Eine neue Studie legt nahe, dass Krebstiere nicht nur Schmerz, sondern in der Tat auch in der Folge von Schmerzen eine durchaus mit der menschlichen Angst vergleichbare Stressreaktion zeigen.
Dazu setzten die Autoren Pascal Fossat, Julien Bacqué-Cazenave, Philippe De Deurwaerdère, Jean-Paul Delbecque, Daniel Cattaert einen Flusskrebs in ein kreuzförmiges Aquarium mit hellen, dunklen und mittelhellen Teilen.
Nach einiger Zeit der Eingewöhnung bewegte sich der Krebs auch in den hellen Zonen. Dort bekam er dann Elektroschocks, woraufhin er die hellen Zonen mied. Offenbar hatte das Tier diese Zonen mit Schmerzen in Verbindung gebracht und zeigte in der Folge deutliches Stressverhalten.
Bei Wirbeltieren wird Stress durch den Botenstoff Serontonin gesteuert. Er kann beispielsweise durch das anxiolytische Benzodiazepin Chlordiazepoxid (Wirkungsweise ähnlich wie Valium) konterkariert werden. Auch bei den durch Elektroschocks gestressten Krebsen ließ sich noch nach einiger Zeit ein erhöhter Serontoninspiegel im Gehirn nachweisen. Nach einer Injektion des Beruhigungsmittels zeigten die Tiere wieder Neugier und betraten die hellen Zonen ohne weiteres Zögern.
Dieselbe Reaktion ließ sich auch ohne Elektroschocks hervorrufen: Wurde den Krebsen in der hellen Zone Serontonin injiziert, reagierten sie in genau derselben Weise: Sie vermieden es in der Folge, diese Bereiche zu betreten. Nach einer Dosis Beruhigungsmittel zeigten sie auch hier wieder normales Verhalten. Als Fazit aus dieser Studie lässt sich ziehen, dass es auch bei Wirbellosen angstähnliche Stressreaktionen gibt, und dass man im Umgang mit den Tieren darauf Rücksicht nehmen sollte.
Quelle: http://www.sciencemag.org/content/344/6189/1293