verfasst von Ulli Bauer
In einem kleinen Bach mit Kühlwasserzuleitung aus einem Kraftwerk fand Simon Vitt (Verhaltensökologie Uni Bonn) diese Garnelen. In diesem Bach herrschen ganzjährig höhere Temperaturen, dort leben z.B. Guppys, Zebrabarsche, Turmdeckelschnecken und offensichtlich auch Garnelen.
Diese Tiere sind ansonsten nicht heimisch in Deutschland, und die meisten von ihnen könnten unter „Normalbedingungen“ nicht überleben. Im Jahr 1978 wurden die ersten Guppys in diesem Bach entdeckt, mittlerweile ist ihre Population dort stabil – es hat sich ein kleines künstliches Biotop aus ausgesetzten Tieren herausgebildet.
Werner Klotz untersucht gerade Gewässerproben aus diesem Bach und bestätigte, dass es sich hier um Neocaridina heteropoda bzw. N. davidi handeln dürfte. Diese Tiere scheinen dort bereits eine stabile Population aufgebaut zu haben, wie man auf den Bildern erkennen kann, sind in dem Bach auch Jungtiere vorhanden.Interessant wäre nun, ob die Tiere wie die Guppys und Barsche im Warmwasserbereich bleiben oder sich bachabwärts ausbreiten, und ob sie sich dort auch über den Winter halten können. Es steht zu befürchten, dass das der Fall sein wird, da N. heteropoda respektive N. davidi primär in Kaltwasser vorkommt. Damit besteht die Gefahr, dass sich die Tiere in das nächstgrößere Gewässer und von dort aus weiter verbreiten.Eine derart vermehrungsfreudige Art könnte natürlichen Biotopen großen Schaden zufügen und heimische Tiere aus ihren ökologischen Nischen vertreiben. Das wäre kein ruhmreiches Kapitel für uns Aquarianer – Tiere aus unseren Becken dürfen niemals und nirgends in die Natur gelangen! Entweder sie sterben dort einen langsamen Tod, oder sie setzen sich fest und tragen zur Verdrängung oder gar zum Aussterben heimischer Arten bei.
Vielen Dank an Simon Vitt für die Bilder und an Simon Vitt und Werner Klotz für die weiterführenden Informationen!