen Vorgang kann sie bis zu 4mal wiederholen, bevor sie abstirbt. Die Lebensdauer der Sporen beträgt bis zu 16 Tagen.
Jedes Aquarium, in dem ein nordamerikanischer Krebs sitzt, KANN infiziert sein. Die Behauptung, daß die Sporen nur während der Häutung freigesetzt werden, ist falsch. In so einem Aquarium sind ständig Sporen unterwegs. Während der Häutung werden sie allerdings in Massen freigesetzt.
Übertragen werden die Sporen per Wasseranhaftung. Eine nasse Hand, ein Käscher, eine Pflanze oder ein Einrichtungsgegenstand können die Sporen in ein anderes Aquarium übertragen. Das Gleiche gilt für das Wechselwasser. Wird es ungefiltert in ein Oberflächengewässer eingelassen, wird es dort jeden einheimischen Krebs töten. Deshalb gilt für Halter von nordamerikanischen Krebsen: Wechselwasser mindestens über die Toilette oder das Waschbecken wechseln, damit das Wasser durch die Kläranlage geleitet wird. Besser wäre, es über ein Blumenbeet oder den Rasen zu entsorgen, da das Erdreich eine Filterwirkung hat. NIEMALS über die Dachrinne oder einen Kanal auf dem Grundstück entsorgen.
Gegen die Krebspest gibt es kein Medikament. Infizierte, nicht immune Tiere sterben zu 100 %.
Die Vermehrung des Marmorkrebses:
Bisher wurde noch kein männlicher Marmorkrebs gefunden. Marmorkrebse vermehren sich über Jungfernzeugung. Das heisst, ein einzelner Marmorkrebs ist in der Lage, sich zu vermehren.
Dies tun sie ausgiebig. Ein Marmorkrebs setzt in der Regel ab dem 6. Lebensmonat alle 8-16 Wochen zwischen 100 – 400 Jungtiere frei. Jedes dieser Jungtiere beginnt ebenfalls ab dem 6. Monat, sich zu vermehren.
Diese Vermehrungswut führt bei vielen Haltern irgendwann zu einer Verzweiflung, weil sie schlecht informiert, die Jungtiere heranwachsen lassen und sich plötzlich mir einer Horde sich wild vermehrender Krebse konfrontiert sehen. Dies führt dann leider häufig dazu, daß die Tiere ausgesetzt werden.
Selbst, wenn ein ausgesetzter Marmorkrebs nicht krebspestinfiziert ist, stellt er für die Umwelt eine Gefahr dar. Für einheimische Krebse ist er eine unüberwindliche Futterkonkurrenz. Durch die exzessive und schnellere Vermehrung verdrängt er im weiten Umkreis alle anderen Flußkrebse, sprich: er rottet sie aus.
Marmorkrebse sind „winterhart“. Sie überleben in tieferen Gewässern auch harte Winter, solange das Gewässer nicht vollständig zufriert. Sie verbreiten sich über nicht zu große Landwege in umliegende Gewässer, so daß ein Dominoeffekt entsteht. Jeder ausgesetzte Marmorkrebs führt zu einem Verlust von Gewässern für einheimische Krebse in quadratkilometerweitem Umkreis.
Zum guten Schluß: Man könnte nun meinen, dies betrifft nur die einheimischen Flußkrebse und da diese ja sowieso fast ausgerottet sind, hat es keine Relevanz.
- gibt es Bemühungen, einheimische Populationen zu retten (was immer wieder durch verantwortungslose Aquarianer zunichte gemacht wird).
- lege ich jedem, der diese Warnung nicht wahrnehmen möchte, diesen Artikel ans Herz, der zeigt, daß Marmorkrebse nicht nur einheimische Krebse bedrohen.
Ich möchte jeden Leser bitten, in seiner Region auf Börsen und im Handel die Augen offen zu halten und dort nach Möglichkeit freundlich für Aufklärung zu sorgen. Auch darauf einzuwirken, daß diese Tiere nicht mehr angeboten werden. Dieser Text steht jedem zur freien Verwendung zur Verfügung, darf gedruckt und weitergegeben werden.
- Text: Jutta Bauer
- Bilder: Chris Chucholl (1), Oliver Mengedoht