Von: Oliver Mengedoht
Es ist soweit: Seit dem 29. Februar 2012 heißen unsere Neosarmatium meinerti offiziell N. africanum. Im neuen Raffles Museum Bulletin of Zoology ist die Überarbeitung des N. meinerti-Komplexes erschienen. Darin haben RAGIONIERI et al. die lange als sehr weitverbreitete Art N. meinerti, die auch regelmäßig in deutschen Läden als „Spider crab“ auftaucht, in vier Arten aufgeteilt, wobei neben den drei neuen Arten auch N. fourmanoiri (Pazifik) zu diesem Artenkomplex gezählt werden müsse.Die Art, die wir bisher hier hatten, heißt nun N. africanum, aber auch Importe von N. asiaticum wären denkbar. Die anderen drei „neuen“ Arten dürften aufgrund ihrer Herkunft kaum verbreitet werden.N. africanum kommt in Ostafrika (Somalia bis Südafrika) einschließlich Nordwest-Madagaskar vor und ist unseres Wissens nach die bisher einzige oder zumindest am häufigsten importierte Art. N. meinerti von den Seychellen, Samoa, Rodrigues und Mauritius, dem westlichen Indischen Ozean dürfte so schnell nicht auf den Importlisten auftauchen. N. asiaticum kommt von Süd- bis Ost-Asien (Sri Lanka, Andamanen, Thailand und Taiwan bis Indonesien/Borneo) und ist daher mit Indien, Thailand und Borneo ein guter Kandidat für mögliche Importe, aus diesen Ländern werden ohnehin viele Krabben eingeführt. N. australiense ist nur in Nordwest-Australien (vom Gulf of Carpentaria bis zur Kimberly Coast) verbreitet und von diesem Kontinent wird bekanntlich nichts exportiert.
Von den genetischen Daten her gehöre wohl auch N. fourmanoiri (West-Pazifik: Guam, Fiji, Papua-Neuguinea, Neu-Kaledonien, Taiwan) zum N. meinerti-Komplex, heißt es in dem Paper weiter. Die Trennung zwischen den pan-afrikanischen Arten (N. meinerti und N. africanum) sowie N. asiaticum sei vor rund 3,5 Millionen Jahren erfolgt, während sich N. asiaticum und N. australiense sich wohl zwischen 3,16 und 0,42 Millionen Jahren trennten. N. asiaticum und N. fourmanoiri separierten sich demnach vor 3,58 bis 0,42 Millionen Jahren und N. meinerti und N. africanum trennten sich untereinander erst vor 1,6 bis 1,96 Millionen Jahren voneinander.
Morphologisches Hauptunterscheidungsmerkmal ist das Vorhandensein einer einzigen deutlichen Reihe von Tuberkeln (N. meinerti und N. africanum), einer doppelten Reihe von schwachen Tuberkeln (N. asiaticum) oder einer einzigen Reihe von schwach ausgeprägten Tuberkeln (N. australiense) auf der Innenseite der Schere (Palma). Auch die Ausprägung der vorderen Seitendornen wird genannt. Zwischen N. africanum und N. meinerti könne man vor allem an dem Verhältnis der proximalen Breite des adulten sechsten Abdominalsomiten zur Breite des Telsons sowie dem Verhältnis von Telsonbreite zu -länge unterscheiden.Unserer Meinung nach ist N. africanum am einfachsten an den „Püscheln“ auf der vorderen Carapaxhälfte zu identifizieren, die auch deutlich in der Artbeschreibung vermerkt werden („bearing short setae in tufts on anterior half“) und wohl so eindeutig im Artenkomplex sind.Die Autoren erwähnen auch die Scherenfärbung als Merkmal, das sie aufmerksam werden ließ, dass es sich vielleicht doch nicht um eine einzige Art handelt: So wurden von N. meinerti aus Australien zwei Farbmorphen beschrieben, mit rot-orangen Scheren, bei denen die Scherenfinger distal zu gelb ausblassen, sowie gleichmäßig blass-gelben Scheren. In Ostasien schien die gelbe Variante viel häufiger zu sein, im Indischen Ozean hingegen die orange Variante.
Alles gar nicht so einfach!