Vorletzte Woche war ein Teil der Crustahunter (bestehend aus René, Ulli und den Nachwuchshuntern Elisa und Paul) zur Abwechslung mal im eigenen Land unterwegs. Unser Weg führte uns in einen kleinen Teilort der Stadt Weinstadt, wo laut Hans Ruff vom NABU Weinstadt Steinkrebse (also europäische Krebse, keine eingeschleppten Amerikaner) zu finden sein sollten.
In dieser idyllischen Kulturlandschaft zwischen Kuhweiden und Wald suchten wir nun also nach Wirbellosen.
Die ersten Wirbellosen liefen uns buchstäblich über den Weg, noch waren es Landtiere, fotografiert (und danach freigelassen) haben wir sie natürlich trotzdem, vor allem wegen des Farbeffekts …
Etwas später erreichten wir die Stelle, an der es fast gar nicht halsbrecherisch war, ins Gewässer einzusteigen.
Im Hauptbach, der durch eine Ortschaft weiter oben am Berg fließt und dadurch auch etwas (aber wenig) Zivilisationsdreck abbekommt, fanden wir schon Wirbellose des Süßwassers, aber noch beschränkte sich die Auswahl auf diverse Planarien, Bachflohkrebse, Stein-, Köcher- und Eintagsfliegenlarven.
Besonders Steinfliegenlarven können eine beachtliche Größe erreichen, wie wir bald feststellten. Das Exemplar im Bild ist ohne Schwanzanhänge gute zwei Zentimeter lang.
Die dunkelbraungraue Planarie im Bild unten (vermutlich Dugesia gonocephala, was für Gewässergüte II sprechen würde) teilte sich bald nach dieser Aufnahme quer zur Mitte und schleimte danach relativ ungerührt zu zweit weiter.
Dann, in einem Seitenarm, er hatte auf 20 m Bach bereits ohne Ergebnis alle Steine umgedreht, wurde René doch noch fündig.
Ein Austropotamobius torrentium – ein Steinkrebs, männlich. Laut Fischerei-Forschungsstelle Baden-Württemberg ist uns mit diesem Fund an der Stelle der Erstnachweis gelungen. (Sprich, wir waren die ersten, die einen Fund weitergemeldet haben, es gibt die Krebse hier natürlich schon viel, viel länger).
Hans Ruff erzählte uns, dass die Leute vom NABU das letzte Mal vor zwei Jahren einen Steinkrebs in diesem Bachlauf gefunden hätten; früher gab es hier wohl auch noch Edelkrebse, die sind aber schon lange verschwunden. Neuerdings haben die Krebse einen Fressfeind dazubekommen – den Eichelhäher. Von denen haben wohl einige die Krebse als leicht zu fangendes nährstoffreiches Futter entdeckt, traurig aber wahr. Für ihre scharfen kräftigen Schnäbel stellt selbst der harte Panzer kein wirkliches Hindernis dar.
Wasserwerte:
(06.09.2011, 11:30 Uhr)
Temperatur: 15 °C
Leitwert: 459 Mikrosiemens
GH: 12
KH: 12
pH: 7,8 bis 8
NH4 (Ammonium): nicht nachweisbar
NO3 (Nitrat): nicht nachweisbar
NO2 (Nitrit): nicht nachweisbar
Natürlich entließen wir den kleinen Krebs nach der Fotosession wieder in die Freiheit, in der Hoffnung, dass er bald einen weiblichen Krebs und keinen hungrigen Vogel trifft …