Text: Jürgen Ideker und Daniel Welters-Krack
Bilder: Daniel Welters-Krack
Der neue JBL Pro Scan – Photometrische Analyse und Diagnose mit Auswertung über Smartphone App
Die Umverpackung des JBL ProScan ist zweckmäßig, auf unnütze Folien wird verzichtet.
Der Lieferumfang von ProScan umfasst die Hülse mit Teststreifen, die Farbkarte und eine Bedienungsanleitung.
Die App lässt sich bequem über den PlayStore von Android installieren und startet ohne Ruckeln. Das Smartphone war ein Samsung Galaxy S5. Die App ist übersichtlich und selbst für Anfänger geeignet, da jeder Schritt begleitend angezeigt wird.
Die Funktionsweise sowie der Teststreifen mit der ColorCard
Die ProScan App starten, den Anweisungen auf dem Bildschirm folgen … und genauso einfach ist es auch! Auf die Besonderheiten gehen wir weiter unten ein.
Getestet wird das ProScan Set von JBL. Der Test soll zeigen, in wieweit die Neuheit zuverlässig arbeitet oder ob es nur ein weiterer Ratestreifen mit App ist … Die Messergebnisse von ProScan wurden sowohl mit dem JBL Combiset, sprich den Tröpfchentests von JBL und dem JBL GH Test, da nicht im Koffer enthalten, nachgemessen als auch per Laboruntersuchung geprüft und gegengecheckt.
Nun im einzelnen zur Vorgehensweise:
Wenn wir die App starten, ist zwischen 3 Möglichkeiten zu wählen: Wasser, Aquaristik Süßwasser und Gartenteich. Die Messergebnisse werden, egal welchen Punkt man auswählt, nicht beeinflusst. Der einzige Unterschied ist, dass bei „Gartenteich“ nicht zusätzlich der Co2-Gehalt errechnet wird.
In einer Vielzahl von Messungen in verschiedenen Becken wurden folgende Werte gegengeprüft: KH GH NO3 NO2 pH Alle Tests wurden bei 20°C durchgeführt. Bis auf den NO3-Wert stimmten alle Werte bei sämtlichen Tests mit dem ProScan überein. Der NO3-Wert hatte eine Abweichung von bis zu 15 mg/l.
Eine erste Erklärung für die Abweichung hier ist wohl darin zu begründen, dass der NO3-Wert am Rand liegt und somit empfindlicher auf Reflexionen und veränderte Lichtverhältnisse reagiert. Laut JBL wird bereits daran gearbeitet, das Problem zu beseitigen. Weiter bemerkte JBL, dass eine Verfeinerung der Skalenpunkte zu weiteren Problemen führen würde. Um dem entgegen zu wirken, haben wir verschiedene Untergrundfarben getestet um festzustellen ob man den Fehlerteufel einfach mit anderen Untergründen selbst minimieren kann und siehe da….. legt man die ColorCard auf einen schwarz matten oder ähnlichen Untergrund, funktioniert es!
Eine zweite Erklärung zur Abweichungen vom NO3-Wert: Die Skala NO3 im ProScan ist eine andere als im Flüssigtest. Da hier nicht im Sinne eines digitalen Thermometers jeder Wert abgedeckt wird, muss eine Zuordnung zum nächstgelegenen „Skalenpunkt“ stattfinden. Es sind also zwei gegenläufige Skalen unter Umständen. Daher kann eine Abweichung kommen. Laut JBL wird auch daran bereits gearbeitet. Man muss auch darauf achten, dass sich kein Wasser mehr auf den Teststreifen befindet. Das Wasser wirkt wie eine Linse und verfälscht die Ergebnisse immens. Um das zu vermeiden, schlägt man den Teststreifen am besten steitlich auf dem Tisch ab.
Vergleichsmessung JBL ProScan vs Laboruntersuchung
Um nicht nur auf herkömmliche Tests zurückzugreifen, haben wir das Set von JBL einem Vergleich mit einer Labormessung unterzogen.
Verglichen wurde in 2 von 3 der Grundeinstellungen der App, der Rubrik : „Wasser“
und der Einstellung „Aquaristik Süßwasser“
Insgesamt kann man leichte Abweichungen feststellen, die Ursache ist aber nicht bekannt, sodass wir hier eine Verschiebung durch die JBL Skalierung vermuten. Gescannt wurde auf einem mattgrünem Hintergrund, um Spiegelungen auszuschließen.
Wenn man das ganze Paket mal betrachtet, sind uns ein paar Dinge aufgefallen, die noch verbesserungswürdig wären.
1. Das Speichern und Vergleichen der Scans
Es ist insgesamt zu müßig so wie es im Moment ist. Zwar kann man die Bilder einzeln abspeichern, muss sie dann aber manuell auf den PC ziehen, um sie betrachten und vergleichen zu können. Zudem kann man in der App nur den letzten Scan sehen, hier sollte nachgebessert werden um alle gelaufenen Scans zu sehen und vergleichen zu können. Auch wäre es in dem Zusammenhang dienlich wenn die Scans fortlaufende Nummern bekämen und man sie innerhalb der App vergleichen könnte.
Für Anlagen mit mehreren Becken wäre eine Möglichkeit verschiedene Becken anzulegen gut, sodass man vor dem Speichern der Bilder diese einem Becken zuordnen könnte. Gerade im Bereich Garnelenhaltung und Nanobecken allgemein sind mehrere Becken nicht ungewöhnlich.
2. Spiegelung und Fehlerquellen
In Anbetracht dessen, vor der Nase einen Timer zu haben, sind diverse Dinge zu beachten. Um keine falschen Werte zu bekommen, muss im richtigen Licht gescannt werden, der Streifen muss extrem gut abgeschlagen werden, sodass keinerlei Restwasser auf dem Streifen ist, der Untergrund der ColorCard muss gut gewählt werden. Zu helle und/oder reflektierende Untergründe können falsche Werte verursachen, ein dunkler, matter Untergrund ist hier die bessere Wahl, da eine Spiegelung, die übersehen wird, direkt zu falschen Ergebnissen führt. Auch ist auf die korrekte Platzierung der Streifen zu achten, Skalenverschiebungen führen ebenfalls zu Fehlmessungen.
3. Werte
Wir vermissen den Phosphat- und Silikatwert, damit der Bildschirm nicht zu voll wird, könnte man hier mit einer Wahlmöglichkeit in der App arbeiten, um die gewünschten Werte auszuwählen. Zu erwähnen ist auch, dass der gezeigte Co2-Wert kein gemessener, sondern nur ein errechneter Wert aus pH und KH ist und nicht den Dauertest ersetzen kann.
4. Das Nachfüllpack
Wir stellen mal die Frage in den Raum: Warum sind hier nur 24 Streifen drin und nicht wie gewöhnlich 50 Stück? Soll es günstig aussehen oder hat das andere Gründe? JBL begründete so: „Die Streifen sind empfindlich und reagieren auf Luftfeuchtigkeit. Je größer die Packung, desto eher werden die feucht und Streifen geben keine genauen Ergebnisse.“
5. Sparversuche und Märchen
Man liest immer wieder:“Man kann die Streifen teilen.“ Ganz klare Antwort: NEIN! Der Versuch, die Streifen längst zu teilen, sorgt in jedem Fall für falsche Messergebnisse!
Fazit und Ergebnis
ProScan hat uns überrascht! Sowohl die Tests mit den JBL Tropfentest als auch die Vergleiche mit den Laboruntersuchungen geben Grund zur Hoffnung, dass es ein Hersteller geschafft hat, den Teststäbchen zu einem besseren Ruf zu verhelfen. Wir waren insgesamt erfreut zu sehen, dass die Vergleiche größtenteils übereingestimmt haben und die Handhabung durchaus einfach und für jedermann durchzuführen ist. Wenn auch noch Kinderkrankheiten vorhanden sind – wie etwa die Empfindlichkeit der Scans durch Spiegelungen oder etwa Verbesserungen an Software und Handhabung – sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass das System für unsere Begriffe ein
Prädikat „gut“
verdient. Wir sind gespannt, was JBL sich für die Zukunft ausdenkt und hoffen, dass wir auch weiterhin in die Entwicklungen reinschnuppern können. Auch möchten wir uns bei Matthias Wiesensee für das in uns gesetzte Vertrauen bedanken, einen objektiven und unabhängigen Test machen zu dürfen. Wir hoffen weiterhin auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit.
Euer GK!-Team