Matthias Eßlinger von TiMa Garnelenfutter hat ein Futtermittel entwickelt, mit dem man (und ganz legal, ohne das Verfüttern von verbotenen Substanzen) Ellobiopsidae bei Garnelen (fälschlich auch als systemische Mykose bezeichnet) in den Griff bekommt und einem erneuten Befall vorbeugen kann. Wie immer gilt: Warum sollte man einen Sekundärparasiten direkt bekämpfen? Klemm dem Parasiten die Nahrung ab und er geht ein, fertig – und viel effektiver, weil das Problem an der Wurzel angepackt wird!
Pilzerkrankungen und Protozoenbefälle sind bei Krebsen und Garnelen eigentlich nichts Neues, sie kommen in vielen Nutztieranlagen vor. Ein Problemfall ist beispielsweise Litopenaeus vannamei, eine häufige Speisegarnele. In der Tiefkühltheke im Supermarkt kann man in der Regel 10 Monate lang gute Garnelen kaufen, und während 2 Monaten im Jahr sind in den Packungen auch welche drin, deren Fleisch trocken schmeckt. Um ein vergleichbares Problem geht es auch beim „Garnelenschimmel“.
Kai-Uwe Genzel hat als gelernter Fischwirt einige Zeit in einer Thermalanlage für Signalkrebse im Harz gearbeitet. Hier handelt es sich um eine Anlage, die mit Thermalwasser gespeist wird – und 2 Monate im Jahr hat sie genau dieses Problem: trockenes Fleisch bei den Krebsen. Selbstverständlich können in dieser Zeit keine Krebse an die Restaurants geliefert werden, denn: Wer mag schon einen trockenen Krebs auf dem Teller? Auf der anderen Seite dürfen aber auch keine Medikamente eingesetzt werden, denn im Anschluss daran kann man auch keine Krebse liefern.
Das Grundproblem ist: Protozoen- und Pilzerkrankungen bei Garnelen, Krebsen, Fischen, Würmern, Vögeln, etc. geht immer ein Problem voraus. Pilze und Protozoen sind in der Regel Sekundärparasiten, nichts weiter.
Wo das Hauptproblem liegt, ist jedesmal ein anderes Thema, da die befallenen Zwerggarnelen jedoch praktisch ausschliefllich importiert werden, könnte man davon ausgehen, dass einige Ursachen von den jeweiligen Züchtern „hausgebacken“ sind.
Zur Wochenendvertretung im Zoo sagte ich jeden Freitag im Hochsommer dasselbe: „Hol die Königspinguine bitte spätestens um 8:30 Uhr zurück in den gekühlten Bereich und lass die nicht wieder bis Mittag draußen stehen!“
Kontrollieren konnte man das leicht. Hat’s die Vertretung gemacht, war alles ok. Waren die Pinguine zu lange draußen, musste man die Tiere ab Dienstag gegen Aspergillose behandeln – soll heißen, die Haltungsbedingungen spielen eine ganz entscheidende Rolle bei Sekundärparasiten! Stress und Umwelteinflüsse schwächen das Immunsystem und machen sich durch solche Erkrankungen schnell bemerkbar.
In der Signalkrebsanlage traten die Pilzerkrankungen immer dann auf, wenn man nach einem Starkregen nicht sofort reagierte. Wir bekamen das schnell heraus und konnten die Erkrankungen dann in der Folge verhindern: Da wir wussten, dass die Regenfälle Probleme machen, stellten wir immer sofort die Fütterung um, damit die Pilze nicht die Oberhand gewinnen konnten.
Aber zurück zum „Garnelenschimmel“. Ellobiopsidae sind Protozoen, die sich durch eine Immunschwäche an der Garnele zu schaffen machen können.
Die Pilze können nun auf drei Arten unschädlich gemacht werden:
a) kochen (ok, Garnele dann auch tot und schmeckt nicht mehr)
b) mit Medikamenten versuchen (es ist allerdings in der EU verboten, geeignete Medikamente wie Malachitgrün zu verfüttern!)
c) dem Pilz den Weg zur Nahrung versperren (klappt leider nicht bei starkem Befall, wenn der Pilz schon zu viele Körperteile der Garnele zerstört hat)
Ich habe Matthias von TiMa den Weg c) empfohlen. Sofern die Tiere nur mäßig stark geschädigt sind, erholen sie sich nach der nächsten Häutung wieder vollständig.
Eigentlich ist es ganz einfach. Man muss nur über das Futter der Garnele ermöglichen, eine Sperrschicht zwischen Panzer und Gewebe einzulagern. Somit leben zwar die Protozoen vorerst weiter, sie werden aber von ihrer Wurzel getrennt und können sich nicht mehr von der Garnele ernähren.
Bei der nächsten Häutung streift die Garnele den befallenen Panzer ab und sollte noch mit dem Spezialfutter weiter gefüttert werden, bis die übernächste Häutung durch ist. Danach ist eine Reinfektion für die nächsten Monate praktisch nicht möglich, falls nicht der gleiche Mangel als primäres Problem wieder hervor gerufen wird.
TiMa hat das Konzept mit seinem Futter „Garnelenpaste Balance“ gut umgesetzt. Es hilft der Garnele, eine Brücke zu bilden und gleicht zusätzlich die Hauptmangelerscheinungen aus, sodass die Tiere weniger anfällig werden.
Text: Kai-Uwe Genzel
Fotos: Chris Lukhaup
Anmerkung: Dieser Artikel ist aus dem Jahr 2017. Mittlerweile gibt es neue Erkenntnisse. Es handelt sich hier mitnichten um Ellobiopsidae oder Mykose, sondern um eine parasitäre Alge (Cladogonium ogishimae).