Bild: Chris Lukhaup
Text: Ulli Bauer
Immer mal wieder liest man: „Ich habe Planarien, und deswegen sterben meine Garnelen.“ Vorab – auch ich hatte so ein Becken, in dem eine hartnäckige Infektion grassierte. Immer mal wieder war eine White Pearl hintenrum weiß, und solche Tiere starben dann auch irgendwann. Der Rest war fit, bis die nächste weiß wurde. In diesem Becken hatte ich auch Planarien, und zwar schon ein paar.
Allerdings glaube ich nicht daran, dass die Garnelen wegen der Planarien starben, sondern andersrum wurde ein Schuh draus – Planarien sind (wie alle Tiere) Energiesparer. Können sie wählen zwischen einer toten Garnele und einer, die sie erst jagen müssen, wählen sie mit Sicherheit die leichtere Beute, wenn sie ihnen keine sonstigen Nachteile beschert. Als bekennende Aasfresser haben Planarien mit toten Tieren keine Probleme.
In einem Aquarium, in dem immer mal wieder Garnelen sterben, finden sie mehr Futter, und vermehren sich entsprechend. Die Vermehrungsrate bei Planarien verhält sich wie bei den Schnecken und vielen anderen Tieren: viel Futter – hohe Vermehrungsrate. Wenig Futter – weniger Vermehrung.
Also fallen uns in einem Becken, in dem es eh schon Probleme gibt, auch die Planarien eher ins Auge, und wir ziehen prompt den falschen Schluss – die Garnelen sterben wegen der Würmer! Da haben wir also mal wieder Symptom und Ursache verwechselt.
Man könnte nun einwenden, dass oft nach Bekämpfung der Planarien auch das Garnelensterben aufhörte. In dem betroffenen Becken sammelte ich die Planarien mit gutem Ergebnis mit einer Falle ab – und die Garnelen starben weiterhin, langsam, aber immer mal wieder. Setzt man dagegen Chemie gegen Planarien ein (Flubenol, Panacur oder ein auf Betelnuss basierendes Produkt), so muss man nach der Behandlung den Bodengrund sehr gut absaugen, um tote Planarien zu beseitigen, und einen großen Wasserwechsel von ca. 80% machen – und das ganze nach zwei Wochen nochmals wiederholen. Oft beseitigt man dadurch aber nicht nur tote Planarien, sondern auch Gammelstellen im Bodengrund, und man reduziert nicht nur die Wirkstoffkonzentration im Wasser, sondern auch die Bakteriendichte.
Gut möglich, dass man dadurch auch der Infektion der Garnelen Einhalt gebietet, und so unwissentlich zwei Probleme aufs Mal beseitigt. Die Garnelen hören auf zu sterben, und alles sieht danach aus, als seien wirklich die Planarien schuld gewesen …
Planarien gehören für mich trotzdem nicht in ein Garnelenbecken, eben weil sie räuberisch leben und sich an Jungtieren und auch adulten (gern an frisch gehäuteten) Tieren vergreifen und diese fressen. Aber für das klassische Garnelensterben sind sie nicht verantwortlich zu machen, da sollte man den Grund doch eher in einer Infektion suchen. Wer also Chemie im Aquarium tunlichst vermeiden möchte, ein Garnelensterben feststellt und Planarien sichtet, könnte die Wasserwechsel und Bodenreinigung auch ohne den Zusatz von Planarienmitteln durchführen, die Infektion so bekämpfen und der Planarien durch eine Falle oder durch Absammeln/Vernebeln versuchen Herr zu werden.