Viele Wirbellosenhalter setzen verschiedenste Mittel zur Steigerung des Wohlbefindens ihrer Schützlinge ein. Es gibt eine Vielzahl an Naturprodukten, deren Wirkung sich sowohl zur Vorbeugung als auch Behandlung verschiedener Erkrankungen einsetzen lässt. In dieser Zusammenstellung sind verschiedene natürliche Heilmittel sowie deren richtiger Einsatz aufgeführt.
Akute bakterielle Infektion
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Weidenrinde
AntibakteriellVerwendbar sind am besten Sal-, Reif- und Bruchweide, das sind auch die am häufigsten vorkommenden Arten. Die Rinde kann frisch oder getrocknet verwendet werden. Zum Trocknen aber nicht in den Ofen oder auf die Heizung bzw. in die Sonne legen.
Dosierung: bei 54er Becken mit bis zu 200 Tieren und mäßiger Symptomatik 2 bis 3 Rindenstreifen, ca. 5 cm lang und 2 cm breit, bei hohem Besatz und Massensterben bis zur dreifachen Menge.
Nach etwa 2 Wochen die Rindenstücke austauschen, spätestens nach 4 Wochen sollte man die Behandlung abbrechen, Dauermedikation ist genau so kontraproduktiv wie der ständige Einsatz von anderen Antibiotika. Die Wirkung ist nach 1 bis 2 Tagen erkennbar wenn die Todesfälle weniger werden oder aufhören. Infizierte Tiere werden dennoch sterben, auch wenn die Erkrankung noch nicht erkennbar war.
Unterstützen kann man die Tiere durch das Verfüttern von grünem Walnusslaub oder Fenchelgrün. -
Seemandelbaumrinde
AntibakteriellNach Packungsanweisung anwenden.
Unterstützen kann man die Tiere durch das Verfüttern von grünem Walnusslaub oder Fenchelgrün. -
Fenchelgrün
AntibakteriellDas grüne, frische Kraut der Fenchelknolle wird getrocknet und kann dann nach Belieben verfüttert werden. Wirkt innerlich. Auf unbelastete Ware achten und vor dem Trocknen gut waschen.
Unterstützen kann man die Tiere durch das Verfüttern von grünem Walnusslaub.
Akute Verpilzung bzw. akute bakterielle Infektion:
Achtung, bitte immer erst abklären, ob es sich wirklich um eine Verpilzung handelt oder um einen Saugwurm- oder Glockentierchenbefall!
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Schwarz- oder Grüntee
WICHTIG: keine aromatisierten Teemischungen verwenden und Tee aus dem Reformhaus oder Bio-Tee wählen!Enthält antibakteriell und fungizid wirkende Tannine (Gerbstoffe), wobei Grüntee wegen seiner Inhaltsstoffe bevorzugt verwendet werden sollte. Bancha und Kukicha sind koffeinarme japanische Sorten. Die japanischen Grüntees enthalten im Schnitt deutlich mehr Polyphenole als beispielsweise chinesische, daher sind sie für therapeutische Zwecke geeigneter.
Dosierung: Tee nach Packungsanweisung aufgießen. Den ersten Aufguss selbst trinken oder verwerfen, erst den zweiten Aufguss verwenden! 1 ml Tee auf 1 Liter Aquarienwasser, jeden 2. Tag 25 % Wasser wechseln, jeweils Tee entsprechend nachdosieren. Nach 2 Wochen sollten Ergebnisse sichtbar sein; dann den Tee ganz normal durch Wasserwechsel austragen.
Alternativ kann man Grüntee in einen ungebleichten Teefilterbeutel füllen, kurz mit 60 bis 70 °C heißem Wasser überbrühen, eine halbe Minute ziehen lassen, Aufguß wegkippen (oder trinken ^^) und den Filterbeutel ins Becken hängen. Aber Achtung, das Papier wird sich mit der Zeit auflösen, beziehungsweise von den Schnecken und Garnelen angefressen werden. Am besten, man wechselt daher den Filter öfter.
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Getrocknete Walnuss- oder Seemandelbaumblätter
Antibakteriell und fungizid durch Tannine, ätherische Öle und HuminsäurenDosierung: 1 mittelgroßes Seemandelbaumblatt bzw. 3 Walnussblätter auf 100 Liter Wasser, die Blätter können im Wasser verbleiben, bis sie gefressen wurden. Bei Bedarf nachdosieren.
Grüne Walnussblätter werden am besten im Frühsommer an einem sonnigen Tag geerntet. Die Sonne sollte vor dem Ernten mindestens 3 Stunden auf die Blätter scheinen – so ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten! Blätter frisch vom Baum pflücken und im Schatten trocknen lassen. Der Baum sollte selbstverständlich nicht an einer stark befahrenen Straße stehen. Walnussblätter können auch frisch geerntet und überbrüht direkt ins Aqarienwasser gegeben werden.Gelagert werden vollkommen trockene (knistertrockene) Walnussblätter in luftdurchlässigen Behältern, z.B. Schachteln oder Stoffbeuteln.
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Getrocknete braune Bananenblätter
Bananenblätter haben durch enthaltene Tannine, ätherische Öle und Huminsäuren eine gleiche antibakterielle und fungizide Wirkung wie Walnuss- oder Seemandelbaumblätter. Bei Bananenblättern sollte allerdings beim Ernten unbedingt auf unbehandelte Pflanzen geachtet werden. -
Zimtstangen
Antibakteriell und fungizid durch ätherische Öle und TannineZimtstangen sollten aus dem Reformhaus, keinesfalls z.B. als Dekoartikel aus dem Floristikbedarf besorgt werden.
Dosierung: 1 Zimtstangevon ca. 5 bis 7 cm Länge auf 20 Liter, kann nach der Behandlung im Becken verbleiben.
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Salz (ohne Zusatz von Jod und E535)
Antibakteriell
Viele (wenngleich nicht alle) Erreger in der Süßwasseraquaristik sind halophob (= Salz meidend). Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erreger unter diese salzempfindlichen Keime fällt, ist hoch, daher kann diese Behandlung mit etwas Glück schon ausreichend sein.
Eine Dosierung von 1 bis 3 g pro Liter wird im Normalfall gut vertragen. Höhere Dosierungen können Pflanzen stark schädigen.
Vorbeugung bei Verpilzungen oder bakteriellen Infektionen, Unterstützung bei der Häutung
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Herbstlaub
Laub enthält verschiedene Huminstoffe und wirkt dadurch leicht antibakteriell und fungizid. Eichenlaub und in etwas geringerem Maß auch Buchenlaub enthält besonders viele dieser Stoffe.
Nur vollkommen braunes, trockenes Herbstlaub von Laubbäumen, nicht von Ziersträuchern oder Zimmerpflanzen.
Gut geeignet sind unter anderem: Ahorn, Apfel, Birke, Birne, Buche, Eiche, Erle, Esskastanie, Hainbuche, Haselnuss, Kastanie, Kirsche, Linde, Pappel, Pflaume, Ulme, Walnuss und Weide.Dosierung: Laub kann ganz oder zerkrümelt eingebracht werden. Auch eine dickere Schicht am Boden ist bei ganz trockenem, braunem Laub unbedenklich.
Frische Blätter schwimmen noch einen oder zwei Tage an der Wasseroberfläche und gehen dann irgendwann unter. Wenn man die Blätter kurz mit kochendem Wasser überbrüht (nicht auskochen!), gehen sie gleich unter.Herbstlaub sollte selbstverständlich nicht an einer stark befahrenen Straße gesammelt werden. Es ist am günstigsten, die Blätter nicht vom Boden, sondern von den Bäumen zu sammeln. Insbesondere bei jungen Hainbuchen, Rotbuchen und Eichen hängen oft bis ins frühe Frühjahr braune Blätter am Baum.
Vom Boden aufgesammelte Blätter sollten auf jeden Fall überbrüht werden, bevor sie ins Becken gegeben werden.Gelagert werden vollkommen trockene (knistertrockene) Herbstblätter in luftdurchlässigen Behältern, z.B. Schachteln oder Stoffbeuteln. Wenn die Blätter beim Sammeln noch etwas feucht waren, müssen sie vorher getrocknet werden.
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Grünes Birkenlaub
Grünes Birkenlaub enthält viele Flavonoide, Saponine, Gerbstoffe, ätherische Öle und Vitamin C und wirkt dadurch antibakteriell und fungizid.
Dosierung: 10 bis 15 Blätter auf 100 Liter Wasser. Die Blätter können im Wasser verbleiben, bis sie gefressen wurden. Bei Bedarf nachdosieren.
Grüne Birkenblätter werden am besten in Frühsommer an einem sonnigen Tag geerntet. Die Sonne sollte vor dem Ernten mindestens 3 Stunden auf die Blätter scheinen – so ist der Gehalt an ätherischen Ölen am höchsten!
Blätter frisch vom Baum pflücken und im Schatten trocknen lassen. Der Baum sollte selbstverständlich nicht an einer stark befahrenen Straße stehen.Gelagert werden vollkommen trockene (knistertrockene) Birkenblätter in luftdurchlässigen Behältern, z.B. Schachteln oder Stoffbeuteln.
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Erlenzäpfchen
enthalten Fulvosäuren (Huminstoffe), die den pH bei ca. 6 bis 6,5 puffern, wirken leicht antibakteriell und fungizidFrische Zäpfchen färben das Wasser sehr stark, was den Bewohnern allerdings nichts ausmacht; bei zu starker Färbung sollte man ein paar der Zäpfchen entfernen, und man könnte auch 50% Wasser wechseln
Dosierung: abhängig davon, wie lange die Zapfen dem Regen ausgesetzt waren
Nach dem ersten Frost gepflückte Zapfen enthalten deutlich mehr Huminstoffe als später geerntete.Generell rechnet man 1 bis 2 Zapfen auf 20 l Aquarienwasser. Nicht auskochen!
Erlenzäpfchen verlieren nach ca. zwei bis vier Wochen ihre Wirkung, können aber im Aquarium verbleiben, bis sie aufgefressen werden. Gegebenenfalls sollte man frische Zapfen nachlegen.
Schwarzerlen kommen in ganz Mitteleuropa an feuchten Standorten vor, hauptsächlich an Flüssen und Bächen. Die sogenannten Erlenzäpfchen sind der an Zapfen erinnernde Fruchtstand. Man kann sie ganzjährig sammeln, wichtig ist nur, die dunkelbraunen Zäpfchen zu sammeln, nicht die grünen. Nach dem ersten Frost sind gewöhnlich die Samen aus den Samenständen herausgefallen; hin und wieder kann es jedoch geschehen, dass im Aquarium ein Erlensamen keimt. Diesen Keimling sollte man auszupfen. -
Propolis
„Bienenharz“, antibakteriell und fungizid
Lösung von 20% Propolis ohne Alkohol; Propolis gibt es in flüssig
bis eher zähflüssig wie Honig… letzteres sollte besorgt werden!Dosierung: pro 10 l Beckeninhalt 5-10 Tropfen mit etwas Aquariumwasser außerhalb gut vermischen und diese Mischung dann dem Wasser zugeben.
Propolis kann nicht durch den Panzer dringen und ist bei Krankheiten, die durch Kannibalismus übertragen werden, so gut wie wirkungslos.
Daher ist es sinnvoll, einige Tropfen an PROPOLIS prophylaktisch in selbstgemachten Futter zu verwenden.
Wurmbefall
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Knoblauch
verdauungsfördernd, anthelmetisch (gegen Würmer)Als Zusatz zu einem selbstgemischten Futter (1 kleine Zehe auf 100 g); man kann auch einfach die Reste aus der Knoblauchpresse verfüttern oder Frostfutter für 5 Minuten in Knoblauchsaft tränken, den man beim Auspressen auffängt.
Achtung, bei Überdosierung verwandelt sich das Becken in eine nach Knoblauch stinkende Kloake, die auch nach vielen Wasserwechseln noch das Zimmer verpestet! -
Salz
bei festsitzenden Egeln oder Saugwürmern auf Krebsen, Garnelen und SchneckenSaugwurm- oder Egelbefall auf Krebstieren:
Eine gesättigte Salzlösung herstellen (kochendem Wasser so lange Salz zugeben, bis sich nichts mehr löst).
Das befallene Tier in ein kleines Behältnis mit Aquarienwasser setzen und tropfenweise so lange Salzlösung zugeben, bis der Wurm loslässt. Die Hälfte des salzigen Wassers abgießen, die Würmer absaugen und Süßwasser tropfenweise zugeben, bis ca. die doppelte Menge erreicht ist. Dann kann der Patient wieder ins Aquarium zurück.Egelbefall bei Schnecken:
2 bis 3 TL Salz in einem Gefäß mit 1 l Aquarienwasser mischen, die Schnecke an der Gehäusespitze fassen und langsam ins Wasser eintauchen. Sie wird im Normalfall herauskommen und versuchen, festen Boden unter den Fuß zu bekommen. So sollten zumindest einige Egel loslassen und von der Schnecke abfallen.
Wenn das Tier zu schleimen beginnt, muss es aus dem Salzwasser herausgenommen werden. Diese Kur kann man über ein paar Wochen hinweg durchführen, bis man sicher ist, dass die Schnecke egelfrei ist.
Man sollte den Tieren zwischen den Behandlungen allerdings jeweils ein paar Tage Pause gönnen, da sie einen nicht unerheblichen Stress bedeuten.
Vielen Dank an Sigune (Grauwolf), Paddy (NebelGeîst) und an Jürgen für die wertvollen Anregungen!
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