Text und Bild: Andreas Karge
Tag 1 – China, den 17. März 2010
Auf unterschiedlichen Wegen angereist, haben Werner, Maria und ich uns heute in Hong Kong getroffen. Es war eine lange Reise und irgendwo fehlt eine Nacht Schlaf. Viel ist heute auch erst einmal nicht passiert, abgesehen von einem Becher Kaffee auf das rechte Hosenbein im Flieger und später Werners Bier auf das linke. Aber das wäscht sich im Bach wieder raus.
Zumindest blieb uns noch ein kurzer Abstecher zum Goldfischmarkt in Mong Kok, wo wie erwartet bei einigen Händlern auch wieder diverse Garnelen im Angebot waren – allerdings waren so gut wie keine Bienen dabei!
Leider hatte der Shop von lovesfish schon geschlossen, wir hätten unser Kommen ankündigen sollen. In diesem Shop fand im vergangenen Jahr Hong Kongs RedBee-Championat statt. Vielleicht klappt es ja nächste Woche.
Morgen geht es früh raus, um 10:00 Uhr haben wir uns mit unserem Fahrer und Dilwyn hinter der Grenze verabredet. Von dort starten wir über Guangzhou in Richtung Lixi und haben diesmal hoffentlich mehr Glück als im letzten Jahr, als wir dort auf der Suche nach diversen Hummeln vom Regen fortgespült wurden.
Tag 2 – China, den 18. März 2010
Heute ging es nun richtig los. Mit der Bahn bis zur Grenze und auch pünktlich in Shenzhen. Während wir auf Dilwyn und seinen Freund aus Taiwan warteten, lief uns unerwartet Pok Man Tang über den Weg, unser Begleiter vom letzten Jahr. Er schien allerdings sehr in Eile und wollte wohl schnell weiter zu seiner Zuchtfarm.Ein großes Hallo gab es, als wir unseren Fahrer vom letzten Jahr wiedertrafen. Irgendwann auf den 250 km nach Lixi muß ich dann wohl eingenickt sein und wurde erst an der Brücke über den Beijing wieder wach.
Direkt hinter der Brücke beginnen die Berge, in denen Caridina venusta, C. tumida und C. maculata heimisch sind. Es war inzwischen 14:00 Uhr und wir wollten eine erste Exkursion starten. Also verschoben wir die Hotelsuche auf später und wanderten los. Werner und ich hatten uns ausgiebig mit den bekannten GPS-Koordinaten und dem in China üblichen Offset im Kartenmaterial beschäftigt. So sollte diesmal eigentlich nichts schiefgehen. Trotzdem führte der erste Weg zwar sehr steil nach oben, erwies sich aber doch als Irrweg. Also wieder zurück. Der zweite Versuch war dann erfolgreich. Auf unserer ca. 3 km langen Wanderung durch das Dickicht sahen wir nicht nur hübsche kleine Fische und sehr attraktive Moose im Bach, bald gingen auch erste Garnelen ins Netz. Zwar recht groß, doch leider auch transparent. Erst weiter oben wurden wir dann an zwei versteckten Stellen fündig. Offenbar hatten wir C. tumida aufgespürt, zwar nicht ganz so kräftig gezeichnet wie angenommen, aber immerhin ein erster Erfolg. Die gefundenen Moose wuchsen übrigens immer am und im Wasser, jedoch nie untergetaucht. Und meine Hose? Die ist nun bis zum Knie verschlammt. Dumm nur, dass sie jetzt auch zerrissen ist. Irgendwann blieb ich zwischendurch im Dornengestrüpp hängen. Erst hing die Mütze fest, dann die Haare und Werner mußte mich befreien. Und meine Arme sehen auch nett aus.
Mit beginnender Dämmerung suchten wir nun ein Hotel, doch in Lixi gibt es einfach keines. Also sind wir wieder ca 20 km zurück zur nächsten Stadt gefahren und fündig geworden. Ok, die Zimmer scheinen noch nicht alle fertig, es fehlt schon mal ein Waschbecken. Doch was soll es, das war der Tag wert und wo bekommt man schon noch für 4,- € Übernachtung und Frühstück? Ein nettes Abendessen in einem kleinen Straßenrestaurant in dem ansonsten etwas dunklen und tristen Städchen rundeten den Tag ab. Das Essen war vorzüglich und wir hatten als einzigste Gäste gar einige Freibier gewonnen. Der Reisschnaps mit 56 % war auch nicht ohne. Was jetzt noch bleibt? Wasserwechsel für die tumidas und ein paar Fotos von ihnen. Morgen geht es dann nach dem Frühstück ab 8:00 Uhr wieder in die Berge, diesmal mit einem der Fänger vom Dorf. Es bleibt spannend … bis morgen!
Tag 3 – China, den 19. März 2010
Die Nacht war wieder viel zu kurz. Schnell zum Frühstück an die Ecke, es gab Nudelsuppe mit Rührei und irgendwelchen Innereien. Heisses Wasser und unser Kaffeepulver half darüber hinweg. Das Wetter? Heute neblig trüb. Im zweihäusigen Dorf wartete schon unser Fänger mit einer Flasche voller Hummeln, wohl als Beweis. Nach kurzer Fahrt begann die Wanderung, allerdings waren wir da noch ahnungslos was die Strecke betraf. Zwischendurch kam uns einer dieser Minitraktoren entgegen. Nachdem der Fahrer sein Holz abgeladen hatte, nahm er uns auf seinem Hänger mit. Seitlich ein steiler Abhang, eine schmierige schmale Lehmpiste, gefühlte 45° Steigung und ein kleiner Hänger ohne Haltemöglichkeit mit fünf Verrückten. Aber wir haben es überlebt und danken dafür.
Weitere 30 Minuten durch Bambuswald und Dickicht, dann waren wir bei den schönsten maculatas! Nicht sehr zahlreich und auch hier wieder deutlich mehr transparente Caridina cantonensis mittendrin. Der Fundort liegt nur 400 Meter entfernt vom gestrigen, aber eben auf der anderen Seite des Höhenzuges. Zufrieden und durchgeschwitzt, zwischendurch auch mal verschreckt von kurzen Hagelschauern ging es zurück, spätes Mittagessen in einem der vielen Flußrestaurants. Inzwischen hatten wir Kontakt mit einem weiteren Fänger, der jedoch erst morgen Zeit hätte. Eigentlich sollte es heute gleich weiter nach Qingyuan und Zaoqing gehen, wo wir Tiger vermuteten. Aber wir sind ja flexibel und beschlossen, noch in Lixi zu bleiben. Doch was tun mit dem freien Nachmittag? Kurz entschlossen wagten wir zu dritt einen weiteren Trip in die Gegend von letzten Jahr.
Die Bambusfähre mit Selfservice war noch immer da, nur bogen wir diesmal einen anderen Weg ab und folgten stur den GPS-Daten. Unser Weg führte wieder steilauf, in die Irre, dann wieder bergab durch eine Mandarinenplantage, dann endlich der Bach. Doch erstaunlicherweise kaum Garnelen, obwohl vom Habitat alles paßte, Also folgten wir dem Bach weiter nach oben, was mitunter recht grenzwertig wurde. Doch stets nur sehr wenige farblose Caridina cantonensis, obwohl wir in unmittelbarer Nähe der Lokation waren. Langsam neigte sich der Tag und wir mußten den Rückweg antreten. Ein weiteres Vordringen hatte aber für diesmal keinen Zweck, wir drei waren inzwischen auch sichtlich erschöpft.
Zurück in Dongguan bezogen wir wieder unser Mandarinenerntehelfer-Hotel. Vielleicht gibt es für die ja auch Handtücher auf den Zimmern. Trotzdem, die heiße Dusche tat sichtlich gut. Unser Abendessen im bekannten Straßenrestaurant verbrachten wir mit Fung, unseren neuen Führer. Er will uns morgen weitere Hummeln (venusta?) zeigen und zu den blauen Tigern führen, Vielleicht lüftet sich dann auch das Geheimnis der blauen Färbung. Dann gehts aber wirklich weiter nach Qingyuan, hoffentlich zu weiteren Tigern.
Tag 4, China, den 20. März 2010
Es gibt Tage, die verlaufen einfach super und trotzdem ist man nicht recht zufrieden. Die Frühstückssuppe schmeckte schon nicht ganz so lecker. Wenigsten hatte ich mir an der Rezeption (es ist nicht wirklich eine) Kaffee kochen können, war alleine dort. Dann schnell Fung von zu Hause in Lixi abgeholt, Schnellreperatur unseres Toyotas und ab ging es in die Berge. Diesmal auf der anderen Seite des Flussufers.
Wären wir sowieso gerne mal hin, war aber laut altem Zeitplan nicht machbar, es ging quer durch eine Mandarinenplantage und in den Wald. Haufenweise Supertiger mit rotbrauner Zeichung, mittendrin blaue Tiger. Phantastisch! Leider ist Essen sehr wichtig in China, also vor der nächsten Tour wieder in ein Flussrestaurant.
Dann wurde es spannend, wir sollten mit dem Boot übersetzen. Ein kleines Fischerboot, nicht wirklich geeignet für fünf Garnelentouristen. Schnell brachte man uns noch drei Ministühle und die wackelige Fahrt begann. Sie ging wieder etwa dorthin, wo wir gestern schon vergeblich gesucht hatten. Werner und ich blickten uns fragend an. Wieder an Land, hatten wir die Wahl zwischen einem steilen Aufstieg auf schmierigen Grund oder einer engen Röhre. Ein alter Damm mußte überwunden werden.
Werner und Maria als Österreicher wählten selbstverständlich den Steilhang, ich kroch auf allen vieren mit etwas mulmigen Gefühl durch die dunkle Röhre. Geschafft, bald darauf waren wir am Garnelenbach mit den Hummeln. Doch auch andere Tiere gab es zu sehen, die wir hier nicht erwartet hätten. Nachdenklich wurden wir, als uns Fung erzählte, dass im Ursprungsbach keine venusta’s mehr wären, vermutlich wegen der Insektizide der Mandarinenplantagen. Und genau dort waren wir gestern!
Da uns Fung noch einen weiteren Fundort von Tigern zeigen wollte, änderten wir unseren Reiseplan erneut. Allerdings liegt der nicht bei Lixi, sondern weiter südlich bei Conghua. Das Gebiet ist als Tiger-FO bekannt, nur welcher Bach? Auch Conghua stand auf unserer Liste, wir wollten allerdings schon bei der Anfahrt nach Lixi dort vorbeischauen.
Also stimmten wir gerne zu. Die Fahrt dauerte dann allerdings drei Stunden und es brauchte eine weitere Weile, bis wir ein freies Hotel gefunden hatten. Was für ein Kontrast, unten feiert lautstark die Jugend, oben sitzen die Garnelen-Touristen äußerst nobel beim Wasserwechsel, Fotografieren, Umtüten und irgendwelche Texte tippern. Es ist jetzt inzwischen 01:00 Uhr, die ersten leichten Schwächanfälle des Tages sind vergessen, die Blasen haben ihre Pflaster und ich versuche nun ins chinesische Internet zu gelangen, wie ihr sehen könnt mit Erfolg!
Tag 5 – China, den 21. März 2010
Entspannungstag, etwas länger schlafen dürfen. Vormittags war quasi frei, da wir erst gegen 15:00 unser Treffen mit dem Tiger-Fänger hatten. Also nichts wie hin zu unseren Waypoint. Die Gegend und Conghuan bietet nur wenig Berge, daher fiel die Auswahl zu Hause leicht. Wir waren zum Gipgel auf 265 m Höhe gefahren und begannen nun den Abstieg. Nein, dass sah hier mit dem Nadelwald nicht nach Garnelenbächen aus. Wir sind dann eine Treppe bis runter auf 45 m gestiegen, um endlich einen Kanal zu finden.
Fehlanzeige diesmal. Also wieder rauf zum Gipfel wo unser Wagen wartete. Sichtlich mitgenommen kamen wir oben an. Nicht mal die Aussicht entschädigte bei dem dauerhaft diesigen Wetter hier. Aber so ein Marsch reinigt auch Körper und Seele. Da tat es dann fast gut, dass sich unser Fahrer in der Stadt unseres Treffpunktes geirrt hatte. China ist groß und manchmal gibt es halt Städte mit gleichen Namen. Mit einer guten Stunde Verspätung erreichten wir den Treffpunkt, unser Guide war diesmal eine nette Frau. Bei ihr zu Hause konnten wir die letzten Fänge begutachten, Tiger, schwache Tüpfel, tiefblaue Tiere, auch Macrobrachium hainansis und einige kleine Krabben.
Dann ging es los, von zwei Bächen durften wir einen besuchen. Auf der Anfahrt zeigte sich unser Toyota leider nicht ausreichend geländetauglich, also nahmen wir einen anderen Weg. Und welche Überraschung, unsere Führerin zog mit ihrer Siebschüssel durch einen mit Gras zugewachsenen Bachlauf und es zappelten Tiger darin. Tiger? Hatten wir gestern Supertiger in Lixi? Dann sind das hier Kingtiger! Das eigentliche Habitat liegt weiter oben im Wald, Werner glitt dabei einige Meter nach unten Richtung Wasser ab und hat jetzt eine nette Schramme an der Stirn.
Aber nicht nur Tigergarnelen gab es, dazwischen waren einige der tief dunkelblau gefärbte Garnelen und kleine farblose. Unser Bauchgefühl sagte uns, dass es sich hier um eine Paracaridia-Art handelt. Mit kleinen transparenten Männern und größeren, kräftig gefärbten Frauen wie von den Schoko-Bees bekannt. Wir werden sie Blue Wu Shrimps nennen.
Zurück im Haus der Fängerin nahmen wir noch einige weitere Tiere mit, unter anderem weiß gefärbte Tiger, vermutlich durch infiziertes Körpergewebe. Vielleicht gelingt es zu Hause, die Ursache zu ergründen.
Dann fuhren wir zurück nach Guangzhou, Ming aus Taiwan wollte noch einige Freunde besuchen und per Zug weiterreisen. Wir dagegen fuhren nach einem ausgiebigen Abendessen westlich in die Nähe von Zhaoqing. Hier scheint es unserer Meinung nach einige interessante Bäche zu geben. Vielleicht werden wir ja morgen dort fündig. Anschließend werden wir dann zurück nach Hong Kong reisen. Von Guangzhou aus mit dem Zug, ist schneller als per Auto. Vielleicht schaffen wir ja trotzdem noch einen Abstecher nach Zuhai zu den Superbienen vom letzten Jahr. Aber unter Umständen sind dort inzwischen gar keine mehr da. Wer weiß. Ich schau jetzt mal nach nebenan, sah aus wie Inet-Cafe.
Tag 6 – China, den 22. März 2010
Nein, Internet gab es für MICH letzte Nacht nicht. Warum auch immer. Die chinesiche Jugend durfte dagegen. Aber trotzdem eine sehr schöne Gegend in den Bergen von Zhaoqing. Wir befinden uns in einem Nationalpark, am Eingang kontrollierte uns dann auch ein Ranger. Durch das Gebiet führt eine unbefestigte kleine Straße, die plötzlich vor einem Tor endete. Hier steht ein Gebäude, welches zu einer Talsperre gehört. Eigentlich gesperrt, wir durften aber trotzdem rein.
Der Anblick des Stausees deutete auf Bäche im Umland hin, und so begannen wir unsere Wanderung. Den zu Hause lokalisierten Wasserfall haben wir allerdings nicht gefunden, dafür aber einige trocken liegende Bachläufe. An einen kleinem Damm hatte sich etwas Wasser erhalten, ausser einigen kleinen Fischen war nichts zu entdecken. Schade. Augenscheinlich führen die Bäche hier nur temporär Wasser und die Aufnahmen vom Wasserfall stammten aus einer feuchteren Jahreszeit. Bliebe eigentlich nur noch zu erwähnen, dass unter mir eine kleine Brücke aus Baumstämmen zusammenbrach, nachdem Werner und Maria sie vorsichtig balanzierend überquert hatten. Der Kamera ist zum Glück nichts passiert, mein rechter Unterarm zeigt sich jedoch nun leicht abgeschrammt.
Nun, in Zhaoqing war es heute nichts, also die ca 150 km zurück nach Guangzhou. Wir verabschiedeten uns von Dilwyn und unserem Fahrer und standen plötzlich allein vor einem großen Bahnhof in China. Doch auch diese nicht ganz leichte Aufgabe haben wir gemeistert! Erst draussen Ticket kaufen und dann einchecken, nicht umgedreht. Und den richtigen Bahnsteig in der richtigen Sektion finden statt 30 Minuten an falscher Stelle zu warten. Zwischendurch werden übrigens die Zugänge zu den Bahnsteigen zugesperrt. Wohl damit Umsteigende nicht unzulässigerweise entwischen. Auch die vielen Uniformierten konnten uns nicht wirklich helfen, einer hatte dann aber zwei andere Reisende aufgespürt, die ebenfalls nach Shenzen wollten und uns das richtige Gleis zeigten. Also ab mit dem Schnellzug Richtung Grenze. War wohl ein deutsches Fabrikat, sah aus wie ein ICE. Innen wurde erstmal die Lage des Gepäcks geprüft und korrigiert, es wurde Kaffee angeboten (Hurra) und mehrmals wurde der Gang gewischt. Was für ein Kontrast zu unserer Bahn. Irgendwann gegen 21:00 waren wir dann wieder im Hotel in Hong Kong.
Morgen gehen wir auf eine mehrstündige Wanderung in die New Territories. Wir hatten bislang soviel Glück, da sollten wir die Bienen nun auch noch finden können.
Tag 7 – Hong Kong, den 23. März 2010
So richtig wußten wir noch nicht, ob und wo der Bienen-Fundort liegt. Tang hatte letztes Jahr Andeutungen gemacht, Chris hatte im August weitere Hinweise gesammelt. Nun gut, finden wir heute nichts, ist wenigstens ein weiterer weisser Flecken auf den New Territories getilgt. Treffpunkt 8:00 in Fenghshui-Cafe im 19. zum Frühstück. Dann mit der Metro 25 Minuten bis Tsuen Wan, kennen wir, haben aber trotzdem die Busstation verfehlt. Also mit Taxi (grün) los zu unserem Startpunkt. Wir wollten einen Trail im Shing Mun Country Park abmarschieren, Dauer offiziell 6 Stunden.
Nach zwei Stunden waren wir am höchsten Gipfel Hong Kongs, dem Tai Mo Shan auf 935m Höhe. Kurz vorher hatten wir in einem kleinem Rinnsal über der Baumgrenze bei 720m noch C. cantonensis nachweisen können. Da nicht die ganze Zeit auf dem Kamm laufen wollten, was ja wenig Sinn für uns machte, wählten wir die Hardcore-Version und bogen bald ins Bambusdickicht ab. Der kleine Trampelpfad führte weiter über Geröll durch den Wald an den Hängen. Und auch hier waren viele Bäche ausgetrocknet.
Endlich hörten wir es rauschen, ein größerer Bachlauf führte Wasser und mittendrin Garnelen. Leider auch Macrobrachium hainanensis. Die Zwerggarnelen sind offenbar ebenfalls C. cantonensis, wenn auch auf dem Rücken deutlich kräftiger gezeichnet. Insgesamt fanden wir auf unserem Weg noch vier weitere Bäche, doch leider stets das Bild. Auch Fische wie Rhinogobius oder Schistura, sogar größere Welse. Keine guten Stellen für schwarz-weisse Garnelen. Die Bäche glichen auch nicht den Fotos, die wir kannten. Aber einen Versuch war es wert, die Wanderung war wunderbar. Allerdings merkt man dabei auch, dass man nicht mehr 45 ist Größere Blessuren blieben heute zum Glück aus und nach wirklich gut 6 Stunden waren wir wieder in Tsuen Wan an der Metro.
Nun kurz den Staub abspülen und gleich wieder los nach Mongkok. Hier besuchten wir Alan Ng und Jackie Poon in ihren Geschäften und konnten wunderschöne Redbees und Kingbees bewundern. Insider wissen, dass die wirklich guten Geschäfte nicht unten an der Straße sind, sondern in den oberen Stockwerken. Manchmal muß man auch erst klingeln, um eingelassen zu werden. Leider konnten auch sie uns nicht bei Suche nach dem Bienen-Fundort helfen. Aber irgendwann klappt das schon noch. Letztendlich kam noch eine gute Nachricht aus China, der Fundort der Schoco-Bee Paracaridina sp. liegt in der Nähe von Guangzhou (und nicht bei Zijin wie von mir vermutet). Na, vielleicht beim nächsten mal.
Für morgen ist eine kleine Bootsfahrt zu einer Insel geplant, Wir wollen versuchen, den zweiten offiziellen FO von C. trifasciata zu finden. Letztes Jahr sind wir am 1. FO vermutlich 200m daneben vorbeigelatscht. Wünscht uns Glück!
Tag 8 – Hong Kong, den 24. März 2010
Während Werner gestern abend seine Funde und die Koffer packte, gönnte ich mir endlich die lange geplante Massage. Erstaunlich, was einem an verkrampften Körperstellen schmerzen kann, wenn sie behandelt werden. Es tat wirklich gut. Werner und Maria fliegen heute um Mitternacht zurück, ich folge dann morgen abend über Peking. Also Zeit zur Insel zu fahren.
Mit Metro und Bus ging es nach Sai Kung, einer Hafenstadt im Nordosten der NT´s. Schnell hatten wir ein Boot gechartert, oder wohl besser die Bootsführerin uns. Nach kurzer Zeit waren wir uns einig über Preis, Ziel und Dauer der Reise, auch wenn Frau Kapitän keine Karten lesen konnte (kennen wir ja vom Fahrer her). Vom Meer schienen die Berge der Insel deutlich höher als erwartet, aber so etwas schreckt uns jetzt nicht mehr. Angekommen hies es erstmal Moskito-Alarm und wir holten jeder unsere chemischen Keulen vor. Das diesige und neblige Wetter hatte inzwischen der seltenen Sonne Platz gemacht und so marschierten wir bei ca 30°C los.
Ziel war der Inselgipfel, auf der anderen Seite erhofften wir unseren Bach. Den fanden wir dann auch bei etwa 145m Höhe. Und Danke an alle fürs Daumendrücken, In dem etwas untypischen, fast vertrockneten Biotop wuselten wunderbar dreistreifige Tiere, wir hatten C. trifasciata endlich gefunden! Und nicht nur das, an einer etwas abwärts gelegenen Stelle (der Weg durchs Gestrüpp war auch wieder etwas härter) waren neben den gestreiften auch schwarze Tiere zu sehen. C. cantonensis? Weiter oben waren wenige total transparente zwischen C. trifasciata. Hier unten war der Boden schlammig, vielleicht ein Grund zur Färbung? Werden wir zu Hause sehen. Schnell mit unseren Garnelenfrachter wieder zurück nach Sai Kung, nur waren diesmal die Wellen etwas höher.
Was tun nun mit dem freien Nachmittag? Ok, machen wir den anderen Fundort auf dem Festland also auch noch schnell klar wenn wir schonmal hier sind. Wieder in einen Kleinbus und in die Richtung, wo wir letztes Jahr schon gesucht hatten. Diesmal waren wir zielgerichteter. Und fanden auch hier die gestreiften trifasciata. Eine Idee schwächer gefärbt als auf der Insel. Aber wir hatten sie! Wirklich ein Glückstag, der den gestrigen ohne Bienen-FO und den aus Zeitgründen ausgelassenen Trip nach Henquin zu den Superbienen vergessen ließ.
Nachdem ich Maria und Werner nach Central zum Einchecken begleitet hatte, stand auch für mich noch zwei Stunden harte Arbeit mit WW und Umtüten an. Auch erledigt. Ob ich morgen vormittag wirklich noch nach Lantau rüber fahre, weiß ich noch nicht. Es war eine wundervolle und auch recht anstrengende Tour (habe bestimmt einige Kilo abgenommen) und wir haben viele lange gesuchte Originalbiotope ausfindig machen können. Aber allmählich wird es Zeit wieder nach Hause zu fliegen. Bis dann also!
Tag 9 – Hong Kong, den 25. März 2010
Sonnenbrand von gestern begutachten, Frühstücken, Koffer mit Tüten verpacken (beim Einchecken später waren es mit 24,5 kg genau 10 kg mehr). In der Nacht es zum ersten Mal geregnet und es war mit 15°C plötzlich merklich kühler geworden. Was tun mit der freien Zeit? Also doch ab in die Metro und rüber zur Insel Lantau mit den Schoko-serrata. So in etwa wußte ich ja, wo ich suchen wollte, der genaue FO war nicht bekannt. Also erstmal losmarschiert, und die Hügel sahen wieder verdammt hoch aus.
Irgendwie hatte ich mich mit GPS, einigen Hinweisschildern zu einem Trail und reinem Bauchgefühl wohl auf den richtigen Weg gemacht. Nach einigen Kilometern stand ich an der Grenze zum North Lantau Country Park. Und natürlich dann erstmal den falschen Weg steil nach oben eingeschlagen. Ich suchte einen kleinen Abzweig, doch vergeblich, auf 150 m Höhe machte ich kehrt und wählte eine andere Richtung. Dort, wo ich schon Wasser gesichtet hatte. Bald hörte der befestigte Weg an einer Staumauer auf und ich fand den gesuchten Pfad durch das Dickicht.
Das sah hier schon deutlich vielversprechender aus. Doch keinerlei Garnelen, kaum kleine Fische, aber dafür einige Molche. Nicht so gut. Doch ich bin überzeugt, den richtigen Bach gefunden zu haben. Weiter oben zwischen 250-450 m Höhe münden einige Zuflüsse in den Bach, dort würde ich sicher fündig werden (wenn sie denn Wasser führen).
Doch mein gesetztes Zeitlimit war erreicht, sonst fliegt der Flieger noch ohne mich. Ein nächstes mal schauen wir hier weiter. Und es ist schon etwas komisch, so ganz allein im Wald auf schmierigen, steinigen Pfaden. Es klappert hier, knackt dort. Wer sucht hier schon nach gestürzten, verschollenen Touris? Ich trat den Rückweg an und wanderte die ca 5 km durch das Tal zurück zur Metrostation. Reichlich verschwitzt mit schmerzenden Füßen dann zum Hotel und wieder retour zum Town Check Inn in Central. Jetzt gehts wirklich nach Hause.
War eine super Tour!