Wen von uns haben diese seltsamen, in der Strömung vor sich hinfächernden Garnelen nicht schon begeistert.
Wer hat nicht staunenden Auges beobachtet, mit welcher Koordination diese interessanten Tiere ihre Fächer in der Strömung bewegen oder, gefüllt mit Nahrungspartikeln, an ihren Schlund heranführen.
Bild1: Zwei weibliche Tiere oben (die rechte trägt Eier). Unter ihnen das Männchen.
Da Atyopsis moluccensis zum Vermehrungstyp „prolonged“ (Entwicklung der Larven über mehrere marine Larvenstadien) gehört, schien eine erfolgreiche Nachzucht in aquaristischer Haltung lange als undenkbar.
Erste Hoffnung, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen, gaben Berichte über die erfolgreiche Zucht der „Amano“-Garnele (Caridina multidentata) oder über die ebenso erfolgreiche Zucht der Krabbenart Metasesarma aubryi, welche sich beide ebenfalls über marine Larvenstadien vermehren.
Der Pioniergeist so manchen Fächergarnelenhalters mit tragenden Weibchen wurde geweckt, die Hoffnung und der Wunsch der Erste zu sein, dem die Aufzucht dieser Tiere glückt.
Man hörte hier und da von kleinen Teilerfolgen, aber leider auch immer wieder vom Scheitern dieser Versuche.
Nun aber ist es Jiri Libus aus der Tschechei gelungen diese Tiere durch ihren kompletten Lebenszyklus vom befruchteten Ei bis hin zur fertigen Garnele auf ihrem Entwicklungsweg zu begleiten, und er ist bereit sein erworbenes Wissen und seine Erfahrungen mit uns zu teilen.
So sieht diese Entwicklung in der Natur aus.
In seinem Bericht macht er neben Angaben zu den bestmöglichen Ausgangsbedingungen auch genauso Angaben zur Salinität, der Art und Häufigkeit des Futters und der Futtergaben und unter welchen Bedingungen diese zu geben sind. Er arbeitet mit zwei Aquarien: einem Entlassbecken, in dem die tragende Molukke über einige Tage hinweg ihre Larven entlässt, und einem Aufzuchtbecken mit einer Salinität von 34 ppt (also Meerwasser, ca. 37 g Salz pro Liter, 26 bis 27 °C), das mit einem Bakterienstarter angeimpft wurde und über eine luftgetriebene Schaumstoffpatrone gefiltert wird. Das Becken wird 12 Stunden lang mit 0,5 Watt/Liter von der Seite beleuchtet, da die Larven phototrop sind (also zum Licht schwimmen) und so weniger Kraft verbrauchen als wenn sie immer zur Wasseroberfläche gelockt werden. An der Seitenscheibe entwickelt sich außerdem eine Aufwuchsschicht, die die Tiere gern abweiden.
Gefüttert wurde mit kleingemörserten Spirulina-Futtertabs, Artemia und Chironomus pulmosus, und außerdem mit lebenden Algenkulturen, die Jiri auf der Fensterbank zog. Es ist besser, öfter weniger zu füttern, damit die Wasserqualität erhalten bleibt.
In seinem Aufzuchtbericht wird der gesamte 70 Tage währende Entwicklungsweg mit Fotos veranschaulicht, auch die langsame Überführung der juvenilen Garnelen zurück in das Süßwasser wird genauestens beschrieben – sie werden nach der letzten Metamorphose langsam über zwei Wochen durch zunehmende Süßwassergabe an das Aquariumwasser gewöhnt, in dem ihre Eltern leben.
Bild 9: Junggarnele unmittelbar nach der Metamorphose
Bild 10: Junggarnele nach der ersten Häutung
Somit wurde wieder ein Mysterium enträtselt und dem Wunsch Vieler nach Nachzuchten kann vielleicht schon in naher Zukunft entsprochen werden.
Was aber viel relevanter ist, ist die Tatsache, daß nun auch diese Art, egal was auch immer mit ihrer natürlichen Umwelt in Zukunft durch Staudammprojekte oder zunehmende Verschmutzung der Flußdeltas und Mündungen passieren wird, eine Chance hat durch unsere Bemühungen weiter zu existieren.
So just give it a try!
Bild 11: Junge Molukken-Fächergarnele auf dem Kopf eines adulten Tieres
Den ausführlichen Zuchtbericht findet ihr in Ausgabe 1/2010 der „Caridina„.
Fotos © Ing. Jiří Libus