Garnelen sind keine Fische, und viele in der Aquaristik altbekannte Stoffe im Wasser wirken bei ihnen ganz anders. Darum werden wir uns in lockerer Folge mit diesen Parametern beschäftigen und so versuchen, die Verwirrung etwas zu lösen. Heute: Ammonium/Ammoniak (NH4/NH3).
Grundsätzlich gibt es kaum einen Fall, wo zuviel Ammonium (NH4) schädlich werden könnte, zumindest nicht bei Süßwasserbewohnern. Ammonium fällt stetig an beim Eiweißabbau und wird auch sehr leicht wieder ausgeschieden (ammoniotelisch). Dieser Prozess ist für sie sehr einfach, da sie ohnehin stetig Osmoregulation über Anntennendrüsen und das Transportepithel auf den Kiemen betreiben. Darum trinken Süßwasserlebewesen ja auch nicht nicht.Bei Landbewohnern ist das schon eine ganz andere Situation, denn die können nicht so einfach Ammonium ausscheiden, aber davon sprechen wir hier nicht. Es könnte möglicherweise einen Zusammenhang geben bei der Hemmung der Reizweiterleitung, da die Repolarisierung der Kaliumkanäle durch Tetraethylammonium blockiert wird. Aber das ist rein spekulativ.
Die toxische Wirkung beruht im Wesentlichen auf die Konzentration von Ammoniak. Ammonium und Ammoniak stehen in einem pH-abhängigen Gleichgewicht zueinander – Ammoniak entsteht mit zunehmendem ph-Wert. Bei einem pH unter 6 wird Ammoniak (NH3) vollständig in Ammoniumionen (NH4+) umgewandelt. Die Ammoniakkonzentration steigt um den Faktor 10 bei einer Erhöhung von pH 6 auf 7. Bei pH 8,5 liegen ca. 12% als Ammoniak vor, und bei 5mg Ammoniumkonzentration beträgt der Ammoniakanteil ca. 0,6 mg NH3/L. Das ist absolut toxisch!
Eine Schädigung entsteht bei Fischen schon ab einer sehr geringen Konzentration von 0,01mg/Liter. Tödlich ist eine Konzentration ab 0,2mg/Liter – je nach Empfindlichkeit der Fischart. (Auch hier gilt wie bei den Garnelen: Bachlinge sind empfindlicher als Teichlinge). Bei Arthropoden ist die Toleranz größer als bei Fischen. Da Crustaceen wie auch Insekten (hier besonders als Insektenlarven betrachtet) zu den Arthropoden zählen, können wir davon ausgehen, dass auch Garnelen weniger empfindlich gegenüber Ammonium/Ammoniak sind. Kurzfristige höhere Konzentrationen sind dabei eher weniger dramatisch als dauerhaft hohe Belastungen. Auch hier gilt: Bachgarnelen sind wesentlich empfindlicher als Teichgarnelen!
Wenn der Stickstoffkreislauf (Nitrifikation) im Aquarium intakt ist, sollte Ammonium nicht nachweisbar sein. In einem laufenden Becken nachweisbares NH4 ist immer ein Hinweis darauf, dass die Beckenbiologie nicht oder nur eingeschränkt funktioniert. Dann sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden (Animpfen mit Mikroorganismen, Überprüfung des Mineralstoffhaushalts etc.).