Garnelen sind keine Fische, und viele in der Aquaristik altbekannte Stoffe im Wasser wirken bei ihnen ganz anders. Darum werden wir uns in lockerer Folge mit diesen Parametern beschäftigen und so versuchen, die Verwirrung etwas zu lösen.
Nitrat (NO3) ist für Fische nicht sonderlich giftig, es wird in hohen Dosierungen von bis zu 100 mg/l und mehr vertragen. Bei Garnelen gibt es jedoch deutliche Hinweise, dass dieser Stoff für sie nicht ganz so harmlos ist. Dazu müssen wir jedoch etwas weiter ausholen.
Wasserinsekten gehören wie unsere Garnelen zu den Arthropoda (Gliederfüßern). Crustecdyson (ein Steroid mit Hormonwirkung, das von den Y-Organen produziert wird) steuert bei Garnelen die Häutung, bei Insekten mit einem wasserlebenden Larvenstadium im Mengenverhältnis zum Juvenilhormon den Zeitpunkt der Metamorphose, der Umwandlung von der Larve zum adulten Tier. Wenn zu viel Nitrat im Wasser ist, bleibt diese Metamorphose aus. Die Ausschüttung von Crustecdyson wird durch Jod initiiert, diese Jodanhaftung wird durch Nitrat jedoch gehemmt. Diese Hemmung der Metamorphose lässt sich auch bei Froschkaulquappen von Pfeilgiftfröschen beobachten, wenn zu viel Nitrat im Wasser enthalten ist. Es gibt allerdings auch Arten wie Schwebfliegen, deren Larven selbst in reiner Gülle leben und denen Nitrat dort offenbar nicht schadet.
Es ist noch nicht abschließend geklärt, ob Garnelen überhaupt Stoffe aus dem Wasser aufnehmen, da sie eigentlich schon genug Probleme haben, für die Osmoregulation Wasser auszuscheiden, dennoch kann man auch bei Garnelen bei hohen Nitratwerten Störungen bei der Häutung beobachten, was eine hemmende Wirkung des Nitrats auf das Crustecdyson nahelegen würde. Die Toleranz ist von Art zu Art unterschiedlich, generell kann man jedoch sagen, dass Bachgarnelen wie Bienen-, Tiger-, Hummelgarnelen und viele Paracaridina sowie Garnelen aus sehr sauberen Habitaten wie die Arten aus den Alten Seen auf Sulawesi auf Nitrat weit empfindlicher reagieren als Teichgarnelen wie Neocaridina. Bei ersteren ist ein Nitratwert von unter 10 mg/l anzustreben, letztere kommen auch noch mit Nitratwerten jenseits der 25 mg/l klar.
Vielen Dank an Roland Lück für die Beratung!