Da sitzen wir vor unserem Aquarium, freuen uns am Anblick unserer wirbellosen Lieblinge und dann ist sie plötzlich da, diese Garnele, die nicht aussieht wie sie aussehen sollte…. denn ihr Körper ist unter dem Panzer milchigweiß gefärbt.
Jetzt bloß nicht in Panik ausbrechen, sondern tief ein- und ausatmen und Ruhe bewahren…. nachdenken und dann handeln.
Eine solche Verfärbung kann mehrerlei Ursachen haben, und sie fällt uns besonders bei Arten auf, die eine transparente oder nicht deckende Panzerfärbung haben.
Handelt es sich um ein einzelnes Tier einer transparenten Art, sollten wir genauer hinschauen – betrifft diese weißliche Eintrübung wirklich das Muskelgewebe oder doch nur den Panzer, was in diesem Fall auf eine bevorstehende Häutung hinweisen kann. Das wäre der günstigste Fall.
Nun ist dem aber nicht so, nicht der Panzer hat eine milchigtrübe Färbung, sondern das Muskelgewebe. Dann gilt es zu überlegen und zu handeln, denn es kann sich um Anzeichen einer ansteckenden Erkrankung wie z.B. einer bakteriellen oder parasitären Infektion, aber auch um eine Folge von Stress auf Grund schlechter Lebensbedingungen handeln. Eine dieser Folgen ist die Idiopatische Muskelnekrose.
Für den Laien und ohne entsprechende mikroskopische Untersuchungen sind beide Krankheitsbilder leider nicht zu unterscheiden. Bei einer Infektion wäre eine sofortige Separation des oder der betroffenen Tiere angesagt, bei einer Idiopathischen Muskelnekrose würde genau diese Aktion aber einen zusätzlichen Stressfaktor bedeuten… was also tun?
Ursachenforschung
Hier beginnt sie, die Ursachenforschung bei euch, eurem Aquarium und dessen Bewohnern und ihr solltet folgende Punkte überprüfen:
- Habe ich neue Garnelen eingesetzt?
Habt ihr erst vor Kurzem neue Garnelen eingesetzt, diese „eingewöhnt“, und die betroffenen Tiere verhalten sich eher apathisch, fressen nicht und fallen öfter um, würde ich diese separieren, denn hier ist das Risiko sich eine Infektion eingeschleppt zu haben sehr wahrscheinlich.
- Wieviele Tiere zeigen dieses Symptom?
- Wie verhalten sich diese Tiere?
- Wann war der letzte Wasserwechsel?
- Wie sind die Wasserwerte?
- Wie hoch ist die Wassertemperatur?
- Wie hoch ist die Salinität (bei Brackwasser)?
- Wurden chemische Mittel im Aquarium verwendet?
- Wurden neue Pflanzen oder Dekorationen eingebracht?
Zeigen mehrere Tiere eine weißlich-opake Färbung, die im Schwanzbereich beginnt und sich zum Kopf hin ausbreitet, das Verhalten ist aber noch normal, sie laufen und schwimmen im Aquarium herum, fressen, so kann dies ein erstes Anzeichen einer idiopathischen Muskelnekrose sein. Wird dieses Warnsignal nicht beachtet und werden keine Maßnahmen ergriffen, ist meist mit dem Tod der Tiere innerhalb weniger Tage zu rechnen.
Was führt zur Entstehung einer idiopathischen Muskelnekrose?
Schlechte, unpassende Lebensbedingungen, die bei den Garnelen Stress auslösen!
- Ungenügende, seltene oder gar ausbleibende Wasserwechsel bei einem Nährstoffüberangebot führen zu einen Ungleichgewicht in der Ökofauna, zu einer Anreicherung von Giftstoffen und organischen Abbauprodukten, Sauerstoffmangel durch zu hohe Bakteriendichte oder Algenblüte und einem dadurch bedingten Anstieg von Stickstoffabbauprodukten.
- Veränderungen des pH-Wertes oder eine unpassende Salinität bei Brackwassergarnelen.
- Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen.
Abhilfe schafft hier eine Überprüfung der fraglichen Werte und Umstände sowie ein sofortiger, großzügiger Wasserwechsel als Erstmaßnahme.
Was genau ist denn eine Muskelnekrose?
Bei einer Nekrose kommt es zu einem abnormen/krankhaften Absterben mehrerer Zellen/Zellpopulationen eines lebenden Organismus, in unserem Fall dem Absterben von Muskelzellen bei einer noch lebenden Garnele. Dies geschieht durch eine Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff oder benötigten Nährstoffen, aber auch durch schädigende Einflüsse wie Gifte, Säuren und Bakterien. Die Folge ist eine Entzündung des umliegenden Gewebes. Dauert die Unterversorgung oder die schädigenden Einflüsse länger an als das betroffene Gewebe es toleriert, sterben die Zellen irreversibel ab und das Tier verstirbt.
Es gibt da allerdings noch eine Ausnahme. Die männlichen Tiere der Neocaridina denticulata var. „White“ (Okayama Shrimp/ Super White Tiger) sehen im adulten Alter immer so „krank“ aus, bei ihnen ist die weiß-opake Färbung des Körpergewebes eine genetische Veranlagung.
Fotos: Ⓒ anonym